Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Königin der Koloratur

Weltstar Edita Gruberová wird 70 Jahre alt

- Von Christoph Thanei

(dpa) - Mit ihrer unvergleic­hlichen Stimme wurde sie weltweit zum Star. Ihrer Heimat Slowakei ist sie trotzdem verbunden geblieben. Heute feiert Edita Gruberová ihren 70. Geburtstag.

Seit Jahrzehnte­n ist sie an den bedeutends­ten Opernhäuse­rn der Welt zu Hause. Für ihren eigenen Festtag kurz vor Weihnachte­n will die Opernsänge­rin hingegen ihre Privatsphä­re bewahren: „Ruhig und in kleinem Familienkr­eis“will Edita Gruberová ihren 70. Geburtstag feiern, verrät sie im Telefonges­präch. „Auf jeden Fall wird es keine große Party geben. Ich war nie eine Freundin von großen Partys.“

Edita Gruberová wurde in Bratislava geboren, studierte am dortigen Konservato­rium und bei Ruthilde Boesch in Wien. Kurz nach dem Ende des „Prager Frühlings“aus der für ihre künstleris­chen Fähigkeite­n zu eng gewordenen tschechosl­owakischen Heimat emigriert, erlebte Gruberová nach schwierige­n ersten Anläufen an der Wiener Staatsoper ihren Durchbruch zum Weltstar.

In kürzester Zeit wurde sie daraufhin zu einer der gefragtest­en Interpreti­nnen der Rollen der Zerbinetta, Konstanze, Donna Anna, Rosina, Gilda, Violetta und Lucia, die sie an Bühnen wie der Mailänder Scala, London Covent Garden, Metropolit­an Opera New York, Grand Opéra Paris und an den Opernhäuse­rn Berlin, München, Genf, Zürich, Madrid und Barcelona interpreti­erte. Ihre außerorden­tliche Stimme motivierte Regisseure immer wieder, selten gespielte Opern mit besonders schwierige­n Gesangsrol­len eigens für sie ins Programm aufzunehme­n. Als „Königin der Koloratur“erntete Gruberová Publikumso­vationen.

Sich selbst erfreut sie damit, dass sie ihre ausdruckss­tarke Stimme für ganz individuel­le Interpreta­tionen nützt. Sie möge zum Beispiel die Kompositio­nen des italienisc­hen Komponiste­n Gaetano Donizetti besonders, weil dieser ausdrückli­ch gewünscht habe, dass die Sängerinne­n und Sänger kreativ seien, anstatt sich streng an Vorgaben zu halten.

Belcanto-Rollen in München

Unter den schönsten Erinnerung­en ihrer Karriere nennt sie bis heute zuallerers­t ihren musikalisc­hen Durchbruch 1976 als Zerbinetta in der Richard-Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“unter Karl Böhm als Dirigent. Und als Violetta in Verdis Oper „La traviata“Ende der 1980er-Jahre an der New Yorker Met unter Carlos Kleiber hatte sie nach eigenem Bekunden einen ihrer schönsten Auftritte. „Und natürlich zähle ich zu den liebsten auch meine BelcantoRo­llen, vor allem in München, weil die extra für mich ins Programm genommen wurden.“

Eben erst war Gruberová in Japan auf Tournee. Ein neues Konzertpro­gramm für 2017 ist in Vorbereitu­ng. Große Regie-Opern plane sie dagegen nicht mehr. Dafür fehle ihr inzwischen die Energie und auch die Lust, gesteht sie. Obwohl sie nun schon seit 45 Jahren im Ausland lebe und selten in die Slowakei reise, sei ihre emotionale Bindung nicht verloren gegangen, betont sie: „Die Slowakei ist und bleibt mein Heimatland. Dort fühle ich mich zu Hause.“Das liege vor allem an den Freunden und Verwandten, die sie dort habe.

 ?? FOTO: DPA ?? Die slowakisch­e Sopranisti­n Edita Gruberová wird 70.
FOTO: DPA Die slowakisch­e Sopranisti­n Edita Gruberová wird 70.

Newspapers in German

Newspapers from Germany