Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Kluge Vorsorge ist das A und O“
LAZBW-Leiter Franz Schweizer spricht über Bedeutung des Klimawandels für Milchbauern
- „Milcherzeugung zwischen Marktproblemen und Klimawandel“– unter diesem Titel hat die 55. Aulendorfer Wintertagung jüngst in Aulendorf stattgefunden. Rund 100 Landwirte, Molkereigeschäftsführer, Berater und Schüler der landwirtschaftlichen Fachschulen waren mit dabei. Paulina Stumm hat sich mit Franz Schweizer, Direktor des Landwirtschaftlichen Zentrums BadenWürttemberg (LAZBW), über die Inhalte der Wintertagung unterhalten.
Herr Schweizer, welchen Vortrag fanden Sie am spannendsten?
Bei dem Vortrag von Mathias Effenberger von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Mit dem Thema Klimaschutz in der Landwirtschaft hat er einen Nerv getroffen. Die Landwirtschaft ist Mitverursacher und gleichzeitig Opfer des Klimawandels. Dieser bringt zwar höhere Durchschnittstemperaturen und längere Vegetationsperioden mit sich. Es gibt aber auch häufiger Trockenperioden und wenn Regen fällt, ist es oft Starkregen.
Welche könnte der CO2-Ausstoß verringert werden?
Der Ausstoß von Treibhausgasen lässt sich in der Landwirtschaft nicht im gleichen Umfang reduzieren wie in anderen Wirtschaftszweigen. Herr Effenberger hat eine Untersuchung vorgestellt, nach der pro Kilogramm Milch 1,15 Kilogramm CO2 erzeugt wird. Alledings: Wenn Kühe länger in der Milchproduktion sind, sich die CO2-Bilanz verbessert, weil weniger Jungvieh nachgezogen werden muss. Natürlich sind auch Fütterungsverfahren ein Ansatzpunkt; grünlandbasierte Fütterung hat je Hektar eine geringere Belastung als ackerbasiertes Futter wie Mais oder Getreide. Eine bemerkenswerte Aussage fand ich, dass wenn Landwirte ausgebrachte Rindergülle schneller einarbeiten, sich die Ausbringverluste und damit die Klimabelastung bis zu 90 Prozent reduzieren lassen.
Der Vortrag von Thomas Jilg (LAZBW) befasste sich damit, wie Landwirte auf schwierige Ernteund Futterjahre reagieren können.
Große Milchviehherden bedeuten: Es wird viel Grobfutter benötigt. Fällt die Ernte schlecht aus, hat der Landwirt ein Problem. Reserven zu bilden wird daher immer wichtiger. Herr Jilg sprach von zwei Monatsverbräuchen, die zusätzlich vorgehalten werden sollten. Für einen Monat Reserve an Futter braucht ein Landwirt mit beispielsweise 50 Kühen und 50 Stück Jungvieh allerdings auch 3,6 Hektar Fläche. Ganzpflanzensilage oder nach der Ernte schnell Zwischenfrüchte wie Raps oder Klee zu ziehen, können da alternativ helfen. Mittelfristig wird man weniger Getreide und mehr Feldfutter anbauen müssen.
Wozu hat Hans-Jürgen Seeger vom Rindergesundheitsdienst geraten?
Er hat darauf hingewiesen, dass die meisten Infektionen über zugekaufte Tiere in die Ställe kommen, und deshalb zu drei Wochen Quarantäne bei Zukäufen geraten wird. Bei Gemeinschaftsweidehaltung sollte man darauf achten, nur Tiere mit dem gleichen Gesundheitsstatus zusammenzubringen. Krankheitserreger gelangen aber auch über Hofbesucher in den Stall. Hygiene und kluge Vorsorge sind da das A und O.