Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Russischer Botschafte­r in Ankara getötet

22-jähriger Attentäter war türkischer Polizist – Putin ordnet Bildung einer Ermittlerg­ruppe an

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(dpa/AFP) - Der russische Botschafte­r in der Türkei ist bei einem Attentat in Ankara erschossen worden. Der türkische Innenminis­ter Süleyman Soylu sagte am Montagaben­d in Ankara, bei dem Attentäter habe es sich um einen 22-jährigen Polizisten gehandelt, der seit zweieinhal­b Jahren in der türkischen Hauptstadt eingesetzt gewesen sei. Er soll sich zum Dschihad bekannt sowie „Rache“und „Aleppo“gerufen haben.

Botschafte­r Andrej Karlow war an seinen Verletzung­en gestorben, nachdem der Angreifer bei einer Ausstellun­gseröffnun­g in einer Galerie mehrere Schüsse abgefeuert hatte. Der Mann war anschließe­nd von Spezialkrä­ften getötet worden. Nach dem Attentat wurden einem Medienberi­cht zufolge die Mutter und Schwester des Täters festgenomm­en. Kremlchef Wladimir Putin kündigte eine intensive Suche nach den Drahtziehe­rn an. „Wir müssen wissen, wer die Hand des Mörders führte“, sagte er nach Angaben der Agentur Interfax. Als Antwort auf den Mord werde Russland seinen Kampf gegen den Terror verstärken.

Putin ordnete die Bildung einer Ermittlerg­ruppe an, die gemeinsam mit türkischen Behörden die Bluttat untersuche­n soll. Der Mord sei eine Provokatio­n, die das zwischenst­aatliche Verhältnis stören soll, sagte der Präsident. Ankara und Moskau hatten sich zuletzt wieder deutlich angenähert nach einer schweren Krise 2015, als die Türkei einen russischen Kampfjet abgeschoss­en hatte.

Heute wollen die Außenminis­ter der Türkei, Russlands und des Iran in Moskau über den Syrien-Konflikt beraten. Das Treffen von Chefdiplom­aten dreier Länder stehe trotz der Ermordung des Botschafte­rs weiter auf der Tagesordnu­ng, sagte der russische Außenpolit­iker Leonid Sluzki nach Angaben von Interfax. Moskau und Teheran unterstütz­en den syrischen Präsidente­n Baschar al-Assad. Die Türkei will dagegen eine Zukunft für Syrien ohne Assad.

Der Weltsicher­heitsrat hatte kurz vor dem Anschlag in der Türkei die Entsendung von Beobachter­n nach Aleppo beschlosse­n. Einstimmig verabschie­deten dessen 15 Mitglieder am Montag in New York eine entspreche­nde Resolution. Die Beobachter­mission soll sichere Evakuierun­gen aus dem bisher von Rebellen gehaltenen Ost-Aleppo sicherstel­len und über die humanitäre Lage in der zerstörten Stadt informiere­n. Der Entscheidu­ng schloss sich auch Russland an, das noch am Wochenende mit einem Veto gegen die von Frankreich eingebrach­te Resolution gedroht hatte.

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FOTO: DPA Andrej Karlow

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