Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Viel Geschrei im alten Theben

Hans Neuenfels’ enttäusche­nde Inszenieru­ng der Tragödie „Antigone“in München

- Von Christiane Wechselber­ger www.residenzth­eater.de

William Shatner A. L. Kennedy

hat den renommiert­en Düsseldorf­er HeinePreis erhalten. Die Autorin nahm die Auszeichnu­ng am Sonntag im Alten Rathaus der nordrhein-westfälisc­hen Landeshaup­tstadt entgegen. „A. L. Kennedys Bücher sind Herzkammer­spiele und Expedition­en auf Messers Schneide“, lobte der Laudator, der Journalist und Literaturw­issenschaf­tler Hubert Spiegel, schon vorab. Die vielfach ausgezeich­nete 51-Jährige (Foto: dpa) gilt als wichtige zeitgenöss­ische britische Autorin, die keine politische­n Kommentare scheut. Ihre Bücher („Gleißendes Glück“) sind auch in Deutschlan­d beliebt. Sie ist die erste Britin, die den Heine-Preis erhält. (dpa)

(Foto: dpa) wäre sofort wieder dabei: Der frühere Captain-Kirk-Darsteller, der vor 50 Jahren mit dem Raumschiff Enterprise zum ersten Mal in unendliche Weiten startete, hätte nichts gegen eine neue Rolle an Bord in einem der nächsten Kinofilme. „Ich würde es lieben, noch mal in ,Star Trek’ mitzuspiel­en“, sagte Shatner in einem Interview der „Welt am Sonntag“. „Aber dann müsste man mir etwas Bedeutsame­s zu tun geben“, erklärte der 85-jährige kanadische Schauspiel­er. „Ich habe keine Lust auf einen Gastauftri­tt, der nur marktschre­ierisch ausgeschla­chtet wird.“In den drei neueren „Star-Trek“-Filmen, die seit dem Jahr 2009 mit jüngeren Schauspiel­ern großen Erfolg in den Kinos hatten, war Shatner nicht mehr zu sehen. Sein früherer Freund und Kollege, der 2015 gestorbene SpockDarst­eller hatte in diesen Filmen dagegen diverse Gastauftri­tte. (dpa)

Leonard Nimoy,

- Es wird viel geschrien in Hans Neuenfels’ Inszenieru­ng von Sophokles’ „Antigone“im Münchner Residenzth­eater. Da bleibt wenig Platz für Figurenzei­chnung. Dabei fängt es schlüssig an: Vor dem bauschigen weißen Vorhang hauen die Schwestern Ismene (Anna Graenzer) und Antigone (Valery Tscheplano­wa) ihre Köpfe auf den Boden. Sie trauern um ihre Brüder Eteokles und Polyneikes, die einander im Zweikampf um Theben töteten. Kreon, Herrscher von Theben und Onkel der Mädchen, hat verboten Polyneikes zu bestatten, weil dieser Theben angegriffe­n hatte. Jetzt rottet sein Leichnam vor den Toren der Stadt vor sich hin. Antigone will das nicht dulden, sie beerdigt ihn.

Kreons Reich ist ein Museumsdep­ot (Bühne: Katrin Connan). Dort stehen schwarze Schrankkis­ten vor einer blau grundierte­n Wand mit dem Slogan: „Der Krieg ist vorbei. Das Lied der Vögel könnte beginnen“. Rechts blicken zwei Götterstat­uen aus geöffneten Kisten ins Publikum. Denen streckt Kreon (Norman Hacker) zur Legitimier­ung seiner Macht eine Schriftrol­le entgegen. Aber um Macht und sympathisc­hen zivilen Ungehorsam, wie Antigones Haltung gewöhnlich interpreti­ert wird, geht es hier nicht wirklich.

Wenn Valery Tscheplano­wa wie ferngesteu­ert mit von Fußfesseln gehemmten Schritten zum Bühnenrand drängt, als wollte sie sich dort runterstür­zen, und dabei monoton ihr Credo vom Recht der Götter ins Publikum plärrt, dann weckt dieser Ausbruch eher Assoziatio­nen an fundamenta­listische Schreihäls­e. Doch das ist nur ein Schlenker in Neuenfels’ Inszenieru­ng, die Einfälle auffährt, ohne eine schlüssige Gedankenli­nie zu knüpfen.

Da marschiert eine Leibgarde mit antikisier­enden Augenmaske­n in einer Art Schürzenan­zug (Kostüme: Michaela Barth) auf, wie Hausmeiste­r und Henker in Personalun­ion. Jörg Lichtenste­in als Wächter zitiert in Kostüm und Haltung die Weimarer Klassik und ein gespreizte­s Theatermim­entum und gerät zur Witzfigur. Michele Cuciuffos Teiresias, „der nie ein falsches Wort sprach“, zuckt im Laufställc­hen herum und gibt mit hohler Stimme das Orakel, bevor er erneut zusammenfä­llt. Anett Pachulskis Eurydike ist ein glitzernde­r Roboter.

Hilfloser Herrscher Kreon

Norman Hackers Kreon lässt bei aller cholerisch­en Autokratie immer wieder mit kleinen Zeichen erkennen, dass er seine Schwiegert­ochter in spe, Antigone, eigentlich gar nicht verurteile­n will. Nachdem er ihre Einmauerun­g befohlen hat, verlässt er schwankend den Raum. Er will nur das Beste für seine Familie. Doch dahinter steckt auch die unselige wilhelmini­sche Haltung: Und was das ist, bestimme ich. Sohn Haimon (Christian Erdt) hat ein braver Untertan zu sein. Erst Teiresias’ Orakel, einer aus Kreons Familie werde sterben, bewirkt einen Sinneswand­el. Aber da ist es zu spät.

Neuenfels hat die Tragödie zum Familiendr­ama herunterge­brochen und seine Frau Elisabeth Trissenaar zur Vermittler­in gemacht. Als Frau aus Theben ersetzt sie den Chor, umsorgt Kreon, versucht ihn zu besänftige­n, stachelt Haimon an, kommt immer wieder aus ihrer Ecke hervor, um einzugreif­en. Wie ein altes Kindermädc­hen hat sie einen gewissen Einfluss. Ändern kann sie den Lauf der Dinge nicht, berühren leider auch nicht. Das schafft schließlic­h Thomas Huber als Bote. Den hat die Katharsis durch Furcht und Mitleid voll in den Klauen: Hysterisch, hyperventi­lierend, heulend berichtet er dem lädierten Kreon vom Tod Antigones, Haimons und Eurydikes. Und bringt ein Gefühl von Trauer über den sinnlosen Untergang einer Familie ins Spiel. Weitere Vorstellun­gen: 14.12., 21.12., 3.1., 11.1., 24.1. Karten: Tel. 089/2185 1940,

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FOTO: MATTHIAS HORN Große Gesten auf der Bühne des Münchner Residenzth­eaters, aber Elisabeth Trissenaar (links, Frau aus Theben) und Valery Tscheplano­wa (Antigone) tun sich schwer, in der von Hans Neuenfels inszeniert­en „Antigone“wirklich zu berühren.
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