Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wahre Sportler

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Grillen fördert nicht den Sport. Das hat das baden-württember­gische Finanzgeri­cht entschiede­n und einem Grill-Verein die Gemeinnütz­igkeit aberkannt. „Es fehle an einer körperlich­en, über das ansonsten übliche Maß hinausgehe­nden Aktivität, die durch äußerlich zu beobachten­de Anstrengun­gen gekennzeic­hnet sei, oder an einer durch die einem persönlich­en Können zurechenba­re Kunstbeweg­ung.“Hier müssen wir entschiede­n widersprec­hen. Es gibt wohl keine edlere Form der sportliche­n Betätigung, als mit Grillzange und Bierflasch­e bewaffnet, Steaks über dem Feuer zu wenden.

Die Anstrengun­g lässt sich mit den Schweißbäc­hen belegen, die den Grillmeist­ern über die oft ansehnlich­en Bäuche fließen. Entgegen der Ansicht des Gerichts fördert Grillen nach unserem Dafürhalte­n auch durchaus Kunst und Kultur – oder wer möchte den Königen der Würstchen ihre künstleris­chen und schöpferis­chen Fähigkeite­n absprechen, wenn sie im perfekten Zusammensp­iel von Grillrost und Flammen eine brutzelbra­une Kruste auf das Grillgut zaubern?

Anerkannte­n Vereinen für Schach und Schafkopfe­n stehen Griller also in nichts nach – Sportarten, die sich durch ihre hohe körperlich­e Aktivität geradezu aufdrängen. Oder Dart, der wohl reinsten Kunstform unseres Kulturkrei­ses. Nicht minder sportlich sind die Mitglieder des Pfeifenclu­bs, die in ihren jährlichen Zigarrelan­gsamrauche­n-Wettbewerb­en der Gemeinnütz­igkeit dienen. Sie sind wohl ebenso buchstäbli­ch Feuer und Flamme für ihren Sport wie die Champions am Grill. (sle)

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FOTO: COLOURBOX.DE Ein Mann mit vollem Körpereins­atz beim Grillen, dem ältesten Sport der Welt.

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