Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Musikalische Perlen aus zehn Jahren Philipp Winter
Stammkapelle des Musikvereins Dürmentingen nimmt musikalisch Abschied von ihrem Dirigenten – Jugendkapelle H2D überzeugt
- Das Jahreskonzert des Musikvereins Dürmentingen, von der Jugend- und der Stammkapelle wie gewohnt konzertant überzeugend dargeboten, entsprach den beiden Seiten einer Medaille: H2D freut sich auf weitere Zusammenarbeit mit Michaela Funk und hat bereits den nächsten Geburtstag im Visier, die Stammkapelle muss sich nach zehn Jahren Dirigat von Philipp Winter verabschieden. Anspruchsvolle Konzertliteratur, auf hohem Niveau interpretiert, prägte den Musizierstil beider Ensembles.
Schwungvoll mit Gespür für klare Signale und exakten Rhythmus eröffnete Michaela Funk mit H2D den Konzertabend. Effektvoll mit klarer Zeichengebung setzte sie das vielgestaltige Instrumentarium ihrer Schar für einen reichhaltigen Klangteppich bei „Fanfare For The Third Planet“ein. Majestätische Klangfolgen in ruhigen Bahnen verkörperten danach Größe und Schönheit der Gletscher bei Armin Koflers „Schmelzenden Riesen“. Kurzgefasste Sequenzen standen für eine rasante Schlittenhundefahrt, drohende Klänge sollten an die immer schneller schmelzenden Gletscher erinnern. Doch helle Tonfolgen als Abschluss standen für die Hoffnung, dass das Eisparadies erhalten bleibt.
Die Rockballade „Hinterm Horizont“ist mit dem Namen Udo Lindenberg untrennbar verbunden. Durch ihren orchestralen Gesamtklang mit TRAUERANZEIGEN vielen klar ausgewiesenen Soli verschiedener Register bis hin zur Schlagzeugggruppe, die sich hier naturgemäß gut in Szene setzen konnte, erspielte sich die jugendliche Schar viel Beifall. Auch der „Michael-Jackson-Mix-Hit“kommt H2D mit seiner jugendlichen Musizierfreude sehr entgegen. Von den beiden Tuben über das Basssaxofon bis zum hohen Blech und den Holzblasinstrumenten bildeten die fast 40 Jugendlichen einen tollen Klangkörper. Dabei war es eine Freude, der engagierten Dirigentin zuzusehen, wie sie ihre Schar mit ihrem zielgerichteten Dirigat beflügelt.
Davon konnten sich unter den vielen Zuhörern neben Bürgermeister Dietmar Holstein als neuem Schirmherrn von H2D auch Vertreter von Kirche, Schule und Politik überzeugen.
Große Bandbreite
Die Musiker der Stammkapelle stellten aus Highlights von zehn Jahren mit Philipp Winter das abschließende Konzertprogramm zusammen. Schnell zeigte sich, wie groß die Bandbreite dessen ist, was in diesem Zeitraum erarbeitet wurde. Wuchtige Paukenschläge und dunkle Posaunenklänge führten ein in die „Continental Overture“von Johan de Meij. Kurzgefasste Passagen im tiefen Blech wanderten durch die hellen Register bis zu einem schillernden Klanggemälde mit breiten und vorwärtsdrängenden Aspekten. „The Last of The Mohicans“führte die Zuhörer in die Welt der Indianer. Klare Schlagzeugpassagen zu ebenmäßigen Klängen erzeugten eine ganz eigenartige Stimmung, die sich der Filmmusik entsprechend in spektakuläre Einzelszenen gliederte, um in einem nachdenklichen Finale zu enden. Die „Tom Sawyer Suite“basiert auf der Romanvorlage. In fünf ganz unterschiedlichen und daher instrumental sehr differenzierten Sätzen nutzte die Kapelle die Möglichkeit, ihre reichhaltige Registervielfalt zu präsentieren und nicht nur beim agilen Posaunenterzett effektvoll in den Gesamtklang einzubinden.
In „Lord of The Dance“auf dem Hintergrund einer alten irischen Sage wird der ewige Kampf Gut gegen Böse in detailreichen Einzelbildern dargestellt. Musikalisch klare Botschaften spiegeln die Musizierfreude der Kapelle wider. „In Treue fest“von Carl Teike gehört zu den herausragenden, alle Zeiten überdauernden Präsentiermärschen. Rhythmisch klar und exakt, ohne übertrieben zu wirken, die melodischen Schönheiten mit Bewusstsein betonend, passte dieses Werk zum Versprechen von Philipp Winter: „Der Musikverein Dürmentingen ist und bleibt mein Verein.“Dies gelte auch, wenn er nach zehn Jahren Dirigat nun ins Hornregister zurückkehre, von dem er im Jahre 2008 „von hinten nach vorn“ausgewandert sei.
Nicht weniger beeindruckend und mit viel Beifall bedacht, eine fast bedrückend wirkende Zugabe, mit der die Dürmentinger Musikerschar aller Toten ihres Vereins gedachte.