Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ja, ist denn scho’ Weihnachten?
Die Bayern feiern das 5:0 gegen Wolfsburg, die Tabellenführung und Thomas Müller
- Das● Feiermotto hatte der Vorstandsboss vorgegeben: „Wir machen Party!“, rief Karl-Heinz Rummenigge den Spielern samt ihren Frauen und Freundinnen während seiner Weihnachtsansprache im Münchner Szenerestaurant H'ugo's zu. Eine Steilvorlage. „Wir sind heute wieder Tabellenführer geworden. Dazu möchte ich euch herzlich gratulieren“, sagte er am Samstagabend beim Italiener gegenüber dem Hotel Bayerischer Hof. Es war der Tag des FC Bayern gewesen in der Bundesliga. 5:0 gegen den VfL Wolfsburg gewonnen, unerwartet Schützenhilfe aus Ingolstadt bekommen, das 1:0 gegen RB Leipzig siegte. Ein wahrlich frohes Fest für die Münchner genau zwei Wochen vor dem Heiligen Abend – ja, war denn etwa scho' Weihnachten?
„Ein überragender Spieltag für uns. Dortmund hat auch noch zwei Punkte liegen lassen – wunderbar, das genießen wir“, sagte Rummenigge. Zum Dank für die Nachbarschaftshilfe versprach er den Ingolstädtern „eine Wagenladung Weißwürste und Weißbier“.
Die Schadenfreude der Fans
Bei frühlingshaften Temperaturen und strahlendem Sonnenschein in München (der Föhn!) kam es am Samstagnachmittag schon nach 15 Minuten zur ersten Gefühlswallung der Bayern-Fans, als die Führung der Ingolstädter auf den Videowänden angezeigt wurde. Hätte man sich in München vor wenigen Monaten auch nicht gedacht, dass man einen Gegentreffer des Aufsteigers schadenfroh bejubeln würde. Arjen Robben (18.), Torjäger Robert Lewandowski mit seinen Saisontoren zehn und elf (22./58.), Thomas Müller (76.) und der eingewechselte Douglas Costa (86.) vergnügten sich und zerlegten die harmlosen Wolfsburger. Man habe wieder „an Stabilität“gewonnen, so Rummenigge. Das von Ex-Trainer Pep Guardiola gewohnte System mit Müller als hängener Spitze lässt die Mannschaft frohlocken und wieder siegen.
Da kann man den Feierabend schon mal zum Tage machen. Rund 200 Gäste (es fehlte nur der erkrankte Mats Hummels) genossen zunächst das festliche Dinner, gereicht wurde Maronensuppe als Vorspeise, es folgten hausgemachte Tagliolini mit weißem Trüffel als Zwischengericht, schließlich Rinderfilet mit Barolosauce. Mit Rot- und Weißwein stieß die Partygesellschaft vor allem auf Müller an, der nach exakt 999 Minuten seinen Torfluch in der Bundesliga beendet hatte.
999 Minuten! Als habe es der Schelm mit Absicht gemacht. Sein erster Saisontreffer, eine schöne Bescherung. Ein „bisschen Comedy“, sei der Treffer gewesen, sprudelte es aus Müller heraus, „kein brillantes Tor, keine überragende Einzelleistung, aber eben erzwungen und auch ein bisschen glücklich, dass der Ball zu mir kam“. Der fehlende Treffer habe den 28-Jährigen „nicht verrückt gemacht, ich war bei dem Thema schon vorher relativ geschmeidig“. Aber eben nicht komplett entspannt. Sonst hätten die Kollegen wie Manuel Neuer nicht solche Dinge gesagt. „Uns ist natürlich ein Stein vom Herzen gefallen, dass der Thomas wieder getroffen hat.“In der Kabine wird Müller nun auch nicht weiter aufgezogen, das verdeutlicht die Aussage von Kapitän Philipp Lahm: „Das ist schön für ihn und schlecht für mich. Ich lag ein Tor vor ihm und wollte das bis Weihnachten auch bleiben. Jetzt bleiben mir zwei Spiele, um den alten Abstand wieder herzustellen.“
Sein Tor gegen Wolfsburg kostete Müller übrigens Geld, er musste Wettschulden begleichen. „Herr Rummenigge hat auf mich gesetzt – was komisch war, weil ich gegen mich gesetzt habe. Sonst hätt's keine Wette gegeben“, erzählte Müller lachend. Hat ja geholfen.
Nach dem Essen ging die Party in der Tresor-Lounge des H'ugo's (alles in Bayernrot dekoriert) mit rund 300 Gästen bis 4.30 Uhr weiter, auch Freunde der Spieler stießen hinzu. Was natürlich nicht fehlen durfte: Würstel von Uli Hoeneß als verspäteter Mitternachtssnack ab 1 Uhr. Der Präsident selbst saß draußen in einer mit Fellen und Bayern-Kissen dekorierten Hütte und gönnte sich eine Zigarre.
Am 21. Dezember kommt RB Leipzig nach München – zum „schönen Weihnachtsfinale“, so Rummenigge, „dann wollen wir zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind“. Wieder Tabellenführer zu sein, war nur der erste Schritt.