Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Brücken schlagen
Ulmer Museum stellt neues Ausstellungsprogramm vor
- Die Weichen im Ulmer Museum sind auf Veränderung gestellt: Stefanie Dathe, die neue Direktorin, will sämtliche Dauerausstellungen in den sechs Häusern peu à peu umgestalten. An großen Wechselausstellungen sind drei für die kommende Saison geplant.
Rund 32 000 Besucher hat das Ulmer Museum in diesem Jahr angelockt. Hinzu kommen nochmal gut 5000 Gäste im HfG-Archiv. Das ist nicht viel für ein Haus dieser Größe. Doch mit Amtsantritt von Stefanie Dathe, die seit 1. Dezember die Leitung übernommen hat, soll sich das ändern. Natürlich kann die 48-jährige Kunsthistorikerin nicht zaubern und so fällt das neue Ausstellungsprogramm für 2017 eher klein aus. Bis Mitte April ist noch die Sammlung Kurt Fried zu sehen, die beim Publikum auf großes Interesse stößt. Für die neue Chefin ist die Kollektion mit Kunst der Gegenwart und der Moderne allein schon aufgrund ihrer Fülle „eine Offenbarung“.
Themenschau durchs ganze Haus
Höhepunkt in der nächsten Saison dürfte das erste Gemeinschaftsprojekt des neuen Teams sein, das am 21. Mai, dem Internationalen Museumstag, eröffnet wird. „Ursprünglich war eine Schau zum Thema Wahnsinn geplant“, sagt Dathe. Nun soll es ein Themenschwerpunkt sein, der mit dem Haus zu tun hat. Näheres wird allerdings noch nicht verraten. Fest steht aber schon jetzt, dass „das gesamte Museum“bespielt werden soll. „Wir wollen Brücken schlagen und zeitgenössische Positionen so mit den Sammlungsbeständen verknüpfen, dass die Besucher in alle Abteilungen geführt werden“, erklärt die Direktorin. Dass die Erwartungen an sie hoch sind, ist ihr klar. Doch Dathe gibt sich optimistisch, auch wenn die Vorlaufzeit von gerade mal fünf Monaten sehr knapp ist.
Ein weiteres Zuckerle im neuen Jahr ist das Projekt „41 Minuten“, das in Kooperation mit dem Landesdenkmalamt entsteht (ab 25. November). Genau so lange wird mit der Inbetriebnahme der ICE-Neubaustrecke künftig die Fahrzeit im Regionalverkehr zwischen Ulm und Stuttgart dauern. Die Schau nimmt die Besucher mit auf eine simulierte Zugreise über die Schwäbische Alb. Sie zeigt anhand von elf Haltestationen die archäologischen Funde, die bei den Ausgrabungen entlang der Strecke in den vergangenen sechs Jahren gefunden wurden – von steinzeitlichen Kalkscheiben über frühmittelalterliche Gräberfelder bis zu römischen Schuhnägeln.
Zwischendrin (ab Mitte September) dreht sich alles um Adolf Hölzel, einer der Wegbereiter der Abstraktion. Im Mittelpunkt der Präsentation steht das Wandbild mit dem Gekreuzigten aus der Ulmer Pauluskirche.
Parallel dazu werden die Dauerausstellungen in den sechs Gebäuden des Ulmer Museums sukzessive neu gruppiert. Den Anfang macht die Alte Kunst im Kiechlehaus. Auch eine eigene Homepage schwebt Dathe vor – und zwar möglichst bald. In Planung ist ebenfalls ein neuer Medienguide. Was die Depotsituation vor Ort betrifft, so will sie nicht zuwarten, bis die Stadt ein zentrales Kunstdepot schafft. „Stattdessen wollen wir aus der Not eine Tugend machen und Schaudepots an verschiedenen Stellen im Haus einrichten.“Ziel all dieser Maßnahmen ist ein stimmiger Parcours durchs gesamte Ensemble. „Kunst muss sinnlich berühren“, sagt Stefanie Dathe – und entsprechend soll das Ulmer Museum auf Vordermann gebracht werden.