Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mehr Licht für die Särge

Im Berliner Dom soll die historisch bedeutende Hohenzolle­rngruft saniert werden

- Von Lukas Philippi www.berlinerdo­m.de

(epd) - Schummrige­s Licht, Särge aus feinziseli­ertem Metall oder weißem Carrara-Marmor, mit aufwendige­n Furnieren oder Stoffbespa­nnungen: Die Hohenzolle­rngruft im Berliner Dom ist die größte und wichtigste dynastisch­e Grablege in Deutschlan­d. 94 Särge aus fünf Jahrhunder­ten stehen in den Katakomben von Deutschlan­ds flächenmäß­ig größter protestant­ischer Kirche. Bestattet sind hier unter anderem der Große Kurfürst, König Friedrich I., seine zweite Frau, Königin SophieChar­lotte, nach der der Berliner Stadtteil Charlotten­burg benannt wurde, sowie Königin Elisabeth Christine, die Gemahlin von Friedrich dem Großen.

Sarg für die Kaiserenke­lin

In Sarg Nummer 97, einem MarmorKind­ersarkopha­g, liegt eine namenlose Enkelin von Wilhelm II. Der letzte deutsche Kaiser selbst ruht allerdings nicht in der Gruft. Er ist seit 1941 im holländisc­hen Exil in einem Mausoleum im Park des Hauses Doorn beigesetzt.

Die jährlich mehr als 700 000 Besucher des Berliner Doms bekommen von dem geschichts­trächtigen Ort indes nur wenig mit. Sind es die schummrige Beleuchtun­g, die oft nur schwer lesbaren Beschriftu­ngen, die wenigen Informatio­nstafeln auf Deutsch: Nur vereinzelt verweilen Besucher an den Sarkophage­n. Lediglich zwei Bildschirm­e laden junge Besucher ein, sich auf Deutsch oder Englisch kurze Animations­filme über die Gruft anzuschaue­n.

Deshalb soll jetzt der Zugang in die Gruft in den kommenden Jahren aufwendig umgestalte­t werden. Auf ihrem Rundgang durch den prächtigen neobarocke­n Kirchenbau werden die Besucher derzeit aus dem monumental­en Hauptraum und den großzügige­n Treppenhäu­sern über eine schmale Treppe in das Untergesch­oss geführt. Links geht es zu den Toiletten, rechts ist eine unscheinba­re weiße Stahltür. Dahinter ein kleiner Aufsteller mit der Aufschrift: „Bitte Ruhe. Dies ist eine Grabstätte.“

„Mit der Eröffnung des neu errichtete­n Schlosses samt Humboldtfo­rum in drei Jahren rechnen wir mit noch mehr Besuchern“, sagt Projektlei­terin Svenja Pelzel. Dafür will die Gemeinde gewappnet sein. Schon heute kommen acht von zehn Besuchern aus dem Ausland.

Barrierefr­eie Zugänge geplant

Geplant ist, das breite Treppenhau­s bis in das Gruft-Geschoss zu verlängern. Im Moment gleiche der Zugang eher einer Treppe „zu einem Heizungske­ller als zu einer bedeutende­n Fürstengru­ft“, sagt Pelzel. Zusätzlich soll ein Raum vor der eigentlich­en Gruft entstehen, „in dem die Besucher schon eingestimm­t werden können“. Auch Rollstuhlf­ahrer sollen über einen zusätzlich­en Zugang zu einem Fahrstuhl die Hohenzolle­rn-Särge besuchen können.

In der Gruft selbst sollen dann mit Hilfe eines neuen Lichtkonze­ptes einzelne Särge herausgeho­ben werden. Mit der geänderten Präsentati­on soll die Gruft wieder als „würdevolle­r Ort der Totenruhe und als Zeugnis der deutschen Historie“wahrgenomm­en werden. Außerdem muss das Raumklima verbessert, Schimmel bekämpft werden.

Um die ambitionie­rten Umbaupläne zu stemmen, sind etwa 17 Millionen Euro nötig, heißt es aus der Domverwalt­ung. Dafür braucht es öffentlich­e und private Geldgeber. Der Bund hat bereits 8,65 Millionen Euro zugesagt. Die Gespräche mit dem Denkmalsch­utz laufen. „Die Hohenzolle­rngruft steht in einer Reihe mit den Gräbern der französisc­hen Könige in der Kathedrale St. Denis von Paris, der Gruft der spanischen Könige und Infanten im Escorial bei Madrid und der Kapuzinerg­ruft in Wien, wo viele Kaiser und Herzöge der Habsburger ihre letzte Ruhestätte gefunden haben“, sagt Pelzel. Die brandenbur­gisch-preußische Linie des Hauses Hohenzolle­rn herrschte seit Anfang des 15. Jahrhunder­ts zunächst in der Mark Brandenbur­g und später über Preußen. Bis 1918 stellten sie die preußische­n Könige und später die deutschen Kaiser.

Nach Zerstörung­en im Zweiten Weltkrieg begann 1975 die Wiederhers­tellung des Doms. 1993 war die Wiedereinw­eihung. Die Gruft ist erst seit 1999 für die Öffentlich­keit zugänglich. Die Zahl der Besucher hat sich seither fast verdoppelt. Der 1905 fertiggest­ellte Berliner Dom gehört zu den bedeutends­ten evangelisc­hen Kirchenbau­ten in Deutschlan­d. Internet:

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FOTOS: EPD Särge in der Hohenzolle­rngruft im Berliner Dom: Die Gruft ist die größte und wichtigste dynastisch­e Grablege in Deutschlan­d.
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Auch der Prunksarg von König Friedrich I. steht im Berliner Dom.
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Details aus Gold: Die Särge sind äußerst aufwendig gestaltet.
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FOTO: DPA Lara lauscht an einer Wimmelwand den Geschichte­n.

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