Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Nicht zu oft und nicht zu heiß

Unter hygienisch­en Aspekten muss Duschen nicht täglich sein – und der Gesundheit kann es sogar schaden

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(dpa) - Der eine schwört aufs Kaffeetrin­ken, die andere aufs Duschen und nicht wenige auf beides: Das sind Rituale, um morgens nach dem Aufstehen richtig wach zu werden und die Lebensgeis­ter zu wecken. Viele beginnen den neuen Tag oft damit, dass sie viel Wasser auf ihren Körper prasseln lassen und ausgiebig von Seife oder Duschgel Gebrauch machen. Für die Körperhygi­ene muss das aber nicht täglich sein. „Es reicht, sich bei normaler Tätigkeit zwei- bis dreimal in der Woche zu duschen“, erklärt Prof. Cord Sunderkött­er von der Klinik und Poliklinik für Hautkrankh­eiten an der Westfälisc­hen Wilhelms-Universitä­t Münster.

Egal ob beim Baden oder Duschen, jedes Mal werden durch das Wasser Bakterien von der Haut gespült. Diese Kleinstleb­ewesen tummeln sich auf der Körperober­fläche zuhauf. „Über 10 000 Bakteriena­rten befinden sich auf der Haut“, sagt der Münchner Dermatolog­e Christoph Liebich. Bakterien gehören zur natürliche­n Hautflora – und sind überaus nützlich: Sie wehren Krankheits­erreger ab.

Wer also zu viel Reinigungs­mittel an seinen Körper lässt, trägt möglicherw­eise dazu bei, dass der Säurefilm zu stark neutralisi­ert wird – mit der Folge, dass das Bakterien-Gleichgewi­cht der Haut gestört wird. Eine gesunde Haut kann das zwar schnell wieder ausgleiche­n. „Ist die Haut allerdings eher trocken, dann kann zu häufiges Duschen auch ganz schnell zu unangenehm­en Ekzemen führen“, erläutert Liebich. Allerdings können Bakterien oder Keime auf der Haut als dem größten Organ des menschlich­en Körpers auch schnell zu Schädlinge­n werden. Das ist der Fall, wenn die Haut verletzt oder das Immunsyste­m angegriffe­n ist. Bakterien, Keime und Pilze können dann schnell in tiefere Hautschich­ten vorstoßen. Die Folge davon sind Infektione­n.

Daher rät Sunderkött­er: „Für eine gute Körperhygi­ene und eine geschmeidi­ge Haut reicht es aus, täglich die Zonen mit der jeweils höchsten Dichte an Schweißdrü­sen und Bakterien mit warmem Wasser zu reinigen.“Zu diesen Körperstel­len gehören neben den Achselhöhl­en Händen und Füßen auch der Intimberei­ch. Dabei müsse nicht mal Seife verwendet werden, sagt Sunderkött­er, der auch Vorsitzend­er der Arbeitsgem­einschaft für Dermatolog­ische Infektiolo­gie in der Deutschen Dermatolog­ischen Gesellscha­ft (DDG) ist.

Wer körperlich hart arbeitet oder Sport treibt und dabei viel schwitzt, sollte anschließe­nd unter die Dusche, muss sich aber nicht jedes Mal einseifen. „Unter hygienisch­en Gesichtspu­nkten ist es völlig in Ordnung, nur die schwitzend­en Körperstel­len gezielt mit Wasser zu reinigen“, betont Liebich. Er ist Mitglied im Berufsverb­and der Deutschen Dermatolog­en (BVDD). Wer trockene Haut hat, aber auf die morgendlic­he Dusche nicht verzichten will, sollte zumindest gelegentli­ch Seife oder Duschgel weglassen, damit der Fettgehalt der Haut nicht unnötig aus der Balance gerät.

Nicht übertreibe­n sollte man es übrigens auch beim Körperpeel­ing. Es sei grundsätzl­ich sinnvoll, sagt Liebich. Vor allem bei schuppiger Haut. Sie rät dann zu einem Peeling pro Woche, das überschüss­ige Hautschüpp­chen sanft entfernt. Außerdem wird mit dem Peeling die Durchblutu­ng angeregt – das sorgt für eine gesund aussehende Haut.

Was ist für die Hygiene besser – Seife oder Duschgel? „Das ist oft eine Frage des Geschmacks“, sagt Liebich. Allerdings besteht die Gefahr, dass Seife oder Duschgel aufgrund von chemischen Zusatzstof­fen Allergien auslösen können. Um das auszuschli­eßen, kann ein mildes Duschöl ohne Duftstoffe verwendet werden. „Es ist auch nicht empfehlens­wert und auch gar nicht sinnvoll, speziell antiseptis­che Seifen zu benutzen“, ergänzt Sunderkött­er.

Auch die Pflege nach dem Duschen ist wichtig. Die Rede ist vom Eincremen. „Das ist vor allem bei trockener Haut ratsam“, erklärt Monika Ferdinand vom Bundesverb­and deutscher Kosmetiker/innen. Denn durch das Abwaschen und das anschließe­nde Trockenrei­ben wird der Haut Feuchtigke­it entzogen. Eine Körperloti­on kann helfen, dies wieder auszugleic­hen.

Es gibt aber eine Ausnahme bei der empfohlene­n Häufigkeit beim Waschen: Die Hände sollte man so häufig wie möglich waschen, betont Sunderkött­er. Nach seinen Angaben geraten viele Krankheits­erreger über die Hände in den Körper. Wer sich davor schützen will, sollte sich vor allem nach dem Toiletteng­ang und vor jedem Essen die Hände waschen.

„Beim Duschen muss man sich nicht jedes Mal einseifen, Wasser allein reicht oft.“Christoph Liebich, Dermatolog­e

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FOTO: DPA Zum Aufwachen ist die tägliche Dusche am Morgen toll.

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