Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Für uns ist das ganze Jahr Weihnachten“
Viele Geschenke finden den Weg unter den Weihnachtsbaum über den Postboten
- Päckchen, bunt verpackt landen an Heiligabend unter den Christbäumen. Auf dem Weg dorthin, gehen die Geschenke oft durch die Hände der Postboten. Wir waren mit Markus Riedmüller in seinem gelben Bus unterwegs und sorgten dafür, dass viele an Heiligabend nicht leer ausgehen müssen.
In der Poststelle im Mancherloch ist früh morgens reges Treiben, denn mehrere LKW lieferten hunderte von Briefen und Paketen. Diese müssen jetzt erst einmal sortiert werden und schließlich in den gelben Bussen oder auf den Fahrrädern der Post verstaut werden. Die Automatisierung erleichtert vieles, die Briefe sind bereits vorsortiert. Dennoch braucht es den geschulten Blick des Postzustellers um nicht zuordenbare Post richtig einzuordnen. Durch das tägliche Anfahren von Häusern, wissen die Postboten, wer umgezogen ist und leiten in besonderen Fällen aus reiner Gefälligkeit die Post an die richtige Adresse weiter. Würde alles rein maschinell laufen, kämen manche Weihnachtsgrüße niemals an.
Auch die Postboten, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, sorgen dafür, dass kleinere Päckchen, wichtige Dokumente und Weihnachtspost den Adressaten noch rechtzeitig erreichen – trotz Regen, Schnee und Glatteis auf der Nordtangente. Einmal im Winter mit vollgepacktem Postfahrrad hinzufallen, sei die Regel, sagen die Postzusteller. Dennoch genießen sie es ihrem Beruf an der frischen Luft nachzugehen. Und ein weiterer Vorteil zu den Kollegen mit sperrigem Bus ist es, direkt an den Briefkasten fahren zu können.
Die Zeit, die heute beim Sortieren eingespart wird, braucht man wiederum für das Ausfahren von Paketen. „Was die Anzahl von Paketauslieferungen angeht, ist die Tendenz steigend“, sagt Teamleiter Markus Riedmüller. In den letzten Jahren habe sich die Anzahl an auszuliefernden Paketen fast verdoppelt. Was dem breiten Angebot an Onlineshops und deren Lieferversprechen für den nächsten Tag zugeschrieben werden kann. „Für uns ist mittlerweile das ganze Jahr Weihnachten – Päckchen bedingt“, schmunzelt Riedmüller. Kommen in der Regel jeweils zwei Lastwagen mit Paketen und Briefen, sind es zur Weihnachtszeit zusätzlich mindestens ein oder zwei Lastwagen mehr. Normalerweise muss Riedmüller um die 70 Pakete in seinem Gebiet mit rund 600 Haushalten ausliefern, zur Weihnachtszeit können es weit über 100 werden. Um die Lieferzeiten einhalten zu können, werden drei zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt. Viele warten auf die Geschenke für ihre Liebsten oder das passende Outfit für die Feiertage.
Mit dem „Postle“auf du und du
Markus Riedmüller ist bereits seit 30 Jahren Postbote und kennt die Gebiete sowie deren Bewohner mittlerweile in und auswendig. Wenn er mit dem gelben Bus durch die Straßen von Ertingen fährt, kommt er aus dem Begrüßen gar nicht mehr heraus. Jeder kennt den Postboten und er kennt die Anwohner und weiß, wer wann zu Hause ist, und wo er die ersehnte Fracht ablegen kann.
„Der Postle wusste früher alles“, sagt der Dürmentinger. Für ausgiebiges Tratschen sei aber heute leider keine Zeit mehr. Das Klischee, dem Paketbote öffnet man, egal in welchem Zustand, die Tür, kann Markus Riedmüller bestätigen. Manche stehen im Bademantel vor einem oder springen kurz aus der Dusche.
Sportliche Postboten
Trotz Postauto legt Riedmüller rund 18 000 Schritte am Tag zurück. Aus dem Auto aussteigen, an den Briefkasten oder in besonderen Fällen auch in den dritten Stock. Dann wieder ins Auto und weiter. „Man tut sich leichter, wenn man sportlich ist“, sagt er.
Für Markus Riedmüller und seine Kollegen gibt es am Tag vor Heiligabend und am 24. Dezember noch einiges zu tun. Denn alle Nachzügler hoffen ihre Last-Minute Geschenke noch rechtzeitig zu erhalten. Wer am 24. nach 16.30 Uhr seine Pakete noch nicht erhalten haben sollte, der muss sich wohl an den Basteltisch setzten und etwas Selbstgemachtes oder einen Gutschein verschenken. Denn dann hat auch der Postbote an Heiligabend Feierabend.