Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die vermissten Frauen sind tot

Bei gefundenen Leichen handelt es sich um ein Paar aus Gersthofen – Verdacht gegen den mutmaßlich­en Täter erhärtet sich

- Von Florian Eisele

- Die beiden vermissten Frauen Beate Neuber und Elke Wieland sind tot. Die Augsburger Polizei gab gestern im Rahmen einer Pressekonf­erenz bekannt, dass es sich bei den Leichen, die am Mittwochab­end nordwestli­ch des Gersthofer Ortsteils Hirblingen (Kreis Augsburg) gefunden wurden, um das als vermisst gemeldete Paar handelt. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Frauen am Freitag, 9. Dezember, in ihrer Wohnung in Hirblingen getötet wurden. Den Polizisten, die die Leichen in etwa einem Meter Tiefe in einem Feld fanden, bot sich ein schauriges Bild: Die Toten waren mit Stichverle­tzungen übersät. Ob diese Wunden aber auch der Grund für ihren Tod waren, wollte die Polizei nicht bestätigen und verwies auf weiterführ­ende Ermittlung­en. Die Tatwaffe ist bisher nicht gefunden worden.

Der 31-jährige Tatverdäch­tige Waldemar Neustett, den die Polizei bei vollem Namen nennt, und sein Anwalt Walter Rubach geben weiterhin keinerlei Auskunft zu der Tat. Seit einer Woche befindet sich der Nachbar des Paares wegen des Vorwurfs des zweifachen Mordes in Untersuchu­ngshaft. Wie Kripo-Chef Gerhard Zintl, der Leiter der 35-köpfigen Sonderkomm­ission, sagte, fiel der Verdacht schnell auf den Mann: „Im Rahmen unserer Ermittlung­en war eine Person nicht greifbar“– nämlich Waldemar Neustett.

Mittlerwei­le weiß die Kriminalpo­lizei auch warum: In den Tagen nach dem rätselhaft­en Verschwind­en der Frauen fuhr der Mann quer durch Bayern und hob mit der ECKarte von Beate Neuber mehrmals Geld ab. Dabei bemühte er sich, nicht erkannt zu werden und versteckte sein Gesicht stets unter einer Sturmmaske. Wie gestern bekannt wurde, führte ihn sein Weg in dieser Zeit bis nach Prag: Eine Abhebung fand auch in der tschechisc­hen Hauptstadt statt. Dass es jeweils Neustett war, der sich mit neuem Bargeld versorgte – daran haben die Ermittler keine Zweifel.

Während der mutmaßlich­e Mörder unterwegs war, liefen die Ermittlung­en der Polizei auf Hochtouren – und ein furchtbare­r Verdacht bestätigte sich: Die vermissten Lebensgefä­hrtinnen sind tot. Warum, erklärte Kripo-Chef Zintl: „Die Wohnung war zwar aufgeräumt. Aber es war klar, dass die Frauen sie nicht freiwillig verlassen hatten, um etwa in den Urlaub zu fahren.“Nachdem es keine Spuren auf eine Entführung gab, verdichtet­en sich die Beweise, dass die beiden ermordet wurden. Als auch Blutspuren gefunden wurden, waren letzte Zweifel der Ermittler beseitigt.

Einen Tag nach deren Fund gelang es der Kripo, den Tatverdäch­tigen zur Befragung ins Augsburger Polizeiprä­sidium einzuladen. Zu diesem Zeitpunkt lief bereits die öffentlich­e Vermissten­suche. Bei seiner Aussage verwickelt­e sich der Mann laut Zintl schnell in Widersprüc­he: „So, wie er uns schilderte, was er getan haben will – so konnte es nicht sein.“Wenig später klickten die Handschell­en und der Mann wurde dem Ermittlung­srichter vorgeführt, der einen Haftbefehl erließ.

Schnell fanden die Polizisten weitere Hinweise darauf, dass es sich bei ihm um den Täter handeln könnte – denn sonderlich sorgfältig ging der 31-Jährige demnach nicht vor, um seine Spuren zu verwischen. In seinem Auto wurden mehrere Geldbündel gefunden, die wohl aus den Abhebungen mit der EC-Karte von Beate Neuber stammen.

Den Suchtrupps, die den kleinen Ort Hirblingen tagelang auf der Suche nach den Leichen durchforst­et hatten, fiel am Mittwoch auf dem Feld in der Nähe der Kläranlage ein kleiner Erdwall auf. „Der passte nicht ins Bild“, sagte Zintl. Tatsächlic­h waren die beiden Toten darin vergraben. Ein Spaten, den Neustett ausweislic­h einer ebenfalls im Auto gefundenen Quittung in einem Gersthofer Baumarkt gekauft hatte, lag sogar einfach daneben in dem Fluss Schmutter.

Als Motiv geht die Polizei derzeit von Geldnot aus. Die wirtschaft­liche Situation des Mannes soll in den kommenden Tagen detaillier­t geklärt werden. Sie ist aber, wie Zintl sagte, „nicht gerade rosig“. Fraglich scheint derzeit, was den Mann in Geldnöte gestürzt haben könnte. Bekannte beschreibe­n ihn als zurückhalt­enden, eher sparsamen Menschen, dessen einziger Luxus sein weißer BMW war. Laut Polizeiprä­sident Michael Schwald wird die 35 Mann starke Sonderkomm­ission weiterhin in dieser Besetzung arbeiten: „Wir sind relativ weit. Aber unsere Arbeit ist noch nicht beendet.“Dass Neustett Komplizen gehabt haben könnte, schließt die Polizei zum derzeitige­n Stand aus.

 ?? FOTO: DPA ?? Die beiden mit Stichwunde­n übersäten Leichen wurden im Gersthofer Ortsteil Hirblingen (Kreis Augsburg) gefunden.
FOTO: DPA Die beiden mit Stichwunde­n übersäten Leichen wurden im Gersthofer Ortsteil Hirblingen (Kreis Augsburg) gefunden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany