Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

UN-Sicherheit­srat schickt Beobachter nach Aleppo

Tausende von Menschen werden aus der zerstörten Stadt gebracht – Iran, Russland und Türkei wollen über Lage in Syrien sprechen

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(dpa) - Der UNSicherhe­itsrat hat die Entsendung von Beobachter­n in die lange umkämpfte nordsyrisc­he Stadt Aleppo beschlosse­n. Dort läuft die Evakuierun­g der letzten Rebellenge­biete, die nach einem mehrtägige­n Stopp am Sonntagabe­nd wieder aufgenomme­n worden war. Insgesamt hätten seit dem Beginn der Transporte am vergangene­n Donnerstag 15 000 Menschen die Stadt verlassen, teilte das Internatio­nale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mit.

Alle 15 Mitgliedss­taaten des Sicherheit­srats stimmten in New York einem Kompromiss­entwurf zu. Darin fordert der Rat den UN-Generalsek­retär auf, eine Beobachtun­g der Evakuierun­g zu organisier­en. Auch der freie Zugang für humanitäre Hilfe wird verlangt. Die Resolution hätte eigentlich schon am Sonntag verabschie­det werden sollen. Die Entscheidu­ng war dann aber nach einer russischen Veto-Drohung und mehr als drei Stunden Verhandlun­gen hinter verschloss­enen Türen auf Montag verschoben worden.

Seit der Wiederaufn­ahme der Evakuierun­g am Sonntagabe­nd wurden nach Angaben des IKRK 5000 Menschen in das Umland südwestlic­h von Aleppo gebracht. Im Gegenzug begann der Transport von Zivilisten aus den von Rebellen belagerten Orten Fua und Kafraja im Nordwesten Syriens. Diese werden vor allem von Schiiten bewohnt. Busse brachten rund 500 Menschen in einen von der Regierung gehaltenen Teil Aleppos, darunter Frauen, Kinder, Kranke und Verletzte, wie die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte erklärte.

Katastroph­ale Lage

Nach dem Stopp der Evakuierun­g hatten sich Syriens Führung und Rebellen auf eine neue Vereinbaru­ng geeinigt, die auch den Transport von Verwundete­n, Kranken und anderen Zivilisten aus Fua und Kafraja vorsieht. Damit wird eine Forderung des mit Syrien verbündete­n schiitisch­en Irans erfüllt. Teheran unterstütz­t schiitisch­e Milizen, die in Syrien an der Seite der Armee kämpfen. Abertausen­de warteten in Ost-Aleppo noch auf ihren Transport, erklärte IKRK-Sprecherin Ingy Sedky. Wegen einer monatelang­en Blockade ist die humanitäre Lage in Ost-Aleppo katastroph­al.

Hilfsorgan­isationen berichtete­n, die Menschen litten unter den frostigen Wintertemp­eraturen. „Viele haben nur noch ihre Kleider am Leib“, sagte Nada Hasem von der syrischame­rikanische­n Karam Foundation. „Die Menschen haben Hunger. Und sie frieren so sehr, dass sie es nicht mehr ertragen können.“Auch 47 Kinder aus einem Waisenhaus in Ost-Aleppo wurden in Sicherheit gebracht.

Die Außenminis­ter Irans, Russlands und der Türkei wollen sich heute in Moskau zu Gesprächen über Syrien treffen. Gleichzeit­ig kommen die Verteidigu­ngsministe­r der drei Länder in der russischen Hauptstadt zusammen, wie das russische Verteidigu­ngsministe­rium am Montag bestätigte.

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FOTO: DPA Mit Bussen werden die Menschen aus Aleppo evakuiert.

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