Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Staat kann es allein nicht schaffen
Es war kein Dummejungenstreich, sondern tödlicher Ernst, ein teuflischer Plan. Ein Kind, das offenbar von Islamisten geködert und irregeleitet wurde, wollte in der Adventszeit ein Blutbad mitten in Ludwigshafen, mitten auf einem Weihnachtsmarkt anrichten. Man kann nur von Glück sagen, dass die mörderischen Taten fehlgeschlagen sind, die Sprengsätze des gerade mal zwölfjährigen Deutsch-Irakers nicht gezündet haben.
Attentäter auf Kindesbeinen kannten auch Experten bisher nur aus dem Nahen und Fernen Osten. Jetzt versucht die menschenverachtende Terrormiliz des sogenannten „Islamischen Staates“, auch hierzulande Minderjährige zu instrumentalisieren und für ihren mörderischen Feldzug einzusetzen. Dabei nutzen sie auch das Internet.
Die Terroristen ziehen als Rattenfänger durch die digitale Welt, um Kinder und Jugendliche religiös zu radikalisieren, den sogenannten „Heiligen Krieg“als Event zu stilisieren. Anleitungen und Aufträge für Terroranschläge über verschlüsselte Nachrichten im digitalen Netz direkt über Smartphone oder Tablets in die Kinderzimmer, sind für Geheimdienste und Ermittler bisher Neuland. Entsprechend schwer sind die Täter zu verfolgen. Die islamistischen Auftraggeber bleiben nämlich stets im Hintergrund. Oftmals wissen die angeworbenen potenziellen Attentäter selbst nicht, wo sich ihr digitales Gegenüber aufhält.
Gefordert sind Eltern, Lehrer und Freunde. Das Umfeld muss stets aufmerksam sein und genau beobachten, ob es plötzliche Veränderungen gibt. Und auch die sozialen Netzwerke stehen in der Verantwortung, bei all diesen Botschaften genau hinzuschauen. Denn logischerweise können der Staat und seine Sicherheitsbehörden Jugendliche und Kinder nicht allein vor dem Einfluss von Islamisten und Radikalisierungsversuchen bewahren.
Allerdings müssen sich Ermittler und Geheimdienste auf diese neuen Entwicklungen einstellen und entschlossener darauf reagieren. Hierfür muss der Staat die notwendigen Voraussetzungen schaffen.