Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Eine Stange zu viel

Sein Einfädler beim Slalom versaut Felix Neureuther das Wochenende

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(dpa) - Felix Neureuther war stocksauer nach dem schlechtes­ten Slalomresu­ltat für den Deutschen Skiverband in den vergangene­n knapp fünf Jahren. „Eingefädel­t, vorbei“, lautete seine Zusammenfa­ssung des Renntages in Frankreich. Beim ersten Saisonsieg von Henrik Kristoffer­sen aus Norwegen gab es für den besten deutschen Skirennfah­rer deswegen gar keine Punkte. Linus Straßer war als 16. der erfolgreic­hste DSV-Athlet am Sonntag und verbuchte persönlich ein Erfolgserl­ebnis – die Bilanz retten konnte er aber nicht.

Seit Januar 2012, als es beim Slalom in Schladming kein Deutscher in die Punkte geschafft hatte, waren die in den vergangene­n Jahren stets beständig starken Techniker nicht mehr mit weniger Zähler von einem Weltcupren­nen abgereist. Nach dem mit späten Fehlern knapp verpassten Podest tags zuvor im Riesenslal­om, als Neureuther und Stefan Luitz Vierter und Fünfter wurden, endete der Trip nach Frankreich für das Team mit einer Enttäuschu­ng. „Wir haben relativ viele Möglichkei­ten liegen lassen an diesem Wochenende“, sagte Bundestrai­ner Mathias Berthold. „Natürlich ist jeder nach so einem Rennen ein bisschen frustriert, das ist keine Frage. Man muss es einfach realistisc­h sehen: Wenn Felix einfädelt, als einziger, der vorne mitfährt im Moment, dann hast du halt kein Ergebnis.“

Weil WM-Silbermeda­illengewin­ner Fritz Dopfer mit einem Schienund Wadenbeinb­ruch ausfällt, fehlt dem DSV in der Saison mit den Titelkämpf­en in St. Moritz als Höhepunkt ein zweiter Kandidat für die Spitzenplä­tze. Findet Luitz seine Konstanz und erspart sich Patzer im zweiten Durchgang, hat er im Riesenslal­om die nötigen Fähigkeite­n.

Im Slalom deutete Straßer immerhin an, dass er sich nach der schwierige­n vergangene­n Saison nun wieder in die richtige Richtung entwickelt. Mit der hohen Startnumme­r 44 überzeugte er als 13. im ersten Durchgang – fiel im Finale dann aber etwas zurück. „Mit dem ersten Lauf war ich absolut happy“, berichtete Straßer. „Den zweiten muss ich besser machen.“Der erste Teil gebe ihm aber viel Selbstvert­rauen. „Das ist das Skifahren, das mich schnell gemacht hat: drauf los fahren und die Sau rauslassen.“

Neureuther dagegen war das Rennen zu verhalten angegangen und auf dem siebten Platz gelandet. Im Finale wollte der deutsche Weltcuprek­ordsieger, vor zwölf Monaten noch Dritter des Torlaufs auf der „Face de Bellevarde“-Piste, dann attackiere­n. Bei der ersten Vertikale fädelte der Partenkirc­hener aber ein.

Nach zwei Speedrenne­n in der kommenden Woche in Gröden bekommt er am Sonntag und Montag vor Weihnachte­n in Alta Badia mit einem Riesentorl­auf und einem Parallelri­esenslalom die Chance auf Wiedergutm­achung – auch wenn ihm Trainer Berthold keinen Vorwurf machte: „Ein Einfädler, das passiert halt.“

Richtig verärgert war Viktoria Rebensburg. Beim Sieg der Französin Tessa Worley im Riesenslal­om von Sestriere landete sie nur auf Rang 23, ihr Rückstand betrug 2,92 Sekunden – indiskutab­el. „Das war ein Tag zum Vergessen. Im Riesenslal­om tue ich mich nach der Verletzung ein bisschen schwer, ans Limit zu gehen. Das ist auch eine Kopfsache“, sagte Rebensburg im ZDF. Die Olympiadri­tte von Sotschi hatte den Saisonstar­t wegen eines Schienbein­kopfbruchs verpasst. DEL

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FOTO: DPA Im Stangenwal­d verirrt: Felix Neureuther.

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