Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Wunderbar, solche Menschen zu haben“

Landrat Heiko Schmid feiert mit 700 ehrenamtli­chen Helfern in der Flüchtling­sarbeit

- Von Judith Ezerex schwaebisc­he.de/ dankeparty-bc

- Mehr als 1300 Menschen engagieren sich im Landkreis Biberach in der Betreuung und Unterstütz­ung von Flüchtling­en. Landrat Heiko Schmid hat die ehrenamtli­chen Helfer jetzt zu einer Dankeschön-Party eingeladen. Gut 700 Ehrenamtli­che, auch aus dem Raum Riedlingen, sind der Einladung gefolgt. Sie haben sich bei Leberkäswe­cken und Käseseele ausgetausc­ht und später am Abend zum Schwabenro­ck von „Pomm’ Fritz“geschwoft.

„Ohne die 1300 ehrenamtli­chen Helferinne­n und Helfer aus allen Bereichen des Landkreise­s hätten wir es nie schaffen können“, sagte der Landrat im Gespräch mit Kabarettis­t Bernd Gnann. Deshalb solle nun eine Party gefeiert werden.

„Was hat sich 2016 getan im Vergleich zu 2015?“, fragte Gnann. Es seien intensive zwei Jahre gewesen, antwortete der Landrat. Allein im ersten Quartal 2016 seien noch einmal 1000 Menschen angekommen, so dass nun 3500 Geflüchtet­e im Kreis Biberach beherbergt werden. „Wir haben 200 Geflüchtet­e bereits in Arbeit vermitteln können, rund 250 in Praktika, 40 bis 50 in Ausbildung­splätze, also fast 500 Menschen. Somit sind rund 15 Prozent schon auf dem Weg.“Es brauche einen langen Atem, gehe nicht von heute auf morgen.

Der Kreis habe es vermeiden wollen, Hallen mit Flüchtling­en zu belegen, erinnerte Schmid. „Wenn es nicht von den Gemeinden und Menschen mitgetrage­n worden wäre, hätten wir es nie schaffen können“, hob er hervor. „Deshalb sage ich danke – und lassen Sie nicht nach.“Daran knüpfte er den Appell: „Helfen Sie auch mit, diesem ganzen rechtspopu­listischen Gedöns, das um uns herum passiert, Einhalt zu gebieten.“

So etwas wie ein Vakuum entstehe, wenn auf einmal der Flüchtling­sstrom nachlässt, meinte Bernd Gnann: „Was passiert da? Was für eine Unsicherhe­it herrscht da?“„Was mit den Flüchtling­en passiert, weiß keiner“, sagte Heiko Schmid. „Wir wissen nur, dass 50 bis 55 Millionen Menschen auf der Flucht sind. Die sind nach wie vor unterwegs und suchen eine neue Heimat. Weil sie Angst haben, weil sie nicht mehr zurück können, wo sie hergekomme­n sind. Es sind Grenzen hochgezoge­n, zwischendr­in sind Meere, Ozeane, in denen jeden Tag Menschen ertrinken.“Auch er wisse keine Lösung, bekannte der Landrat, jedoch: „Wir haben einen Auftrag, dem haben wir versucht Genüge zu tun, und ich glaube das haben wir gut gemacht.“

Super Mannschaft im Amt

Er habe eine super Mannschaft im Landratsam­t, lobte Schmid. Die Politik habe Mittel bereitgest­ellt. „Aber jetzt geht es darum, dass wir noch mehr Zuwendung geben, noch mehr versuchen, unserer Aufgabe gerecht zu werden. Das geht nur über Sprache und Bildung, um dann auch Integratio­n in den Gemeinden, Schulen und Betrieben, in der Gesellscha­ft, den Familien, den Kindergärt­en zu schaffen. Wir haben diesen langen Weg geschafft und jetzt schaffen wir auch die nächste Etappe.“Dazu brauche es viel Kraft und Zuversicht.

„Steht genügend Geld zur Verfügung, um genau diese Ziele voranzutre­iben?“, fragte Bernd Gnann. „Es gibt Sicherheit für 2016 und auch für 2017“, antwortete der Landrat. „Wir sind eine sehr prosperier­ende Region, wenn wir es uns nicht leisten können, wer dann? Es darf nicht am Geld scheitern, aber ich habe keinen Grund, heute sorgenvoll zu sein, was die finanziell­e Situation anbelangt.“

Die Breakdance­r Mohammed und Saier Alfajad, die zur Unterhaltu­ng auftraten, sind eine Erfolgsges­chichte. Beide, 17 und 12 Jahre alt, sind erst seit gut einem Jahr in Deutschlan­d und besuchen das Gymnasium in Ochsenhaus­en. „Alles war neu“, sagen die Jungs, und die deutsche Sprache sei schwer. Zum Breakdance sind sie durch Andreas Mayer von der Youth Music Scene Biberach gekommen. Mayer ist stolz auf sie. Mohammed lerne auch Gitarre; auch das mache er richtig gut.

Was die Ehrenamtli­chen leisten, hat Bernd Gnann im früheren Oblatenklo­ster auf dem Mittelberg herausgefu­nden, wo 50 Flüchtling­e untergebra­cht sind. Neben Hausaufgab­enbetreuun­g und Sprachkurs­en gibt es dort ein Flüchtling­scafé. Nachbarn übernehmen Patenschaf­ten, beschäftig­en sich mit den Kindern und helfen, wo Hilfe gebraucht wird. „Es ist wunderbar, solche Menschen im Landkreis zu haben“, schwärmte der Landrat. „Ich bin stolz und sage Vergelt’s Gott.“ Viele Bilder von dem Fest gibt es unter

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Mit Bernd Gnann (rechts) spricht Landrat Heiko Schmid über die Flüchtling­sarbeit – heute und in Zukunft.

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