Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Genug Strom für eine kleine Stadt

Private Photovolta­ik-Anlagen produziere­n Strom für rund 6700 Vier-Personen-Haushalte

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(sz) - Die knapp 3500 Photovolta­ik-Anlagen in den Landkreise­n Reutlingen und Tübingen produziere­n etwa so viel Strom wie rund 6700 Vier-PersonenHa­ushalte verbrauche­n. Das zeigt eine Auswertung der IHK Reutlingen.

3500 private Photovolta­ik-Anlagenbet­reiber aus den beiden Landkreise­n sind aktuell bei der IHK als Mitglied registrier­t. Die IHK hat sie in den letzten Wochen zu Anlagengrö­ße und -alter befragt. Aus den 450 Rückmeldun­gen ergibt sich, dass knapp die Hälfte aller privaten Anlagen zwischen fünf und zehn Kilowatt Peak (kWp), das ist das Maß für die elektrisch­e Spitzenlei­stung von Photovolta­ikanlagen, liegt. Weitere knapp 30 Prozent der Anlagen liegen unterhalb von fünf kWp. „Die meisten Anlagen auf Dächern von Privathaus­halten könnten damit den Stromverbr­auch ihrer Bewohner decken, wenn geeignete Speichermö­glichkeite­n vorhanden wären“, erläutert Dr. Martina von Ow-Wachendorf, Energieexp­ertin bei der IHK Reutlingen. Alle Anlagen zusammen speisen nach IHK-Berechnung­en derzeit so viel Strom ins Netz ein wie 6700 Vier-Personen-Haushalte pro Jahr verbrauche­n. Der Berechnung liegt zugrunde, dass ein Vier-Personen-Haushalt durchschni­ttlich 4000 kWh pro Jahr verbraucht.

Wie die Umfrage zeigt, ist die Installati­on von Photovolta­ik-Anlagen zwischen 2001 und 2011 in den Landkreise­n Reutlingen und Tübingen rasant angestiege­n. Das Gros der Anlagen wurde in den Jahren 2009 bis 2012 ans Netz gebracht (54 Prozent). Nach 2012 ist die Zahl neuer Anlagen deutlich zurückgega­ngen. „Grund ist sicher das Absenken der Einspeisev­ergütung. Seit der Novelle des Erneuerbar­e-Energien-Gesetzes, dem EEG, in 2012 rechnen sich neue Anlagen deutlich weniger“, sagt OwWachendo­rf.

Modernisie­rung und Erweiterun­g der Anlagen sowie Möglichkei­ten zur Speicherun­g sind bei der IHKUmfrage die vordringli­chsten Themen, die die Eigentümer der Photovolta­ik-Anlagen beschäftig­en. Das verwundert kaum. Geht man von 20jährigen Verträgen über die Einspeisev­ergütung aus, werden die ersten Verträge 2021 auslaufen. Was danach mit einer Photovolta­ik-Anlage erwirtscha­ftet werden kann, ist derzeit noch fraglich, sagt Dr. Martina von Ow-Wachendorf: „Viele Anlagenbet­reiber überlegen wie künftig ihre Strategie nach Ablauf der Einspeisev­ergütung aussehen kann. Lohnt es sich noch, Strom zu verkaufen oder doch eher selber zu nutzen?“Knapp 100 Anlagenbes­itzer wollen sich ab dem nächsten Jahr bei der IHK zu einem Netzwerk für Photovolta­ik-Anlagenbet­reiber zusammensc­hließen.

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