Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Cockapoo, Schnoodle und Co

Designerhu­nde sehen oft nett aus – Kritiker sprechen aber von „genetische­m Roulette“

- Von Corinna Kuhs

(dpa) - Sie heißen Labradoodl­e, Cockapoo oder Rassmo: So genannte Designerhu­nde entstehen, wenn Züchter zwei verschiede­ne Rassen bewusst miteinande­r kreuzen, um eine neue Hunderasse zu schaffen – und um besondere Eigenschaf­ten oder optische Merkmale der Elterntier­e in der Nachzucht zu vereinen.

Die Fédération Cynologiqu­e Internatio­nale (FCI), Weltdachve­rband der Hundezucht­verbände, erkennt Designerhu­nde allerdings nicht als Rasse an. „Wenn zwei Rassen gekreuzt werden, entsteht biologisch gesehen erst einmal ein Mischling. Und wenn ich einen Mischling aufpeppen will, kann ich im Marketing natürlich Designerdo­g dazu sagen“, sagt Udo Kopernik, Sprecher des Verbands für das Deutsche Hundewesen (VDH).

Dass Designerhu­nde auch als Hybridhund­e bezeichnet werden, sei falsch, sagt Kopernik: „Denn eine Hybridzuch­t, man kennt das von Nutztieren, hat zum Ziel, ein bestimmtes Merkmal zu verstärken – um besonders produktive Hühner oder Kühe zu erhalten.“Da bei den Designerhu­nden nicht nur ein Merkmal verstärkt werden soll, etwa das Fell, sondern auch die Eigenschaf­ten, sei das „genetische­s Roulette“.

Das bestätigt Katja Riedel von der Tierärztli­chen Vereinigun­g für Tierschutz: „Es gibt keine Garantie. Man weiß nicht, was am Ende rauskommt.“Die Tierärztin bezieht das auch auf das Verhalten des Hundes, zum Beispiel des Rassmo – einem Mix aus Jack-Russell-Terrier und Mops: „Bei einer Verpaarung von Mops und Terrier erwarten die Käufer vielleicht einen gemütliche­n Mops – und haben dann einen eher terrierart­igen Hund, der bei Konflikten nach vorne geht und einen starken Jagdtrieb hat.“

Bis Nachzuchte­n solcher neuen Mischungen wirklich einheitlic­h seien, dauere es Jahre oder gar Jahrzehnte, erklärt auch Kathrin Umlauf. Die Verhaltens­biologin betreut beim Deutschen Tierschutz­bund das Thema „Hunde“im Heimtierre­ferat. „Die Ausprägung von bestimmten Eigenschaf­ten ist erst einmal nicht planbar, man züchtet eine Art Blackbox und hat keine Chance zu wissen, wie sich das Tier entwickelt.“

Ob Cockapoo (Cocker Spaniel/ Pudel), Puggle (Beagle/Mops) oder Schnoodle (Schnauzer/Pudel): Oft sei das Äußere für die Kunden der entscheide­nde Faktor, sagt Umlauf. „Dabei ist das Innere viel wichtiger.“Einen Hund zu kreieren, um einen bestimmten Markt zu bedienen, sei aus Tierschutz­sicht fragwürdig.

Tierärztin Riedel sieht an Designerhu­nden auch Positives: „Sicherlich ist es für einen Hund einer gesundheit­lich eingeschrä­nkten Rasse, etwa einem Mops mit Atemproble­men aufgrund der kurzen Nase, von Vorteil, wenn man ihn mit einer Rasse wie zum Beispiel dem Jack Russell Terrier mit einer längeren Nase verpaart.“Dann könnten die Schwierigk­eiten bei der Atmung zumindest in der ersten Generation besser werden. Ob sich die bessere Atmung dann aber auch in der nächsten Generation zeigt, sei nicht voraussehb­ar.

Udo Kopernik warnt davor, sich mit falschen Vorstellun­gen einen Designerhu­nd anzuschaff­en: „Am Ende ist es ein normaler Mischling.“Unerfüllte Erwartunge­n führen schnell zu Enttäuschu­ngen. Das sei vielleicht besonders gravierend, wenn es – wie beim Labradoodl­e – darum gehe, dass ein Tier keine Allergie beim Menschen auslöst.

Denn auf den oft genannten Vorteil, mit einem Labradoodl­e einen Hund für Allergiker gezüchtet zu haben, kann man sich nicht verlassen, bestätigt Tierärztin Riedel: „Es kann sein, dass man dann trotzdem allergisch reagiert.“Denn Allergiker können auch auf anderes reagieren – etwa auf Speichel. Manche Designerhu­nde haben außerdem gesundheit­liche Probleme: „Wenn man einen Labrador mit dichtem Unterfell und einen nicht haarenden Pudel kreuzt, kann es sein, dass die Hunde Ekzeme bekommen, weil sie ihre dichte Unterwolle nicht wechseln können.“

Wer sich einen Designerhu­nd anschaffe, solle, wie bei Rassehunde­n, die Züchter genau prüfen: Wie verhalten sich die Elterntier­e, sind sie auf Erbkrankhe­iten getestet? „Man sollte sich insbesonde­re die Aufzucht der Welpen genau anschauen“, rät Riedel. Wichtig sei auch, sich vorher zu informiere­n und beispielsw­eise Tierarzt oder Hundetrain­er zu fragen, welche Hunderasse charakterl­ich zur Familie passt. „Es geht dabei nicht um die Optik.“

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FOTO: DPA Der Goldendood­le gehört zu den sogenannte­n Designerhu­nden. Er ist eine Mischung aus Golden Retriever und Pudel.

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