Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Balou merkt, wenn es Gabriel schlecht geht
Eberhardzeller Verein sponsert Familie aus Bingen einen Diabetikerwarnhund
- Nur noch wenige Monate, dann zieht Hund Balou bei Familie Schilling in Bingen ein. Balou, ein spanischer Wasserhund, ist jedoch nicht nur ein Spielkamerad. Der Diabetikerwarnhund ist ein Lebensretter. Finanziert wird der Familienzuwachs über den Verein „Zusammen Berge versetzen“aus Eberhardzell.
Balou schließt in ein paar Monaten seine Ausbildung zum Diabetikerwarnhund ab. Das Tier ist so ausgebildet, dass er bereits anschlägt, noch bevor die Blutzuckerwerte unter 70 oder über 250 steigen. Beides kann für den Betroffenen lebensgefährlich sein. Das Tier warnt dann seinen Diabetiker, indem er ihn zum Beispiel anstupst oder die Pfote auflegt.
Der fünfjährige Gabriel Schilling hat Diabetes Typ 1. Da die Unterzuckerung auch nachts auftreten kann, wichen ihm seine Eltern in den vergangenen Monaten nie von der Seite, nachts richteten sie eine aufwendige Überwachung ein. In Zukunft wird das Leben für die Familie wieder einfacher. Balou erkennt nicht nur eine Unterzuckerung in Sekundenschnelle, er kann auch Türen öffnen, das Blutzuckermessgerät oder die Notfallspritze holen.
Die Ausbildung ist teuer
Die Ausbildung eines Therapiehundes ist teuer und wird in der Regel von den Krankenkassen nicht übernommen. Allein wäre es den Eltern von Gabriel nicht möglich gewesen, so viel Geld aufzubringen. Die Kosten hat nun ein Sponsor übernommen, der Jungunternehmer Marvin Jäger aus Kleinwinnaden. Jäger ist Geschäftsführer und Inhaber von Jäger Group, einem relativ jungen Unternehmen, das Veranstaltungstechnik vermietet. Jäger sagt, er musste nicht lange überlegen, als er von der Situation erfuhr. „Klar helfen wir hier, so wissen wir auch ganz genau, wo die Spende hingeht“. Genaue Angaben über die Höhe der Spende möchte er nicht machen. Doch sie bewegt sich laut Verein im fünfstelligen Bereich.
Die Querverbindung kam über Michael Schlichthärle zustande, Kopf des Fördervereins und Besitzer eines Tattoo-Studios. Schlichthärle gründete den Verein vor einem Jahr. Der Anlass war ein anderes krankes Kind. „Ich verdiene zwar nicht super viel Geld, aber ich habe eine tolle Frau und zwei gesunde Kinder, daher betrachte ich mich als reich“, antwortet Schlichthärle auf die Frage nach seiner Motivation sich zu engagieren. Als er mitbekam, dass seine Nachbarn, deren Sohn immer wieder starke epileptische Anfälle hat, von der Krankenkasse keine finanzielle Unterstützung für einen Therapiehund erhält, beschloss er zu helfen.
Die Hilfe soll regional bleiben
Er sprach mit Freunden und Kunden über den Fall und erlebte eine große Hilfsbereitschaft. „In ein Tattoo-Studio kommen längst nicht mehr nur Rocker, unter meinen Kunden sind auch Banker und Manager dabei“, erzählt er schmunzelnd. Menschen, die im vergangenen Jahr viel Geld gespendet haben. „Wir haben bisher keine Webseite und auch keinen Facebook-Account, trotzdem hat sich unser Anliegen schnell herumgesprochen“, erklärt er. „Wir bekommen Spenden und auch neue Anfragen aus der ganzen Region.“
Regional soll die Hilfe jedoch auch bleiben. Der Verein, der inzwischen aus neun Mitgliedern besteht, von denen vier aus Eberhardzell stammen, hat ein klares Ziel. „Es geht um Kinder und um junge Familien von hier, die Hilfe brauchen“, so Schlichthärle. Da ist die alleinerziehende Mutter, die bereits ihr zweites Kind beerdigen muss, aber kein Geld für die Beerdigung hat. Da ist dieses Kind, das mit zwei Jahren beim Spielen stürzte, seitdem massiv behindert ist und dessen Familie sich eine Hebebühne fürs Auto wünscht. Ihnen konnte der Verein bereits helfen.
Inzwischen ist der Verein eine Kooperation mit dem Round Table Biberach eingegangen, gemeinsam wurden bereits erste Projekte verwirklicht. „Es ist unfassbar toll, wie viele Menschen bereit sind zu helfen, Schüler, die Flaschenpfand für uns sammeln oder bei einem Marathon mitlaufen“, erzählt der Vereinssprecher. Durch die Mund-zu-Mund-Propaganda kommen immer neue Bittsteller auf den Verein zu – neue Spender werden daher stets gesucht.