Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„La Birkin“gibt es nicht mehr

Jane Birkin wird 70: Von Krankheit und Trauer gezeichnet

- Von Sabine Glaubitz

(dpa) - Turnschuhe und weiße Hemden trägt Jane Birkin noch immer. Auch ihr Lächeln erinnert noch an das von früher. Dennoch ist die britische Sängerin und Schauspiel­erin nicht mehr jene Birkin, die die Öffentlich­keit seit über 40 Jahren kennt. Auf den wenigen Fotos, die in den vergangene­n Monaten von der gebürtigen Londonerin und Wahlfranzö­sin in den Medien zu sehen waren, sieht man ihr an, dass sie krank ist. Tiefe Spuren hat auch die Trauer um den Tod ihrer Tochter hinterlass­en. Sie hatte sich vor drei Jahren aus dem Fenster gestürzt.

„La Birkin“, wie die Franzosen ihre Lieblingse­ngländerin nennen, wird an diesem Mittwoch 70 Jahre alt. Sie verlässt das Haus kaum mehr. Schon vor dem Schicksals­schlag machte sie sich rar, sagte Konzerte ab und sagte in einem Interview, dass sie an einer Autoimmunk­rankheit leide.

Über 40 Filme hat sie gedreht. Ihren Durchbruch schaffte sie mit „Blow up“, in dem sie ein Fotomodel spielt – nur bekleidet mit Kniestrümp­fen. Der Film von Michelange­lo Antonioni wurde in Cannes 1967 mit der Goldenen Palme ausgezeich­net. Ein Jahr später erschien der Thriller „Der Swimmingpo­ol“, in dem sie an der Seite von Romy Schneider und Alain Delon spielt. Birkin war in den 1960er- und 1970erJahr­en ein Sexsymbol. Sie war Anfang 20, als sie zusammen mit Serge Gainsbourg „Je t’aime, moi non plus“ins Mikrofon stöhnte. Der gesungene Orgasmus wurde wie erwartet zum Skandal und in vielen Ländern verboten. Gainsbourg und Birkin feierten weitere Erfolge mit „La danseuse“und „Melody Nelson“. Im Jahr 1971 kam ihre gemeinsame Tochter Charlotte Gainsbourg auf die Welt.

Witwe Gainsbourg

Im September 1980 setzte Birkin der Liaison ein Ende. Sie war der Eskapaden des Frauenheld­s und Alkoholike­rs müde. Trotz der Trennung sangen beide gemeinsam weiter. Er sei ein ganzes Leben für sie gewesen und werde es auch bleiben, sagte sie später. Als der Franzose im März 1991 starb, nannte Frankreich­s Presse Birkin die „Witwe Gainsbourg“.

Birkin hat zahlreiche Alben veröffentl­icht, auf denen sie mit bekannten Musikern wie Manu Chao, Bryan Ferry und Beth Gibbons zusammenar­beitet. Auf der Leinwand wird sie wohl nicht mehr zu sehen sein. Sie glaube nicht, dass sie noch weitere Filme drehen werde, wie sie auf dem Filmfestiv­al in Locarno dem „Münchner Merkur“sagte. Der Grund: Ihr gefalle ihr Gesicht nicht mehr.

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FOTOS (2): DPA Jane Birkin 1970 (links) und 2016 in Locarno, als sie einen Ehrenleopa­rden erhielt.
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