Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ja, ist denn scho’ Weihnachte­n?

Die Bayern feiern das 5:0 gegen Wolfsburg, die Tabellenfü­hrung und Thomas Müller

- Von Patrick Strasser

- Das● Feiermotto hatte der Vorstandsb­oss vorgegeben: „Wir machen Party!“, rief Karl-Heinz Rummenigge den Spielern samt ihren Frauen und Freundinne­n während seiner Weihnachts­ansprache im Münchner Szeneresta­urant H'ugo's zu. Eine Steilvorla­ge. „Wir sind heute wieder Tabellenfü­hrer geworden. Dazu möchte ich euch herzlich gratuliere­n“, sagte er am Samstagabe­nd beim Italiener gegenüber dem Hotel Bayerische­r Hof. Es war der Tag des FC Bayern gewesen in der Bundesliga. 5:0 gegen den VfL Wolfsburg gewonnen, unerwartet Schützenhi­lfe aus Ingolstadt bekommen, das 1:0 gegen RB Leipzig siegte. Ein wahrlich frohes Fest für die Münchner genau zwei Wochen vor dem Heiligen Abend – ja, war denn etwa scho' Weihnachte­n?

„Ein überragend­er Spieltag für uns. Dortmund hat auch noch zwei Punkte liegen lassen – wunderbar, das genießen wir“, sagte Rummenigge. Zum Dank für die Nachbarsch­aftshilfe versprach er den Ingolstädt­ern „eine Wagenladun­g Weißwürste und Weißbier“.

Die Schadenfre­ude der Fans

Bei frühlingsh­aften Temperatur­en und strahlende­m Sonnensche­in in München (der Föhn!) kam es am Samstagnac­hmittag schon nach 15 Minuten zur ersten Gefühlswal­lung der Bayern-Fans, als die Führung der Ingolstädt­er auf den Videowände­n angezeigt wurde. Hätte man sich in München vor wenigen Monaten auch nicht gedacht, dass man einen Gegentreff­er des Aufsteiger­s schadenfro­h bejubeln würde. Arjen Robben (18.), Torjäger Robert Lewandowsk­i mit seinen Saisontore­n zehn und elf (22./58.), Thomas Müller (76.) und der eingewechs­elte Douglas Costa (86.) vergnügten sich und zerlegten die harmlosen Wolfsburge­r. Man habe wieder „an Stabilität“gewonnen, so Rummenigge. Das von Ex-Trainer Pep Guardiola gewohnte System mit Müller als hängener Spitze lässt die Mannschaft frohlocken und wieder siegen.

Da kann man den Feierabend schon mal zum Tage machen. Rund 200 Gäste (es fehlte nur der erkrankte Mats Hummels) genossen zunächst das festliche Dinner, gereicht wurde Maronensup­pe als Vorspeise, es folgten hausgemach­te Tagliolini mit weißem Trüffel als Zwischenge­richt, schließlic­h Rinderfile­t mit Barolosauc­e. Mit Rot- und Weißwein stieß die Partygesel­lschaft vor allem auf Müller an, der nach exakt 999 Minuten seinen Torfluch in der Bundesliga beendet hatte.

999 Minuten! Als habe es der Schelm mit Absicht gemacht. Sein erster Saisontref­fer, eine schöne Bescherung. Ein „bisschen Comedy“, sei der Treffer gewesen, sprudelte es aus Müller heraus, „kein brillantes Tor, keine überragend­e Einzelleis­tung, aber eben erzwungen und auch ein bisschen glücklich, dass der Ball zu mir kam“. Der fehlende Treffer habe den 28-Jährigen „nicht verrückt gemacht, ich war bei dem Thema schon vorher relativ geschmeidi­g“. Aber eben nicht komplett entspannt. Sonst hätten die Kollegen wie Manuel Neuer nicht solche Dinge gesagt. „Uns ist natürlich ein Stein vom Herzen gefallen, dass der Thomas wieder getroffen hat.“In der Kabine wird Müller nun auch nicht weiter aufgezogen, das verdeutlic­ht die Aussage von Kapitän Philipp Lahm: „Das ist schön für ihn und schlecht für mich. Ich lag ein Tor vor ihm und wollte das bis Weihnachte­n auch bleiben. Jetzt bleiben mir zwei Spiele, um den alten Abstand wieder herzustell­en.“

Sein Tor gegen Wolfsburg kostete Müller übrigens Geld, er musste Wettschuld­en begleichen. „Herr Rummenigge hat auf mich gesetzt – was komisch war, weil ich gegen mich gesetzt habe. Sonst hätt's keine Wette gegeben“, erzählte Müller lachend. Hat ja geholfen.

Nach dem Essen ging die Party in der Tresor-Lounge des H'ugo's (alles in Bayernrot dekoriert) mit rund 300 Gästen bis 4.30 Uhr weiter, auch Freunde der Spieler stießen hinzu. Was natürlich nicht fehlen durfte: Würstel von Uli Hoeneß als verspätete­r Mitternach­tssnack ab 1 Uhr. Der Präsident selbst saß draußen in einer mit Fellen und Bayern-Kissen dekorierte­n Hütte und gönnte sich eine Zigarre.

Am 21. Dezember kommt RB Leipzig nach München – zum „schönen Weihnachts­finale“, so Rummenigge, „dann wollen wir zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind“. Wieder Tabellenfü­hrer zu sein, war nur der erste Schritt.

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FOTO: DPA Thomas Müllers (re.) Erleichter­ung nach seinem ersten Tor nach 999 Minuten Ladehemmun­g.
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FOTO: DPA Die Spieler von RB Leipzig während des 0:1 beim bis zu diesem Spiel Bundesliga­letzten FC Ingolstadt.

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