Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Autostrada Calabrese
Bei Stuttgart 21 läuft es mal wieder nicht rund: Die Bahn verklagt das Land Baden-Württemberg, das Land wiederum – vielleicht – die Stadt Stuttgart, und natürlich will keiner den Spaß bezahlen. Vom Berliner Problemflughafen BER haben wir lange nichts mehr gehört. Wir wissen nicht genau, ob es die Baustelle noch gibt und was dort passiert, aber fest steht: Es dauert noch.
Da ist es erfrischend zu sehen, dass es noch Megaprojekte gibt, bei denen es vorwärts geht wie ein geölter Blitz. Nicht in Deutschland, natürlich, sondern in Italien. Dort ist am Donnerstag die wichtigste Verkehrsader in den tiefen Süden des Landes eröffnet worden. Und das nach einer Bauzeit von nur 54 Jahren. Ein irrsinniges Tempo, wenn man bedenkt, dass die 443-Kilometer-Trasse von Salerno nach Reggio Calabria durch 190 Tunnel und über 480 Brücken, Viadukte und Hochstraßen führt. Das sind mehr als am Albabstieg auf der A 8. Doch während in Stuttgart noch über den Bauplänen gebrütet wird, wird in Kalabrien schon wieder kräftig gefeiert.
Nun gibt es aber nicht nur in Deutschland Miesepeter, sondern auch in Süditalien. Die nörgeln jetzt, dass da doch immer noch herumgebaggert werde an der angeblich fertiggestellten Autostrada. Stimmt nicht, widerspricht die Betreibergesellschaft Anas. Die Bauarbeiter, die da jetzt noch zu sehen sind, sind gar nicht mit Bauarbeiten beschäftigt. Sondern mit Instandhaltungsarbeiten. Und dass man hier und da mal etwas reparieren muss, das ist ja wohl eine Selbstverständlichkeit, bei einer mehr als 50 Jahre alten Autobahn. (ume)