Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Aus einem Intendantenleben
Christoph Nix schreibt über Theater und Politik
Der Konstanzer Intendant Christoph Nix hat sich einen zweiten Doktortitel gegönnt. Nach der Juristerei nun in der Kulturwissenschaft. Seine Dissertation ist als Buch erschienen und beschreibt die „Situation des deutschsprachigen Theaters“. Das ist, so Nix, „nicht besser als die übrige Welt, nur schlechter verwaltet“.
Das Buch versammelt auch die Erfahrungen eines Intendantenlebens. Nix sieht, das macht die Beschreibung seines ersten Theatererlebnisses deutlich, die Bühne als gesellschaftlichen Ort. Nicht nur, was darauf verhandelt wird, sondern auch dadurch, wie die Bühne rechtlich, finanziell und sozial organisiert ist.
Die Kulturwissenschaften pflegen die Methode, Statistiken als harte Fakten zu handeln, was vor allem in der öffentlichen Diskussion gern in einer unfreiwilligen Wissenschaftsparodie endet. Hier endet das Verfahren, passend zum Thema, in der Tragödie.
Der deutsche Bühnenverein, politische Vertretung der Theaterbetreiber, hat seinen Mitgliedern empfohlen, den Fragebogen, den Nix zur Erfassung der Lage versandt hat, nicht zu beantworten. So dokumentiert das Buch Obstruktion in Deutschland, Schweigen in Österreich und sechs Rückläufe aus der Schweiz. Schweigen kann beredt sein. Dem Buch selbst tut das keinen Abbruch. Nix' Theatererfahrungen lesen sich interessanter als Tortendiagramme. Vor allem möchte man ihm herzlich danken, dass er gegen jene Marketing-Weisheiten resistent ist, die in der Kulturpolitik Karriere machen: dass auch Theaterbesucher, statistisch erwiesen, älter werden können. Und dass Schließungen von Theatern oder die Abschaffung eines Orchesters billiger sind als deren Betrieb. (man) Verlag Theater der Zeit, 230 Seiten, 18 Euro.