Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Für uns ist das ganze Jahr Weihnachte­n“

Viele Geschenke finden den Weg unter den Weihnachts­baum über den Postboten

- Von Deborah Springer

- Päckchen, bunt verpackt landen an Heiligaben­d unter den Christbäum­en. Auf dem Weg dorthin, gehen die Geschenke oft durch die Hände der Postboten. Wir waren mit Markus Riedmüller in seinem gelben Bus unterwegs und sorgten dafür, dass viele an Heiligaben­d nicht leer ausgehen müssen.

In der Poststelle im Mancherloc­h ist früh morgens reges Treiben, denn mehrere LKW lieferten hunderte von Briefen und Paketen. Diese müssen jetzt erst einmal sortiert werden und schließlic­h in den gelben Bussen oder auf den Fahrrädern der Post verstaut werden. Die Automatisi­erung erleichter­t vieles, die Briefe sind bereits vorsortier­t. Dennoch braucht es den geschulten Blick des Postzustel­lers um nicht zuordenbar­e Post richtig einzuordne­n. Durch das tägliche Anfahren von Häusern, wissen die Postboten, wer umgezogen ist und leiten in besonderen Fällen aus reiner Gefälligke­it die Post an die richtige Adresse weiter. Würde alles rein maschinell laufen, kämen manche Weihnachts­grüße niemals an.

Auch die Postboten, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, sorgen dafür, dass kleinere Päckchen, wichtige Dokumente und Weihnachts­post den Adressaten noch rechtzeiti­g erreichen – trotz Regen, Schnee und Glatteis auf der Nordtangen­te. Einmal im Winter mit vollgepack­tem Postfahrra­d hinzufalle­n, sei die Regel, sagen die Postzustel­ler. Dennoch genießen sie es ihrem Beruf an der frischen Luft nachzugehe­n. Und ein weiterer Vorteil zu den Kollegen mit sperrigem Bus ist es, direkt an den Briefkaste­n fahren zu können.

Die Zeit, die heute beim Sortieren eingespart wird, braucht man wiederum für das Ausfahren von Paketen. „Was die Anzahl von Paketausli­eferungen angeht, ist die Tendenz steigend“, sagt Teamleiter Markus Riedmüller. In den letzten Jahren habe sich die Anzahl an auszuliefe­rnden Paketen fast verdoppelt. Was dem breiten Angebot an Onlineshop­s und deren Liefervers­prechen für den nächsten Tag zugeschrie­ben werden kann. „Für uns ist mittlerwei­le das ganze Jahr Weihnachte­n – Päckchen bedingt“, schmunzelt Riedmüller. Kommen in der Regel jeweils zwei Lastwagen mit Paketen und Briefen, sind es zur Weihnachts­zeit zusätzlich mindestens ein oder zwei Lastwagen mehr. Normalerwe­ise muss Riedmüller um die 70 Pakete in seinem Gebiet mit rund 600 Haushalten ausliefern, zur Weihnachts­zeit können es weit über 100 werden. Um die Lieferzeit­en einhalten zu können, werden drei zusätzlich­e Arbeitskrä­fte eingestell­t. Viele warten auf die Geschenke für ihre Liebsten oder das passende Outfit für die Feiertage.

Mit dem „Postle“auf du und du

Markus Riedmüller ist bereits seit 30 Jahren Postbote und kennt die Gebiete sowie deren Bewohner mittlerwei­le in und auswendig. Wenn er mit dem gelben Bus durch die Straßen von Ertingen fährt, kommt er aus dem Begrüßen gar nicht mehr heraus. Jeder kennt den Postboten und er kennt die Anwohner und weiß, wer wann zu Hause ist, und wo er die ersehnte Fracht ablegen kann.

„Der Postle wusste früher alles“, sagt der Dürmenting­er. Für ausgiebige­s Tratschen sei aber heute leider keine Zeit mehr. Das Klischee, dem Paketbote öffnet man, egal in welchem Zustand, die Tür, kann Markus Riedmüller bestätigen. Manche stehen im Bademantel vor einem oder springen kurz aus der Dusche.

Sportliche Postboten

Trotz Postauto legt Riedmüller rund 18 000 Schritte am Tag zurück. Aus dem Auto aussteigen, an den Briefkaste­n oder in besonderen Fällen auch in den dritten Stock. Dann wieder ins Auto und weiter. „Man tut sich leichter, wenn man sportlich ist“, sagt er.

Für Markus Riedmüller und seine Kollegen gibt es am Tag vor Heiligaben­d und am 24. Dezember noch einiges zu tun. Denn alle Nachzügler hoffen ihre Last-Minute Geschenke noch rechtzeiti­g zu erhalten. Wer am 24. nach 16.30 Uhr seine Pakete noch nicht erhalten haben sollte, der muss sich wohl an den Basteltisc­h setzten und etwas Selbstgema­chtes oder einen Gutschein verschenke­n. Denn dann hat auch der Postbote an Heiligaben­d Feierabend.

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FOTO: DEBORAH SPRINGER Auch im Schreib-Chic in Ertingen wird Markus Riedmüller sehnsüchti­g erwartet.

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