Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Vom Schluckauf über Händel zum Rag
Schüler der Klavierklasse Marina Lewandowski gestalten buntes Vorspiel
- Ob erst seit wenigen Wochen mit den Tasten des Instruments vertraut oder seit Jahren in der Welt des Klaviers zuhause – der große Flügel im Refektorium im Kapuzinerkloster in Riedlingen übte eine magische Anziehungskraft auf 21 Nachwuchskräfte der Conrad-GrafMusikschule aus. Im vollbesetzten Raum zeigten diese ihr Können. Manche Mama war nervöser als ihr kleiner Künstler.
Im Verlauf des bunten abwechslungsreichen Vorspiels spürten die Zuhörer, dass sich die kleinen Pianisten, egal auf welcher Alters- oder Entwicklungsstufe, bei Marina Lewandowski als Lehrerin in guten Händen befinden. „Ich habe erst im November mit dem Klavierspielen begonnen“, erzählte ein Mädchen und zeigte sich so mutig beim ersten Vorspiel wie Jungpianisten, die mit dem Instrument schon vor Jahren Freundschaft geschlossen haben.
Ohne Scheu stellte Amelie Chiriac den „Tanz der Moskitos“vor, gefolgt von Philomena Henle mit ihrer Freude an „Schneeflöckchen, Weißröckchen“. Mit klarer Ansage kennzeichnete Maggie Müller ihr Trompetensignal, ihre Schwester Sophie bot voller Schwung „Sing, Vogel, sing“, worauf beide mit ihrer Lehrerin sechshändig zu Rolf Zuckowski in seine Weihnachtsbäckerei einluden. Als fließende Melodie stellte Melina Tach richtig köstlich ihren „Schluckauf“vor, worauf Sophia Krauß dem Flügelschlag nachempfunden ihren Kranich fliegen ließ. Mit einer hübschen Melodie über klaren Bassbausteinen zeigte Carla Kern, wie ein Hirte spielt, gefolgt von Hannah Schmickl, die mit bewegten Tonfolgen ihren Spaßvogel vorstellte. Mit mächtigen Schritten auch in Doppelgriffen zeigte Franziska Knöll, wie ein Riese tanzt. Lorena Weber freute sich mit frohen Klängen in flottem Tempo über einen schönen Tag, beide ließen als jugendliches Duo frohgemut einen Schmetterling am letzten Sommertag tanzen.
Musikalisch anspruchsvoller, auch mit übergreifenden Händen, fühlte sich Emily Zimmerling sicher auf ihrem Wellenreiter, hübsch, mit hüpfenden Tönen in der Melodie, eine Gavotte mit Katharina Stöhr. Mit einer Vielzahl abgerundeter Tonfolgen stellte Luisa Kohler Bachs bekanntes C-Dur-Präludium vor, dem Anna-Lena Kohler engagiert angegangen eine wohltönende Gavotte von Händel folgen ließ.
Mit Schwung und Rhythmik
Mit ihrem „Bluesette“brachte Prisca Suchan neue Klänge und neue Rhythmen bis zum gewollt schrägen Schlussakkord in die Vorspielstunde ein. Dazu passte der „Modal-Rock, den Patricia Ruppel schwungvoll, mit klaren Akkorden und rhythmischen Verzierungen vorstellte. Mit lieblichen Klängen, vielfach garniert, zeigte Michele Zimmerling ihre Freude an einem französischen Lied. Nachdem Amelie Henle ein Siciliano von Bach mit seiner heiteren Melodie über ebenmäßigen Klängen dargeboten hatte, stellte Patricia Fenske eine gern gespielte Musette aus Bachs Notenbüchlein für Anna Magdalena vor, während ihre Schwester Isabell hübsch abgerundet eine Gigue von Telemann interpretierte. Temperamentvoll zeigten die beiden Zwillingsschwestern ihre Freude und ihr Können bei Heumanns fetzigem „Funny Rag“. Der Schlusspunkt nach dem vielseitigen Klaviervorspiel war Dominik Störkle vorbehalten, der eine in vielen Klaviersammlungen zu findende Sarabande von Händel mit klaren Akkorden und flinken Läufen in der linken Hand gestaltete.
Alle mutigen und gekonnten Einzelbausteine der Vorspielstunde wurden mit Beifall der Zuhörer bedacht und in vielen Fällen von den jungen Pianisten mit einer graziösen Verbeugung vor dem Publikum beantwortet.