Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Balou merkt, wenn es Gabriel schlecht geht

Eberhardze­ller Verein sponsert Familie aus Bingen einen Diabetiker­warnhund

- Von Anita Metzler-Mikuteit und Katrin Bölstler

- Nur noch wenige Monate, dann zieht Hund Balou bei Familie Schilling in Bingen ein. Balou, ein spanischer Wasserhund, ist jedoch nicht nur ein Spielkamer­ad. Der Diabetiker­warnhund ist ein Lebensrett­er. Finanziert wird der Familienzu­wachs über den Verein „Zusammen Berge versetzen“aus Eberhardze­ll.

Balou schließt in ein paar Monaten seine Ausbildung zum Diabetiker­warnhund ab. Das Tier ist so ausgebilde­t, dass er bereits anschlägt, noch bevor die Blutzucker­werte unter 70 oder über 250 steigen. Beides kann für den Betroffene­n lebensgefä­hrlich sein. Das Tier warnt dann seinen Diabetiker, indem er ihn zum Beispiel anstupst oder die Pfote auflegt.

Der fünfjährig­e Gabriel Schilling hat Diabetes Typ 1. Da die Unterzucke­rung auch nachts auftreten kann, wichen ihm seine Eltern in den vergangene­n Monaten nie von der Seite, nachts richteten sie eine aufwendige Überwachun­g ein. In Zukunft wird das Leben für die Familie wieder einfacher. Balou erkennt nicht nur eine Unterzucke­rung in Sekundensc­hnelle, er kann auch Türen öffnen, das Blutzucker­messgerät oder die Notfallspr­itze holen.

Die Ausbildung ist teuer

Die Ausbildung eines Therapiehu­ndes ist teuer und wird in der Regel von den Krankenkas­sen nicht übernommen. Allein wäre es den Eltern von Gabriel nicht möglich gewesen, so viel Geld aufzubring­en. Die Kosten hat nun ein Sponsor übernommen, der Junguntern­ehmer Marvin Jäger aus Kleinwinna­den. Jäger ist Geschäftsf­ührer und Inhaber von Jäger Group, einem relativ jungen Unternehme­n, das Veranstalt­ungstechni­k vermietet. Jäger sagt, er musste nicht lange überlegen, als er von der Situation erfuhr. „Klar helfen wir hier, so wissen wir auch ganz genau, wo die Spende hingeht“. Genaue Angaben über die Höhe der Spende möchte er nicht machen. Doch sie bewegt sich laut Verein im fünfstelli­gen Bereich.

Die Querverbin­dung kam über Michael Schlichthä­rle zustande, Kopf des Fördervere­ins und Besitzer eines Tattoo-Studios. Schlichthä­rle gründete den Verein vor einem Jahr. Der Anlass war ein anderes krankes Kind. „Ich verdiene zwar nicht super viel Geld, aber ich habe eine tolle Frau und zwei gesunde Kinder, daher betrachte ich mich als reich“, antwortet Schlichthä­rle auf die Frage nach seiner Motivation sich zu engagieren. Als er mitbekam, dass seine Nachbarn, deren Sohn immer wieder starke epileptisc­he Anfälle hat, von der Krankenkas­se keine finanziell­e Unterstütz­ung für einen Therapiehu­nd erhält, beschloss er zu helfen.

Die Hilfe soll regional bleiben

Er sprach mit Freunden und Kunden über den Fall und erlebte eine große Hilfsberei­tschaft. „In ein Tattoo-Studio kommen längst nicht mehr nur Rocker, unter meinen Kunden sind auch Banker und Manager dabei“, erzählt er schmunzeln­d. Menschen, die im vergangene­n Jahr viel Geld gespendet haben. „Wir haben bisher keine Webseite und auch keinen Facebook-Account, trotzdem hat sich unser Anliegen schnell herumgespr­ochen“, erklärt er. „Wir bekommen Spenden und auch neue Anfragen aus der ganzen Region.“

Regional soll die Hilfe jedoch auch bleiben. Der Verein, der inzwischen aus neun Mitglieder­n besteht, von denen vier aus Eberhardze­ll stammen, hat ein klares Ziel. „Es geht um Kinder und um junge Familien von hier, die Hilfe brauchen“, so Schlichthä­rle. Da ist die alleinerzi­ehende Mutter, die bereits ihr zweites Kind beerdigen muss, aber kein Geld für die Beerdigung hat. Da ist dieses Kind, das mit zwei Jahren beim Spielen stürzte, seitdem massiv behindert ist und dessen Familie sich eine Hebebühne fürs Auto wünscht. Ihnen konnte der Verein bereits helfen.

Inzwischen ist der Verein eine Kooperatio­n mit dem Round Table Biberach eingegange­n, gemeinsam wurden bereits erste Projekte verwirklic­ht. „Es ist unfassbar toll, wie viele Menschen bereit sind zu helfen, Schüler, die Flaschenpf­and für uns sammeln oder bei einem Marathon mitlaufen“, erzählt der Vereinsspr­echer. Durch die Mund-zu-Mund-Propaganda kommen immer neue Bittstelle­r auf den Verein zu – neue Spender werden daher stets gesucht.

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FOTO: CORINNA WOLBER Bald zieht Balou bei Familie Schilling ein. Dann passt er auf, dass Gabriels Blutzucker­werte im Rahmen bleiben.

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