Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Lang-Lkw werden zur Regel

Fünfjährig­e Testphase geht zu Ende – Von 2017 an Regelbetri­eb

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(dpa) - Biegen sie ab, versperren sie auch gerne mal mehrere Spuren einer Straße. Auf der Autobahn fallen sie hingegen kaum auf. Seit fünf Jahren rollen mehr als 25 Meter lange Lastwagen auf deutschen Straßen. Vom 1. Januar 2017 an soll der sogenannte „Regelbetri­eb“in Deutschlan­d beginnen. Doch wo begegnen einem die langen Lastwagen dann eigentlich?

Was heißt das: Regelbetri­eb?

Die Lastwagen fahren auf einem sogenannte­n Positivnet­z. Zuletzt erstreckte sich das auf rund 11 600 Straßenkil­ometer – etwa 70 Prozent davon waren Autobahnen. Das Netz kann nach wie vor aktualisie­rt und erweitert werden. Der Test ist bis auf einige Formen von Sattelzüge­n, die noch weiter getestet werden, abgeschlos­sen.

Wo fahren die Lastwagen also?

14 von 16 Bundesländ­er haben zuletzt verschiede­ne Strecken für die Ausnahmeve­rordnung geöffnet. In Nordrhein-Westfalen ist nur der 17,80 lange Sattelaufl­ieger erlaubt, der noch einmal sieben Jahre in den Testlauf geht. Damit sind die überlangen Lastwagen nur noch in Berlin und im Saarland komplett von den Straßen verbannt. Zum Leidwesen der Spediteure: „Der Flickentep­pich ist ein Problem“, sagt Ingo Hodea vom Deutschen Speditions- und Logistikve­rband.

Was bringen solche Lastwagen? Der Test hat laut Verkehrsmi­nisterium ergeben, dass zwei Lang-Lkw drei herkömmlic­he Lkw ersetzen. Ein 25 Meter langer Lkw fasst 53 Paletten, während ein herkömmlic­her Lastwagen mit 34 Paletten beladen werden darf. Damit werde zwischen 15 und 25 Prozent weniger Diesel verbraucht. Die Infrastruk­tur, so das Ergebnis des Ministeriu­ms, werde hingegen nicht stärker strapazier­t als sonst.

Ist das kein Anreiz, mehr Güter auf der Straße zu transporti­eren?

Erstaunlic­herweise stellt das Ministeriu­m keine Verlagerun­g des Verkehrs von der Schiene auf die Straße fest. Bei der „Allianz pro Schiene“bezweifelt man das allerdings und beruft sich auf eine Studie der Technische­n Hochschule Wildau und der Technische­n Universitä­t Berlin. Danach würden etwa 7,6 Prozent des Schienengü­terverkehr­s auf die Straße gebracht. Das entspricht den Berechnung­en zufolge etwa 7000 zusätzlich­en Lkw-Fahrten auf deutschen Straßen täglich.

Stören die Lkw nicht im Verkehr?

Befürchtun­gen, dass es Behinderun­gen geben könnte, sind bislang nicht eingetrete­n. Auch Sicherheit­sbedenken sind bislang nicht hoch. „Bei 80 Stundenkil­ometern haben die LangLkw einen kürzeren Bremsweg, weil mehrere Achsen bremsen“, erklärt Hodea vom Deutschen Speditions- und Logistikve­rband. Der ADAC fordert, dass die Bedingunge­n für den Regelbetri­eb die gleichen sein müssen wie für den Testbetrie­b. Die Lastwagen müssten zudem mit modernen Fahrerassi­stenzsyste­men ausgestatt­et sein.

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FOTO: DPA Ein Gigaliner in einem Kreisverke­hr: Zwei Lang-Lkw ersetzen drei herkömmlic­he Lastwagen.

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