Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Im Bademantel vom Hotel in die Therme
Schwabentherme in Aulendorf soll Ferienwohnanlage bekommen – Im Gemeinderat wird Kritik an Plänen laut
- Eine Ferienwohnanlage, die über einen Verbindungsgang direkt mit dem Badebereich der Schwabentherme verbunden ist. Das ist die Idee, mit der Thermenbesitzer Kurt Harsch den Betrieb des Aulendorfer Bads für die Zukunft sichern will. Der Gemeinderat hat nun das notwendige Verfahren zur Änderung des dortigen Bebauungsplans eingeleitet. Dabei wurde deutlich: nicht alle Räte halten den Neubau mit rund 120 Betten in Aulendorf für eine gute Idee.
Die geplante Ferienwohnanlage soll auf dem Gelände der Schwabentherme, westlich des Freibeckens entstehen und auch über das Gelände der Therme erschlossen werden. Die bisherige Planung sieht ein größeres Gebäude mit vier Geschossen vor sowie sich südlich daran anschließend zwei weitere Gebäude, drei und zwei Geschosse hoch. Insgesamt sind rund 60 Ferienwohnungen geplant. Das erste und größte Gebäude wird dabei rund vier Meter niedriger als die Kuppel der Therme und soll auch zwei Meter niedriger als die Firsthöhe des Hauses „Am langen Hag 4“sein.
Familien sind Zielgruppe
Harsch will mit der Ferienanlage „bezahlbare Übernachtungen für Familien mit Kindern anbieten“, wie er sagt. Der Thermenbetreiber will damit mittelfristig den wirtschaftlichen Betrieb des Bads sichern. Zwar sei er mit den Besucherzahlen nicht unzufrieden, aber sie seien nicht zu steigern. „Ich bin überzeugt, dass wir es ohne neue Gäste nicht mehr lange machen können.“Eine Kooperation, etwa mit dem nahegelegenen Vita Hotel, kommt für Harsch dabei nicht in Frage. „Eine Kooperation geht nicht, wir müssen mit dem Bademantel in die Therme kommen.“Deshalb sei auch kein andere Standort in Frage gekommen. Ein eigenes Restaurant soll es dort allerdings nicht geben, lediglich Frühstück ist für die Übernachtungsgäste vorgesehen.
Damit die Ferienwohnanlage an diesem Ort gebaut werden kann, muss der dortige Bebauungsplan Hofgarten geändert und ein Sondergebiet Ferienwohnungen eingerichtet werden. Allgemeines Wohnen, das betonte Bürgermeister Matthias Burth, ist dort nicht vorgesehen. Eine nötige Berichtigung des Flächennutzungsplans soll es allerdings erst später geben, um die Änderung im beschleunigten Verfahren abwickeln zu können. Der Gemeinderat hat bei zwei Gegenstimmen der BUS-Räte Christine Vogt und Bruno Sing sowie einer Enthaltung von Karin Halder (BUS) einen entsprechenden Aufstellungsbeschluss gefasst.
BUS-Rat Bruno Sing begründete seine Gegenstimme in einer persönlichen Erklärung damit, dass die Planung „nicht dem Ziel einer nachhaltigen Stadtentwicklung entspricht“. Das Gebäude sei falsch positioniert. Zudem übersteigen weitere Schlafplätze den Bedarf in Aulendorf. Andere Thermen in der Region seien ohne Zuschuss nicht wirtschaftlich zu betreiben, deshalb sichere die Ferienanlage auch nicht den wirtschaftlichen Betrieb der Schwabentherme. Sing kritisierte zudem, dass die Diskussion in der Sitzung nicht die Haltung in den nicht-öffentlichen Sitzungen spiegele. Das Thema war bereits vier Mal unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt worden.
Womöglich deshalb gab es kaum Diskussion. Lediglich Oliver Jöchle (FWV) machte sich dafür stark, dass das Dach tatsächlich als Flachdach komplett ohne Neigung gebaut und begrünt wird. Neben Kurt Harsch, der auch als CDU-Rat im Gemeinderat sitzt und bei diesem Tagesordnungspunkt ausgeschlossen war, erklärte sich auch SPD-Rat Günter Spähn für befangen.
„Ich bin der festen Überzeugung, dass es in der Kombination läuft, sonst würde ich es nicht machen“, sagt Harsch auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Natürlich wisse er um das wirtschaftliche Risiko, aber das trage er ja schließlich selbst. Der Unternehmer hofft nun auf ein zügiges Verfahren und einen Baubeginn im kommenden Frühjahr – für das erste, größte Haus mit rund 80 Betten.
Bedarf nachweisen
Wichtig werde sein, so hatte es Burth in der Gemeinderatssitzung ausgedrückt, einen entsprechenden Bedarf im weiteren Verfahren nachzuweisen. Im Januar soll es zudem eine Informationsveranstaltung für die Anwohner geben.
Ob eine Gemeinde mit 10 000 Einwohnern noch ein weiteres Hotel benötige, fragt sich auch Viktor Rein, Geschäftsführer des nahe der Schwabentherme gelegenen VitaHotels. Er sehe den Bedarf in dieser Größenordnung nicht. Das Vita-Hotel mit seinen 70 Betten verfügt über einen Wellnessbereich samt Whirlpool mit Thermalwasser. Die Geschäftsreisenden unter seinen Gästen, berichtet Rein, würden vor allem den hauseigenen Wellnessbereich nutzen, die Wellnessgäste natürlich auch die Schwabentherme. In diesem Jahr habe er eine Auslastung von rund 40 Prozent gehabt. Wellness werde heute nicht mehr so stark nachgefragt wie noch vor zehn Jahren. Erstmals wird Rein das Hotel daher auch über den Winter bis in den Februar hinein schließen. Die Auslastung, sagt er, gebe nicht genug her.