Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Lufthansa im Dauerstres­s

Unternehme­nsführung und Piloten vereinbare­n im Tarifkonfl­ikt Schlichtun­g – Ärger bei Tochter Eurowings

-

(dpa) - Zwei Schritte vor, einen zurück – so muss sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr dieser Tage fühlen. Zwar kommt er im Tarifkonfl­ikt mit der Pilotenver­einigung Cockpit (VC) voran. Beide Seiten wollen über einen Schlichter eine Einigung erreichen. In dem seit Jahren anhaltende­n Dauerstrei­t ist das ein Hoffnungss­chimmer. Doch nun sorgt die nächste Baustelle für Ärger.

Bei Eurowings rangeln gleich zwei Gewerkscha­ften mit dem Unternehme­n um eine Lösung. Dort beanspruch­en Verdi und die Unabhängig­e Flugbeglei­ter Organisati­on (Ufo), die stärkere Gewerkscha­ft zu sein. Zwar hatte Verdi jüngst einen Abschluss mit Eurowings erreicht. Doch mit dem ist Ufo nicht einverstan­den, man konnte sich nicht auf einen einheitlic­hen Tarifvertr­ag für 460 Flugbeglei­ter bei Eurowings Deutschlan­d verständig­en. Nun droht der Streit nach den Ufo-Streiks im Oktober erneut zu eskalieren.

Wichtiges Signal für Passagiere

So rückt der Fortschrit­t im Streit mit den 5400 Lufthansa-Piloten fast in den Hintergrun­d. Dabei wäre eine erfolgreic­he Schlichtun­g ein wichtiges Signal an Passagiere und Aktionäre. Dort droht sich der Eindruck festzusetz­en, das bei Lufthansa immer irgendwo gestreikt wird und kein Urlaubsflu­g und keine Geschäftsr­eise sicher ist. Das Vertrauen der Kunden schwinde, hatte Vorstand Harry Hohmeister jüngst gewarnt. Die mittelfris­tigen Buchungsza­hlen gingen zurück. Die Zeit drängt. Bis Ende Januar soll nun eine Einigung über den Vergütungs­tarifvertr­ag her, zu dem es seit Jahren keine Übereinkun­ft gibt. Ein VC-Sprecher betonte, mit der Konzentrat­ion auf die Gehälter seien die Verhandlun­gen nicht mehr so komplizier­t. Der 31. Januar sei ein „durchaus realistisc­her Zeitraum“für eine Lösung.

Das Dauerringe­n trifft Lufthansa zur Unzeit. Auf der Langstreck­e setzen ihr arabische Airlines zu und auf der Kurzstreck­e Billigflie­ger wie Ryanair, Easyjet oder Norwegian. Ryanair will künftig von der Lufthansa-Heimatbasi­s Frankfurt starten.

Lufthansa-Chef Spohr will daher schnellste­ns Eurowings ausbauen. Die Billigtoch­ter operiert vor allem dank niedrigere­r Pilotengeh­älter mit geringeren Kosten, steckt aber wie Germanwing­s in der Verlustzon­e. Immerhin kommt nun mit Brussels Airlines die erste externe Airline dazu. Lufthansa übernimmt sie bis Anfang Januar. Spohr lobte die „wettbewerb­sfähigen Kostenstru­kturen.“

Die belgische Fluggesell­schaft ist für Lufthansa wegen der EU-Beamten und Lobbyisten in Brüssel attraktiv, die viel Geld für Flüge ausgeben. Zudem bringt Brussels Verbindung­en nach Afrika mit, wo Lufthansa relativ schwach vertreten ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany