Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Lastwagen rast in Weihnachtsmarkt
Viele Tote und Verletzte in Berlin – Hintergrund unklar – Generalbundesanwalt ermittelt
(dpa/sz) - Bei einem möglichen Anschlag mit einem Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin sind am Montagabend mindestens neun Menschen getötet worden. Das teilte die Polizei mit. Nach Angaben der Feuerwehr wurden mindestens 50 Menschen teils lebensgefährlich verletzt. Ob der Vorfall einen terroristischen Hintergrund hat, war zunächst offen. Fest stehe noch nichts, aber vieles spreche für eine islamistische Attacke, hieß es am Montagabend aus Sicherheitskreisen.
Der Lastwagen mit polnischem Kennzeichen fuhr laut Polizei gegen 20 Uhr auf einer Strecke von 50 bis 80 Metern mit hoher Geschwindigkeit über den Markt und zerstörte dabei mehrere Buden. Ein Tatverdächtiger wurde festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Er war zunächst Richtung Bahnhof Zoo geflüchtet. Ein weiterer Mann, der auf dem Beifahrersitz saß, sei tot.
Der Eigentümer des Lastwagens sagte am Abend in einem Telefonat dem Sender TVN 24, der Fahrer sei seit etwa 16 Uhr nicht mehr zu erreichen gewesen. Der Fahrer sei sein Cousin, er könne seine Hand für ihn ins Feuer legen, dass er kein Attentäter sei. „Ihm muss etwas angetan worden sein“, vermutete der polnische Eigentümer.
Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe übernahm die Ermittlungen. Das teilte Justizminister Heiko Maas (SPD) über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Nach Worten von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) war die Situation am Abend unter Kontrolle. Der Regierungschef reagierte geschockt. „Was wir hier sehen, ist dramatisch“, sagte Müller auf dem Breitscheidplatz. Seine Gedanken seien bei den Familien, die Tote oder Verletzte zu beklagen hätten. Heute Mittag wollen der Berliner Regierungschef und sein Innensenator die Öffentlichkeit informieren.
Auch Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich bestürzt. „Wir trauern um die Toten und hoffen, dass den vielen Verletzten geholfen werden kann“, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Bundesinnenminister Thomas de Maizière erklärte, er habe Berlin „jede Unterstützung durch die Bundespolizei angeboten“. Frankreichs Präsident François Hollande zeigte sich nach dem Vorfall in Berlin tief betroffen. „Die Franzosen teilen die Trauer der Deutschen angesichts dieser Tragödie, die ganz Europa trifft“, teilte der Élysée-Palast mit.