Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Erdogan kappt kulturelle Annäherung
Zum Artikel „Weihnachten fällt dieses Jahr aus“(19.12.): Der türkische Präsident Erdogan verbietet das Thema Weihnachten in einer vom deutschen Steuerzahler finanzierten Schule in Istanbul. Nun wird auch die kulturelle und religiöse Annäherung der beiden Staaten zu verhindern versucht, was vermutlich auch Auswirkungen auf die in Deutschland lebenden Türken haben wird.
Was kommt als Nächstes? Wie lange suchen Europas Politiker noch nach Gründen, Erdogans totalitäres Regime zu tolerieren und gar zu unterstützen? Mich erinnert diese Haltung an die drei japanischen Affen, die nichts sehen, nichts hören und nichts sagen. Erhard Hofrichter, Bad Wurzach
Mehr als die Krankheit
Zum Artikel „Der Feind im Kopf“(14.12.): Danke, dass über die seltene Krankheit Tourette Syndrom aufgeklärt wird. Als Mutter eines betroffenen Sohnes ist es mir aber wichtig anzumerken, dass das Tourette nicht immer in Verbindung mit der Koprolalie steht! Das Ausstoßen von Schimpfwörtern kann auftreten, muss aber nicht. So wie bei meinem Sohn. Motorische Tics gehören aber immer zum Krankheitsbild. Vor 20 Jahren hat mein damals achtjähriger Sohn viele Tics entwickelt. Blinzeln, Augenzwinkern, Schulterzuckungen, ruckartige Kopfdrehungen, das volle Programm. Niemand wusste, was er hatte. Nach vielen Umwegen kam ich dann an die Uniklinik Göttingen an einen Spezialisten, der uns an eine Neurologin in Ehingen verwies, die auch Tourettepatienten betreute. Als Mutter war mir immer wichtig, dass das Tourette zwar zu meinem Sohn nun gehört, es ihn aber nicht beherrschen darf. Ich möchte Eltern Mut machen, auf ihr Kind zu vertrauen, Ressourcen zu entdecken und nicht nur die Krankheit im Blick zu haben.
Ein Kind/Jugendlicher besteht aus viel mehr als aus seiner TouretteErkrankung (oder Behinderung)! Denn in seiner Andersartigkeit ist jeder einmalig. 20 Jahre nach der Diagnose Tourette braucht mein Sohn keine Medikamente mehr, mit den verbliebenen Tics, die er zeitweise noch hat, kommt er gut zurecht. Genauso wie der Weg von Michelle Wörle, sollte das Mut machen.
Waltraud Ribbehege, Königseggwald
Schreiben nach Gehör ist Unsinn
Zum Artikel „Grundschullehrer sollen stärker auf Rechtschreibung achten“(16.12.): Endlich hat eine Ministerin mal den Mut, eine Fehlentwicklung zu korrigieren. Dass „Schreiben nach Gehör“eingeführt wurde, ist sowieso nicht nachvollziehbar. Wozu brauchen wir sonst noch Duden und Rechtschreibung?
Das Argument, Kinder schneller zum Schreiben zu bringen indem man die Rechtschreibung außer Acht lässt, ist ein absoluter Trugschluss. Alle die sich mit solchen „Vereinfachungsregeln“befassen, sei gesagt, dass nichts schwerer auszurotten ist als ein einmal eingeschlichener Fehler – sprich falsche Schreibweise. Auch im Hinblick auf eine zu erlernende Fremdsprache ist das Schreiben nach Gehör Unsinn. Stellen Sie sich mal Englisch in gehörter Schreibweise vor. Und wie ist Schreiben nach Gehör und Lesen von „normalen Texten“in korrekter Schreibweise miteinander vereinbar? Die Kinder stecken doch hierbei in einen permanenten Konflikt und verlieren unter Umständen das Interesse am Lernen. Joachim Zimmermann, Kißlegg