Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zur Person Papstkritiker
In der Debatte um den Umgang der katholischen Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen steht eine neue Eskalation bevor. Der frühere Kurienkardinal
Raymond Leo Burke kündigte in einem Interview eine formale Ermahnung von Papst Franziskus an, sollte dieser seine Position nicht im Sinne der traditionellen katholischen Lehre präzisieren.
Der US-Amerikaner Burke (68) ist Kardinalpatron des Souveränen Malteserordens und der energischste Wortführer der Konservativen im Kardinalskollegium. Von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) wurde Burke 2008 zum Präfekten der Apostolischen Signatur, des obersten Gerichtshofs der katholischen Kirche, ernannt und 2010 in den Kardinalsstand erhoben.
Papst Franziskus versetzte ihn 2014 zum Malteserorden. Schon zuvor hatte er ihn nicht mehr in die mächtige Bischofskongregation berufen. Beobachter sprachen damals von „Entmachtung“. Im Kontext der Weltbischofssynoden zum Thema Familie 2014 und 2015 trat Burke als schärfster Kritiker einer Kirchenöffnung in sexualethischen Fragen auf. Seine Kritik an entsprechenden Positionierungen von Franziskus ist seitdem noch lauter geworden.
Burke studierte in seiner Heimat und an der GregorianaUniversität in Rom. 1975 wurde er im Petersdom zum Priester für die Diözese La Crosse geweiht. Dort übernahm er Seelsorgeaufgaben, bevor er in Rom im Kirchenrecht promovierte.
Nach seiner erneuten Rückkehr in der Heimat wurde er Vizekanzler der Diözese und 1994 Bischof von La Crosse. Die Bischofsweihe empfing er ebenfalls im Petersdom durch Johannes Paul II. 2003 wechselte Burke als Erzbischof nach Saint Louis, bevor Benedikt XVI. den Freund des alten Messritus als obersten Kirchenrichter in die vatikanische Verwaltung holte.
Auch im Malteserorden, dessen geistlicher Beistand Burke ist, tobt ein Richtungsstreit. Der deutsche Großkanzler Albrecht von Boeselager wurde abgesetzt. Hintergrund sollen Lebensschutz-Fragen sein. (KNA)