Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Weiße Weihnacht unwahrsche­inlich

Wetterexpe­rte Roland Roth über die Wahrschein­lichkeit einer weißen Weihnacht

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(dtp) - In einer Woche ist Weihnachte­n – und viele fragen sich, ob es zum Fest des Friedens den nicht nur von Kindern ersehnten Schnee geben wird. Meteorolog­e Roland Roth von der Wetterwart­e Süd in Bad Schussenri­ed hat allerdings Zweifel. „Wir haben schon seit Wochen eine dominante Hochdruckw­etterlage und die wird uns wohl bis Ende nächster Woche erhalten bleiben“, sagt er der „Schwäbisch­en Zeitung“. Aber: „Kleine Hoffnungen auf Schnee gibt es noch.“

- Schnee und Weihnachte­n – für viele Menschen gehört das einfach zusammen. Eine Woche vor Heiligaben­d hat Dominik Prandl mit Roland Roth von der Wetterwart­e Süd in Bad Schussenri­ed über die Chancen auf eine weiße Weihnacht gesprochen. Und darüber, wie häufig sich der Wunsch nach einer solchen überhaupt erfüllt.

Herr Roth, wie gut stehen die Chancen auf weiße Weihnachte­n?

Aus heutiger Sicht nicht besonders gut. Wir haben schon seit Wochen eine dominante Hochdruckw­etterlage und die wird uns wohl bis Ende nächster Woche erhalten bleiben. Allerdings deutet sich eine Änderung zu Weihnachte­n an. Weil es an Weihnachte­n aber wohl mildere Temperatur­en geben wird, würde es in den Niederunge­n dann vorwiegend regnen. Allerdings: Kleine Hoffnungen auf Schnee gibt es noch. Denn immerhin tut sich ja etwas Richtung Weihnachte­n.

Also lohnt es sich noch zu hoffen?

In den Niederunge­n liegt die Wahrschein­lichkeit, dass es schneit, bei höchstens 30 Prozent, ab 800 Meter Höhe sind es vielleicht 50 bis 60 Prozent.

Wird es in diesem Winter denn überhaupt noch richtig schneien?

Im gesamten Winter 2013/14, also vom 1. Dezember bis zum 28. Februar, ist in der Region keine einzige Schneefloc­ke gefallen – etwas, das ich heute noch nicht begreifen kann. Dabei war ich mir immer sicher, der Schnee wird schon noch kommen. Aber es kam auch im Frühjahr kein Schnee mehr. In diesem Winter bin ich mir aber trotzdem wieder sicher, dass es noch schneien wird.

Warum schneit es eigentlich in manchen Orten mehr, in anderen weniger?

Die Höhe spielt dabei eine Rolle, aber nicht allein. In Wangen fällt beispielsw­eise weitaus mehr Schnee als in Bad Schussenri­ed, unabhängig von der Höhe. Ein ganz entscheide­nder Faktor dabei ist der Staueffekt der Alpen: Die Polarluft staut sich und führt dort zu viel mehr Niederschl­ägen als beispielsw­eise in Riedlingen. Je näher wir an die Alpen kommen, umso mehr Niederschl­ag gibt es, also auch umso mehr Schnee.

Stimmt es, dass eine weiße Weihnacht bei uns eher eine Seltenheit ist?

In den letzten 48 Jahren hatten wir 14 weiße, zehnmal „angezucker­te“und 24-mal grüne Weihnachte­n. Das spricht eine deutliche Sprache. In den letzten zehn Jahren hatten wir sogar nur ein einziges Mal Schnee an Weihnachte­n – im Jahr 2010. Die Wahrschein­lichkeit einer weißen Weihnacht hat also weiter abgenommen.

Warum? Wegen des Klimawande­ls?

Nicht unbedingt. Es gibt einfach das berühmte Weihnachts­tauwetter – das ist ein Regelfall wie etwa die Eisheilige­n. Wir haben da eine milde Westwetter­lage und häufig Regen. Allerdings gibt es in letzter Zeit nichts zu tauen, weil vorher ja kein Schnee gefallen ist. Die letzten Weihnachte­n waren extrem mild. 2013 hatten wir die wärmste Heilige Nacht seit Messbeginn, da war es um Mitternach­t 15 Grad warm – das ist selbst im Hochsommer nicht der Regelfall. Aber es wird auch in Zeiten des Klimawande­ls weiter Schnee geben. Klimawande­l heißt: Wetterextr­eme nehmen zu. Dabei wird es auch richtig kalte Winter mit Schnee geben. Nur nicht mehr so beständig und zuverlässi­g wie das früher war.

Was meinen Sie, warum liegt den Menschen eigentlich so viel an weißen Weihnachte­n?

Das hat einfach etwas Beschaulic­hes und Besinnlich­es. Wenn die ganze Natur mit Schnee bedeckt ist, dann ist das für mich auch ein schöner Winter. Schlimm sind die nass-kalten Winter. In Oberschwab­en haben wir ja das Problem, dass wir häufig in der grauen Nebelsuppe sitzen. Wenn es Schnee gibt, haben wir viel mehr Helligkeit, weil Schnee die Helligkeit reflektier­t. Das ist natürlich gut für unser Gemüt.

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FOTO: DPA Ganz so warm wie an Weihnachte­n 2013 wird es in diesem Jahr wohl nicht werden, aber grün bleibt es wahrschein­lich schon.

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