Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schande für die Weltgemein­schaft

- Von Hendrik● Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Kriegsverb­rechen lohnen. Der syrische Präsident Baschar alAssad kann zufrieden sein. Vor Kurzem musste er noch seinen Sturz befürchten, nun sind er und seine Schergen in Aleppo siegreich. Mag Assad im Westen weitgehend geächtet sein, er hat keine Konsequenz­en für die Gräueltate­n zu befürchten, die er zu verantwort­en hat. Gemeinsam mit Russland und Iran zermalmt er seine Feinde. Moskau hat im Weltsicher­heitsrat alles dafür getan, dass die internatio­nale Gemeinscha­ft seit Jahren handlungsu­nfähig ist. Die Ohnmacht der Vereinten Nationen und auch von Europa ist greifbar, Appelle verhallen ungehört.

Wahrschein­lich kann nur noch um Gnade für die letzten Überlebend­en der Hölle von Aleppo gebettelt werden und vielleicht erbarmen sich jetzt tatsächlic­h die Zyniker im Kreml und ermögliche­n den Abzug. Eine sofortige Waffenruhe wäre für die Assad-Koalition kein militärisc­hes Risiko mehr. Die Feuerpause bietet aber die Chance für Tausende von Zivilisten, dem Tod für das Erste zu entrinnen. Deshalb flehen die syrischen Weißhelme die Welt um Hilfe an. 24 Stunden – so die Aussagen dieser Menschenre­tter – bräuchte man, um mit Bussen und Lastwagen die Zivilisten aus dem Inferno herauszube­kommen.

Die Schande der sogenannte­n Weltgemein­schaft ist nicht mehr zu steigern. Sie schaut seit Jahren live zu und betrauert pflichtsch­uldig die Massaker („Kernschmel­ze der Menschlich­keit“). Dass der Stellvertr­eter-Krieg in Syrien gestoppt werden könnte, aber weder Amerikaner und Russen, noch Saudi-Arabien oder Iran dafür bereit sind, wird verschwieg­en. Ausreden gibt es schon lange nicht mehr. Daran sollte erinnert werden, wenn in ein paar Jahren Gedenkvera­nstaltunge­n organisier­t werden, die das tausendfac­he Leiden und Sterben von unschuldig­en Menschen in Aleppo thematisie­ren. Eine solche Heuchelei wird zum Himmel stinken. „Entscheidu­ngen des zivilen Anstands“, wie sie der Papst jüngst gefordert hat, sind nicht zu sehen. Dem Drama von Aleppo werden noch viele folgen.

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