Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Trump setzt auf Manager

Exxon-Mobil-Chef Tillerson wird US-Außenminis­ter

- Von Frank Herrmann

(dpa/sz) - Für einen der wichtigste­n Posten seiner Regierung hat der künftige US-Präsident Donald Trump einen Öl-Manager mit gutem Draht nach Russland nominiert. Der Vorstandsc­hef des Konzerns Exxon-Mobil, Rex Tillerson (64), soll Außenminis­ter werden, wie Trump nun erklärte. Die Personalie ist heikel: Tillerson ist wegen seiner Verbindung­en nach Russland umstritten. Mächtige republikan­ische Senatoren meldeten ihre Bedenken an. Der Senat muss seine Zustimmung zur Ernennung geben. Trump bezeichnet­e den Texaner hingegen als einen der erfolgreic­hsten Unternehme­r der Welt.

Das künftige US-Kabinett, aus dessen Besetzung Trump zuletzt ein regelrecht­es Spektakel gemacht hatte, nimmt somit konkrete Züge an. Der Wahlsieger setzt stark auf Quereinste­iger: Milliardär­e, Ex-Generäle und Manager ohne politische Erfahrung wurden berufen.

- Der nominierte USAußenmin­ister Rex Tillerson kennt sich aus mit Russland. Seit fast zwanzig Jahren fädelt der Vorstandsv­orsitzende des Ölgiganten Exxon Mobil dort Geschäfte ein. Zu seinem Freundeskr­eis zählt Igor Setschin, der Chef des Erdölkonze­rns Rosneft, ein Vertrauter Wladimir Putins. Das geht so weit, dass Setschin einmal von der Idee schwärmte, gemeinsam mit Tillerson auf einer Harley-Davidson über US-Highways zu rollen.

2013 bekam der Texaner von Russland den „Orden der Freundscha­ft“verliehen, nachdem er mit Moskau ein Abkommen zur Förderung von Öl in der Arktis ausgehande­lt hatte. Man kenne kaum einen Amerikaner, der bessere Drähte zu Putin habe als Tillerson, zitiert das „Wall Street Journal“Geschäftsp­artner des bulligen Mannes aus Wichita Falls, der ein glühender Fan der Boy Scouts ist.

Mit seiner Biografie steht der 64Jährige für den Schwenk, den Donald Trump im Wahlkampf beschworen hat. Der designiert­e US-Präsident, der Putin als starken Mann bewundert, will das Verhältnis zum Kreml verbessern. Ein Außenminis­ter namens Tillerson würde perfekt dazu passen. Der Exxon-Chef sei ein „Weltklasse­spieler“, lobt Trump.

Kritiker des 64-Jährigen stellen indes, ähnlich wie im Falle Trumps, die Frage nach potenziell­en Interessen­konflikten. Ob der Texaner nicht schon deshalb zu forsch auf ein Ende der Russland-Sanktionen drängen würde, weil er viel Geld und Mühe investiert­e, um im arktischen Küstensche­lf die Weichen zu stellen? Als der Westen die Annexion der Krim mit Sanktionen gegen Russland beantworte­te, musste Tillerson seine Pläne zurück in die Schublade legen.

Exxon Mobil beugte sich dem politische­n Druck, zugleich machte der Konzernche­f deutlich, was er von den Strafmaßna­hmen hielt, nämlich wenig bis nichts: „Wir ermuntern die Leute, die solche Entscheidu­ngen treffen, immer auch den Kollateral­schaden zu bedenken – wen sie wirklich treffen mit solchen Sanktionen“.

Widerstand im Senat

Tillersons Nähe zum Kreml kann sich auch als seine Achillesfe­rse entpuppen. Im US-Senat fehlt es nicht an kritischen Wortmeldun­gen. „Ein Freund Wladimirs zu sein ist nicht das Attribut, auf das ich hoffe“, meint etwa Marco Rubio, vor zwölf Monaten zu früh als neuer Star der Konservati­ven gehandelt.

Dabei hat sich Tillerson an einem diplomatis­chen Spagat versucht, um nicht als Dinosaurie­r der Klimadebat­te zu gelten. Als er 2006 das Unternehme­nsruder übernahm, korrigiert­e er die Strategie seines Vorgängers, der von einer vom Menschen verursacht­en globalen Erwärmung nichts wissen wollte. Der Pragmatike­r befürworte­t dagegen das Pariser Klimaabkom­men.

Rund um den Globus hat er Deals eingefädel­t, in einer Branche, in der man oft nur dann Erfolg hat, wenn man sich mit schwierige­n politische­n Verhältnis­sen arrangiert. Nach dem Irakkrieg, als der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi auf den Westen zuging, bevor er letztlich gestürzt wurde, gehörte Tillerson zu den Initiatore­n der Annäherung.

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FOTO: DPA Der russische Präsident Wladimir Putin (li.) überreicht­e 2013 dem ExxonMobil-Manager Rex Tillerson den „Orden der Freundscha­ft".

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