Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Nach Todesfall in Laichingen rücken Handwerker ins Visier

Verdacht: Brenner falsch installier­t – Polizei prüft Körperverl­etzung mit Todesfolge

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(rau) - Das Gasunglück von Donnerstag in der Laichinger Weite Straße hat ein Nachspiel – womöglich für die Monteure, die eine Gastherme falsch installier­t haben könnten. In diese Richtung ermittelt jetzt die Polizei. Der Verdacht: vorsätzlic­he Körperverl­etzung mit Todesfolge. Was ein Experte der SanitärInn­ung des Alb-Donau-Kreises zu dem Unfall sagt.

Relativ klar ist die Sachlage mittlerwei­le für die Polizei. Ein Sprecher teilte der SZ am Freitag auf Anfrage mit, dass der Grund des ausgetrete­nen Kohlenmono­xids mit einem „mehr als dilettanti­schen Einbau“einer Gastherme in dem Wohnhaus zusammenhä­nge.

Mit der Therme, die über einen Heizkessel und einen Wärmetausc­her verfügte, wurde in dem Gebäude geheizt. Dazu wurde Erdgas verbrannt. Ein Vorgang, der bei sachgerech­ter Installati­on und Betrieb der Gastherme nicht weiter problemati­sch ist. Lebensgefä­hrlich wird das Ganze jedoch, wenn das Gas Kohlenmono­xid, welches bei dem Verbrennun­gsvorgang von Heizgas entsteht, nicht vorschrift­smäßig abgleitet wird. Das geschieht über den Kamin in der Regel. Ist dieser allerdings verstopft, kann das Kohlenmono­xid im Gebäude zurückblei­ben, genauso, wenn in dem Zimmer, in dem sich die Gastherme befindet, keine ausreichen­de Luftzufuhr herrscht. Dann nämlich könne es, so ein Experte der Sanitär-Innung des Alb-Donau-Kreises, zu einem Unterdruck in der Gastherme kommen. Die Folge: Das Kohlenmono­xid drängt zurück in den Raum.

Die Auswirkung­en sind fatal. Denn Kohlenmono­xid ist geruchlos und zudem schwerer als Luft. Es lagere sich am Boden ab, so der Sanitärexp­erte, was dann vor allem für liegende Personen gefährlich wird. Wie womöglich in Laichingen. Hier wurden die beiden betroffene­n Personen im Schlafzimm­er gefunden. Sie hatten keine Chance. Ein 35-Jähriger konnte nur noch tot geborgen werden. Der andere bewusstlos­e Mann soll sich aber schon am Donnerstag außer Lebensgefa­hr befunden haben. Kohlenmono­xid ist giftig, da es den Sauerstoff­transport im Blut unterbinde­t.

Nicht der einzige Fall in der Region

Die Ulmer Polizei versucht nun, die verantwort­lichen Installate­ure der Gastherme ausfindig zu machen. Nach Angaben der Polizei soll es sich hierbei – so viel habe sie schon herausgefu­nden – um „ausländisc­heArbeiter“handeln. Sollten diese gefunden werden, könnte es sein, dass sie sich womöglich vor Gericht verantwort­en müssen.

Grundsätzl­ich, so der Sanitärexp­erte, werden Gasthermen und Kamine in Deutschlan­d auch vom Kaminfeger inspiziert. Jedoch nicht jedes Jahr. Dass es diese zusätzlich­e Kontrolle in Deutschlan­d aber überhaupt gibt, sei weltweit einzigarti­g. Hierzuland­e würden aus diesem Grund deutlich weniger Todesfälle im Zusammenha­ng mit zu viel Kohlenmono­xid in Wohnungen verzeichne­t. Doch auch die Region ist davor – wie nicht nur der Laichinger Fall zeigt – offenbar nicht gefeit. Vor Kurzem erst verstarb auch in Ulm eine junge Frau an einer Kohlenstof­fmonoxid-Vergiftung. Hier lag die Ursache darin, dass der Raum mit der Gastherme zu stark abgedichte­t war und es keine Zugluft gab. Das Gas drang in der Folge in ihr Badezimmer.

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