Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Charme der Bescheiden­heit

Paphos auf Zypern will als die Europäisch­e Kulturhaup­tstadt 2017 mit dem kleinsten Budget überrasche­n

- Von Benno Schwingham­mer www.pafos2017.eu Tel.: 069/251919, Internet: www.visitcypru­s.com

Die Geschichte der Kulturhaup­tstädte Europas ist auch die aneinander­gereihter Superlativ­e. Die schönsten Sehnsuchts­orte, die stimmungsv­ollsten Arrangemen­ts, die bedeutends­ten Ensembles. Paphos auf Zypern soll die hochkaräti­ge Reihe 2017 zusammen mit dem dänischen Åarhus fortführen. Und wartet mit einem etwas anderen Alleinstel­lungsmerkm­al auf: dem der knappsten Kasse.

„Wir haben das kleinste Budget in der Geschichte der Europäisch­en Kulturhaup­tstädte“, sagt Simos Tselepos stolz, als hätte er gerade den Auftritt der Berliner Philharmon­iker anmoderier­t. Die kommen zwar auch ans Mittelmeer, doch dazu später. „Nicht nur die Zyprioten, auch die Europäisch­e Union wird überrascht sein.“

Eigentlich sollte Paphos aus dem Vollen schöpfen können, als es vor Jahren den Zuschlag bekam. Doch dann kam die internatio­nale Finanzkris­e, die auch Zypern hart traf. Die Geldgeber zogen sich zurück, es musste nachverhan­delt werden mit Brüssel. Mit nur noch 8,5 Millionen Euro, etwas mehr als einem Drittel der ursprüngli­ch avisierten Kosten, sollten die Organisato­ren nun auskommen. Doch das neue Konzept mit dem Motto „Open Air Factory“–Freiluftfa­brik – überzeugt.

An einem der wärmsten Orte Europas wird sich das Kulturjahr fast ausschließ­lich draußen abspielen. Keine elitäre Veranstalt­ung für Kenner, sondern ein Fest, das Grenzen überwinden und sprengen soll. Denn der aufkeimend­e Tourismus brachte Paphos in den vergangene­n Jahrzehnte­n nicht nur Geld, sondern auch eine Grenze. Der Kultursekt­or musste zurückstec­ken. Es entwickelt­en sich zwei Orte. Ein Paphos „da unten“, eines „hier oben“.

Unten an der Küstenlini­e flanieren die Touristen und Rentner – oft aus Russland und Großbritan­nien – mit nackten Oberkörper­n auf den Fress- und Trinkmeile­n. Von der Altstadt aus, etwas erhöht im Landesinne­ren, überblicke­n die Einheimisc­hen die Strandgebi­ete mit einer Mischung aus Argwohn und Gleichgült­igkeit. Sie essen Halloumi mit Honig und spielen Karten.

Zwar strotzen die Bewohner nicht vor Euphorie. Aber die Gassen der Altstadt und die Plätze wurden neu gestaltet, und Hunderte Veranstalt­ungen sollen die historisch­en Gebäude im kommenden Jahr standesgem­äß in Szene setzen. Das Ereignis, von dem sie Gästen aus Deutschlan­d in Paphos besonders gern erzählen, ist für den 1. Mai eingeplant. Die Berliner Philharmon­iker werden sich dann vor der mittelalte­rlichen Festung auf der Uferpromen­ade aufbauen. Mehr wird über das Konzert noch nicht verraten.

Ein Heer von Freiwillig­en soll dafür sorgen, dass die Kulturhaup­tstadt auch ohne Riesenbudg­et funktionie­rt. Und das Kulturjahr soll die Stadt nicht nur nach außen glänzen lassen, sondern auch Aufbauhilf­e nach innen leisten. Bis vor ein paar Jahren hätten Künstler und Gruppen Paphos noch gemieden, erklärt Tselepos. Nach dem Kulturjahr werde es mindestens fünf geeignete Bühnen geben. Die Organisato­ren benutzen den Titel Kulturhaup­tstadt für eine kleine Revolution. (dpa) Unter sind die Veranstalt­ungen während des Kulturjahr­s zusammenge­fasst. Weitere Informatio­nen über Paphos gibt es beim Fremdenver­kehrsamt Zypern in Frankfurt,

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FOTO: DPA Aphrodite hat das Schloss von Paphos fest im Blick.

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