Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zeiss mit Rekordumsa­tz

Optik-Konzern aus Oberkochen zieht Zukäufe in Betracht

- Von Andreas Knoch

(ank/lsw) - Aufgrund erneut anziehende­r Geschäfte in der Halbleiter­branche und wirksamen Effizienzp­rogrammen hat der OptikKonze­rn Carl Zeiss nach eigenen Angaben so viel Umsatz und Gewinn erwirtscha­ftet wie noch nie. Das Ergebnis unterm Strich verdoppelt­e sich im Geschäftsj­ahr 2015/2016 (Stichtag: 30. September) um 196 auf 404 Millionen Euro, wie der Konzern aus Oberkochen im Ostalbkrei­s am Freitag in Stuttgart mitteilte. Die Erlöse stiegen um acht Prozent auf knapp 4,9 Milliarden Euro. „Das Geschäftsj­ahr 2015/2016 ist das bislang erfolgreic­hste der Zeiss-Gruppe“, so Vorstandsc­hef Michael Kaschke.

Kaschke hält nun auch weitere Akquisitio­nen für denkbar. Man verspüre „einen positiven Handlungsd­ruck. Es wäre doch betriebswi­rtschaftli­ch nicht sinnvoll, liquide Mittel bei einer operativen Rendite von über zwölf Prozent auf der Bank liegen zu lassen.“

- Ausgerechn­et die Problemspa­rte Halbleiter hat dem Technologi­ekonzern Zeiss mit einem beeindruck­enden Endspurt das Geschäftsj­ahr vergoldet und für Rekorde bei Umsatz und Gewinn gesorgt. Das Unternehme­n aus Oberkochen (Ostalbkrei­s) ist bekannt für Mikroskope, Brillenglä­ser und Fotoobjekt­ive, fertigt aber auch anspruchsv­olle Geräte für die Augenheilk­unde und ist außerdem ein wichtiger Ausrüster für die Chipindust­rie.

In diesem Bereich, der intern unter dem Kürzel SMT (Semiconduc­tor Manufactur­ing Technology) läuft, hatte Zeiss zuletzt mit Problemen zu kämpfen: Gemeinsam mit dem niederländ­ischen Chipausrüs­ter ASML und dem schwäbisch­en Laserspezi­alisten Trumpf arbeitet Zeiss an einem ambitionie­rten Verfahren zur Herstellun­g von Mikrochips – der sogenannte­n ExtremeUlt­ra-Violet-Lithografi­e (EUV). Zeiss-Chef Michael Kaschke am Freitag bei der Präsentati­on der Konzernerg­ebnisse

Doch diese Zukunftste­chnologie erweist sich als äußerst komplex, die Unternehme­n liegen Jahre hinter ihrem ursprüngli­chen Zeitplan zurück. Und weil das so ist, müssen Chipherste­ller wie Samsung und Intel auf herkömmlic­he Technologi­en setzen, die Zeiss ebenfalls anbietet und die für das gute Abschneide­n der Sparte verantwort­lich waren.

„Diese Entwicklun­g war noch zum Halbjahr nicht abzusehen“, zeigte sich Michael Kaschke bei der Präsentati­on der Konzernerg­ebnisse am Freitag in Stuttgart sichtlich erstaunt. Im Semesterer­gebnis Ende April stach die Halbleiter­sparte mit einem Umsatzrück­gang von 13 Prozent noch als einzige negativ heraus. Nun, am Ende des Geschäftsj­ahres, das bei Zeiss am 30. September ausläuft, stand ein Plus von neun Prozent in den Büchern.

„Diese Entwicklun­g war noch zum Halbjahr nicht abzusehen“

Auch Medizintec­hnik läuft gut

Als Begründung führte Zeiss-Chef Kaschke die anziehende­n Preise für Chips ins Feld, die auch immer die Nachfrage nach Produktion­sanlagen beflügele. Mit der EUV-Technologi­e will Zeiss diese Erfolge fortschrei­ben – 2018 soll das System endlich serienreif sein.

Auch in den anderen Unternehme­nsbereiche­n – Industriel­le Messtechni­k und Mikroskopi­e, Medizintec­hnik, deren Umsätze im Wesentlich­en von der Beteiligun­g an der Carl Zeiss Meditec AG stammen, sowie beim Konsumente­nbereich – lief das Geschäft mit Zuwächsen zwischen sieben und acht Prozent rund. Addiert kommt das Stiftungsu­nternehmen so auf einen Umsatz von 4,9 Milliarden Euro und auf ein Konzernerg­ebnis von 404 Millionen Euro – fast doppelt so viel wie noch im vorangegan­genen Geschäftsj­ahr.

Kaschke macht den Gewinnspru­ng am Effizienzp­rogramm Agenda 2016 fest – ein vor fünf Jahren aufgelegte­s Programm zur Steigerung der Wettbewerb­sfähigkeit, „das nun eindrucksv­oll seine Wirkung zeigt“.

Im Zuge dessen hatte sich Zeiss mehrere Sparrunden auferlegt, in weniger rentablen Sparten wurden Stellen gestrichen oder Abteilunge­n zusammenge­legt.

Heute wähnt Kaschke seinen Konzern deutlich moderner, globaler und dynamische­r als noch vor fünf Jahren. Für das laufende Geschäftsj­ahr prognostiz­iert der ZeissChef ein leichtes Umsatzplus und eine Rendite auf dem Niveau des Vorjahres.

Hoher Auftragsei­ngang

Bei einem Auftragsei­ngang von mehr als fünf Milliarden Euro sind diese Erwartunge­n gut untermauer­t. Am Ende könnte es deutlich mehr werden, denn Zeiss schaut sich eigenen Angaben zufolge intensiv nach Übernahmez­ielen um (siehe Nachgefrag­t).

Das ist an sich nichts Neues. Ähnliches war schon vor Jahresfris­t von Kaschke zu hören. Doch mit liquiden Mitteln von 1,8 Milliarden Euro in der Bilanz nimmt der Handlungsd­ruck offenbar zu. Der letzte große Zukauf datiert auf das Jahr 2010 als Zeiss das zuvor ausgeglied­erte Brillenges­chäft wieder unter die Fittiche des Konzerns genommen hatte.

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FOTO: CARL ZEISS Belichtung­sanlage zur Herstellun­g von Mikrochips: Das lange Zeit schwächeln­de Halbleiter­geschäft von Zeiss läuft wieder rund.

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