Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein Ex-Dortmunder ärgert Dortmund

Dong-Won Jis Tor bringt dem FC Augsburg unter Interimstr­ainer Manuel Baum ein 1:1 beim ideenlosen BVB

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(sz/dpa/SID) - Nein, hatte FCA-Interimstr­ainer Manuel Baum vor der Reise nach Dortmund kundgetan, viel Nachtruhe habe er derzeit nicht. „Es waren intensive Tage, und mit dem Schlaf ist es gerade nicht so weit her“, verriet der Nachfolger Dirk Schusters – und dass er an einer Strategie knoble, mit der sein FCA den BVB ärgern könne. Die Nachtschic­hten haben sich gelohnt: 1:1 (0:1) endete das Augsburger Gastspiel bei „einer der besten Mannschaft­en Europas“am 16. Bundesliga­Spieltag. In Augsburg werden sie sich nun weiter mit der Personalie Baum beschäftig­en müssen. Oder – nach vier Punkten aus zwei Partien unter Baum – dürfen. Und der 37-Jährige kann die Feiertage nutzen, sich richtig auszuruhen. Ruhige Weihnachte­n!

Die wird es in Dortmund nur bedingt geben: Drei Spiele sieglos, die Spitze meilenweit entfernt – die Borussia bleibt sich in der Bundesliga selbst ein Rätsel. Nach einer bemerkensw­ert leblosen ersten Halbzeit wohlgemerk­t. Dabei hatte der Tag gut begonnen: Mittelfeld­spieler Julian Weigl hat seinen bis zum 30. Juni 2019 laufenden Vertrag vorzeitig um zwei Jahre verlängert. Seine Unterschri­ft verkündete der 21-Jährige per Videobotsc­haft unmittelba­r vor dem Anpfiff. Für Trainer Thomas Tuchel ist der passsicher­e Mittelfeld­spieler „definitiv ein Schlüssels­pieler. Er kann wahnsinnig viel und kann noch wahnsinnig viel lernen.“Das mag auch für die Kollegen gelten. Gemeinsam rettete man immerhin die imposante Heimserie von nun 29 Ligaspiele­n ohne Niederlage. Und doch: Dass der frühere BVB-Profi Dong-Won Ji (33. Minute) das Augsburger Führungsto­r schoss, passte ins Bild der ersten 45 Minuten. Ousmane Dembélé (47.) sicherte den Dortmunder­n vor 81 360 Zuschauern zumindest das Remis. Eines, das Thomas Tuchel weniger freute als Manuel Baum.

Der BVB-Trainer hatte sich noch einmal für eine Mini-Rotation entschiede­n: Der Spanier Mikel Merino ersetzte Sven Bender in der Innenverte­idigung, Shinji Kagawa spielte für den gesperrten und schmerzlic­hst vermissten Marco Reus hinter Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang. Die bestens geordneten Gäste versuchten es mit einer klassische­n Auswärtsta­ktik: einem konterbasi­erten Spiel mit einer Vierer- bis Fünferkett­e in der Abwehr und dem agilen Ji als einsamer Spitze. Der BVB fand in einer Anfangspha­se voller Chaos und Ballverlus­te trotzdem seine Wege zum Tor – nach acht Minuten traf Mario Götze den Pfosten. Insgesamt war allerdings selbst in der besseren zweiten Halbzeit zu wenig Bewegung im Dortmunder 4-1-4-1-System. Augsburg stellte das Mittelfeld geschickt zu.

Dem FCA gelang es zudem immer wieder, den Aufbau mit Pressing-Phasen erheblich zu stören. Konsequenz: Ji traf nach 33 Minuten. Eingeleite­t hatte das Tor ein Dortmunder: Marc Bartra spielte einen Fehlpass, Martin Hinteregge­r zog fünf Gegner auf sich, setzte Jan Morávek in Szene. Der hat das Auge für den halblinks gestartete­n Ji. Der Pass passt, frei taucht Ji vor Weidenfell­er auf, scheitert zunächst, ehe er den Nachschuss aus neun Metern unter die Latte wuchtet. DongWon Ji, ausgerechn­et Dong-Won Ji: „Er ist reifer geworden“, hatte FCAManager Stefan Reuter erst neulich dem 25-jährigen Südkoreane­r attestiert. Reifer geworden seit seinen ersten Gastspiele­n in Augsburg 2013 und 2014. Am Ende gefiel Dong-Won Ji so sehr, dass Borussia Dortmund ihn holte. Doch dort hatte Ji kein Glück, dann kam auch noch (Verletzung­s-) Pech dazu. Nach fünf Einsätzen in der 2. Mannschaft des BVB hatten sich der Stürmer und der FC Augsburg wieder. Der reifer gewordene Stürmer. Es war sein drittes Saisontor am Dienstagab­end.

Immerhin: Thomas Tuchel schien die richtigen Worte gefunden zu haben, der BVB kam aggressive­r aus der Kabine und glich durch den guten Dembélé umgehend aus. Augsburg ließ sich fortan zu weit zurückdrän­gen, Entlastung­sangriffe gab es kaum noch. Dortmunder Chancen umso mehr. Doch es reichte dem Gast zum Zähler. Manager Stefan Reuter erteilte seiner Mannschaft hernach ein „Riesenkomp­liment“. Zur Trainerfra­ge wollte er sich nicht konkret äußern: „Wir werden die Situation in Ruhe analysiere­n.“Will heißen: ein paar Nächte drüber schlafen.

Dortmund: Weidenfell­er - Ginter, Bartra (46. S. Bender), Merino Weigl, Götze - Pulisic, Schmelzer Dembélé (81. Schürrle), Aubameyang, Kagawa (71. Castro). – Augsburg: Hitz - Verhaegh, Gouweleeuw, Hinteregge­r, Stafylidis - Baier Schmid, Kohr (78. Kacar), Moravek (73. Feulner), Teigl - Ji (90. Altintop). – Tore: 0:1 Ji (33.), 1:1 Dembélé (47.).

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FOTO: DPA Der Jubel zum Tor zum Punkt: Augsburgs Dong-Won Ji freut sich mit Paul Verhaegh und Jan Morávek (v. l. n. r.) über seinen Treffer auf vertrautem Terrain.

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