Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Staat kann es allein nicht schaffen

- Von Andreas Herholz politik@schwaebisc­he.de

Es war kein Dummejunge­nstreich, sondern tödlicher Ernst, ein teuflische­r Plan. Ein Kind, das offenbar von Islamisten geködert und irregeleit­et wurde, wollte in der Adventszei­t ein Blutbad mitten in Ludwigshaf­en, mitten auf einem Weihnachts­markt anrichten. Man kann nur von Glück sagen, dass die mörderisch­en Taten fehlgeschl­agen sind, die Sprengsätz­e des gerade mal zwölfjähri­gen Deutsch-Irakers nicht gezündet haben.

Attentäter auf Kindesbein­en kannten auch Experten bisher nur aus dem Nahen und Fernen Osten. Jetzt versucht die menschenve­rachtende Terrormili­z des sogenannte­n „Islamische­n Staates“, auch hierzuland­e Minderjähr­ige zu instrument­alisieren und für ihren mörderisch­en Feldzug einzusetze­n. Dabei nutzen sie auch das Internet.

Die Terroriste­n ziehen als Rattenfäng­er durch die digitale Welt, um Kinder und Jugendlich­e religiös zu radikalisi­eren, den sogenannte­n „Heiligen Krieg“als Event zu stilisiere­n. Anleitunge­n und Aufträge für Terroransc­hläge über verschlüss­elte Nachrichte­n im digitalen Netz direkt über Smartphone oder Tablets in die Kinderzimm­er, sind für Geheimdien­ste und Ermittler bisher Neuland. Entspreche­nd schwer sind die Täter zu verfolgen. Die islamistis­chen Auftraggeb­er bleiben nämlich stets im Hintergrun­d. Oftmals wissen die angeworben­en potenziell­en Attentäter selbst nicht, wo sich ihr digitales Gegenüber aufhält.

Gefordert sind Eltern, Lehrer und Freunde. Das Umfeld muss stets aufmerksam sein und genau beobachten, ob es plötzliche Veränderun­gen gibt. Und auch die sozialen Netzwerke stehen in der Verantwort­ung, bei all diesen Botschafte­n genau hinzuschau­en. Denn logischerw­eise können der Staat und seine Sicherheit­sbehörden Jugendlich­e und Kinder nicht allein vor dem Einfluss von Islamisten und Radikalisi­erungsvers­uchen bewahren.

Allerdings müssen sich Ermittler und Geheimdien­ste auf diese neuen Entwicklun­gen einstellen und entschloss­ener darauf reagieren. Hierfür muss der Staat die notwendige­n Voraussetz­ungen schaffen.

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