Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Königin der Koloratur
Weltstar Edita Gruberová wird 70 Jahre alt
(dpa) - Mit ihrer unvergleichlichen Stimme wurde sie weltweit zum Star. Ihrer Heimat Slowakei ist sie trotzdem verbunden geblieben. Heute feiert Edita Gruberová ihren 70. Geburtstag.
Seit Jahrzehnten ist sie an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt zu Hause. Für ihren eigenen Festtag kurz vor Weihnachten will die Opernsängerin hingegen ihre Privatsphäre bewahren: „Ruhig und in kleinem Familienkreis“will Edita Gruberová ihren 70. Geburtstag feiern, verrät sie im Telefongespräch. „Auf jeden Fall wird es keine große Party geben. Ich war nie eine Freundin von großen Partys.“
Edita Gruberová wurde in Bratislava geboren, studierte am dortigen Konservatorium und bei Ruthilde Boesch in Wien. Kurz nach dem Ende des „Prager Frühlings“aus der für ihre künstlerischen Fähigkeiten zu eng gewordenen tschechoslowakischen Heimat emigriert, erlebte Gruberová nach schwierigen ersten Anläufen an der Wiener Staatsoper ihren Durchbruch zum Weltstar.
In kürzester Zeit wurde sie daraufhin zu einer der gefragtesten Interpretinnen der Rollen der Zerbinetta, Konstanze, Donna Anna, Rosina, Gilda, Violetta und Lucia, die sie an Bühnen wie der Mailänder Scala, London Covent Garden, Metropolitan Opera New York, Grand Opéra Paris und an den Opernhäusern Berlin, München, Genf, Zürich, Madrid und Barcelona interpretierte. Ihre außerordentliche Stimme motivierte Regisseure immer wieder, selten gespielte Opern mit besonders schwierigen Gesangsrollen eigens für sie ins Programm aufzunehmen. Als „Königin der Koloratur“erntete Gruberová Publikumsovationen.
Sich selbst erfreut sie damit, dass sie ihre ausdrucksstarke Stimme für ganz individuelle Interpretationen nützt. Sie möge zum Beispiel die Kompositionen des italienischen Komponisten Gaetano Donizetti besonders, weil dieser ausdrücklich gewünscht habe, dass die Sängerinnen und Sänger kreativ seien, anstatt sich streng an Vorgaben zu halten.
Belcanto-Rollen in München
Unter den schönsten Erinnerungen ihrer Karriere nennt sie bis heute zuallererst ihren musikalischen Durchbruch 1976 als Zerbinetta in der Richard-Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“unter Karl Böhm als Dirigent. Und als Violetta in Verdis Oper „La traviata“Ende der 1980er-Jahre an der New Yorker Met unter Carlos Kleiber hatte sie nach eigenem Bekunden einen ihrer schönsten Auftritte. „Und natürlich zähle ich zu den liebsten auch meine BelcantoRollen, vor allem in München, weil die extra für mich ins Programm genommen wurden.“
Eben erst war Gruberová in Japan auf Tournee. Ein neues Konzertprogramm für 2017 ist in Vorbereitung. Große Regie-Opern plane sie dagegen nicht mehr. Dafür fehle ihr inzwischen die Energie und auch die Lust, gesteht sie. Obwohl sie nun schon seit 45 Jahren im Ausland lebe und selten in die Slowakei reise, sei ihre emotionale Bindung nicht verloren gegangen, betont sie: „Die Slowakei ist und bleibt mein Heimatland. Dort fühle ich mich zu Hause.“Das liege vor allem an den Freunden und Verwandten, die sie dort habe.