Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schwäbisch­e Traditione­n im chinesisch­en Hong Kong

Doris Galster aus Hochberg feiert mit ihrer Familie Weihnachte­n in der chinesisch­en Metropole

- Von Marion Buck

- Doris Galster ist in Hochberg aufgewachs­en und in Zwiefalten zur Schule gegangen. Der Beruf ihres Mannes Christian Schemionec­k hat sie nach Asien geführt. In Hong Kong feiert die Familie ein Weihnachts­fest mit einer Mischung aus schwäbisch­en Traditione­n, englischen Weihnachts­bräuchen und chinesisch­em Glitzer. Besonders für den vierjährig­en Bennett ist die Weihnachts­zeit spannend und aufregend.

Seit sechs Jahren lebt und arbeitet das Paar in Asien. Im Jahr 2010 führte der Beruf Christian Schemionec­ks die beiden für neun Monate nach Hong Kong, wo sie im März 2011 geheiratet haben. Danach ging es weiter zur neuen Position nach Peking, wo im Juli 2012 Sohn Bennett geboren wurde. „Nach fünf anstrengen­den, aber auch spannenden und nie langweilig­en Jahren, sind wir im Juni diesen Jahres zurück nach Hong Kong gezogen, wo Christian zunächst für zwei Jahre in der AsienZentr­ale seiner Firma arbeiten wird. Ich werde in Hong Kong an meiner Geschäftsi­dee weiterarbe­iten und einen Online-Shop eröffnen, um meine eigenen, modernen Designs für Turnbeutel und -Taschen für Kinder und Erwachsene internatio­nal anbieten zu können“, schreibt Doris Galster per E-Mail. Bennett geht vormittags in einen internatio­nalen Montessori-Kindergart­en in dem Englisch und Chinesisch gesprochen wird. Zweimal die Woche kümmert sich nachmittag­s Arlene, die Haushaltsh­ilfe aus den Philippine­n, um Bennett.

In Hong Kong glitzert und funkelt es zur Weihnachts­zeit an allen Ecken. Die Shopping Malls überbieten sich mit wunderschö­nen Weihnachts­dekoration­enund Aufführung­en. Überall werden herrlich duftende Tannenbäum­e aus Amerika oder Europa zum Verkauf angeboten. „Wir stimmen uns mit Besuchen auf den Weihnachts­basaren auf das Weihnachts­fest ein und genießen die Vorweihnac­htszeit nach deutscher Tradition mit Adventskal­ender, Adventskra­nz, Plätzchen backen und basteln“, so Doris Galster. Am 6. Dezember kam der Nikolaus und hat die Schuhe mit Schokolade, Mandarinen und Geschenken befüllt. Am Heiligaben­d schmückt die Familie gemeinsam den Christbaum und spätnachmi­ttags wird sie zu einem englischsp­rachigen Kindergott­esdienst in die St. Joseph Kirche gehen. Wieder zuhause findet die Bescherung mit dem Christkind statt. Zum Abendessen gibt es entweder Bratwurst mit Kartoffels­alat oder die Brätstrude­lsuppe, nach dem Rezept von Christians Oma. „Sollten wir die Zutaten dafür finden“, so Doris Galster.

Der erste Weihnachts­feiertag ist der Familienta­g. Morgens schaut die Familie einen Weihnachts­film, isst Panettone (italienisc­he Kuchenspez­ialität), die Erwachsene­n gönnen sich ein Glas Champagner. Zum Mittagesse­n gibt es selbst gekochten Braten. Am zweiten Weihnachts­feiertag treffen sie sich meist mit Freunden zu einem weihnachtl­ichen Brunch in einem westlichen Restaurant. Diese eigenen Familien-Traditione­n haben sich im Laufe der Jahre im Ausland entwickelt.

In Hong Kong gebe es eigentlich alles zu kaufen, so Doris Galster. Manchmal auf Umwegen und nicht einfach im Supermarkt­regal. „So bestellen wir unsere Lebkuchen und den Schokolade­n-Nikolaus bei einem deutschen Online-Supermarkt. Dort bekommen wir auch das original deutsche Nutella sowie die Kartoffeln für den Kartoffels­alat. Den Käse für das Raclette wiederum bekommen wir von einem Deutschen geliefert, der regelmäßig Käse im Koffer aus Deutschlan­d mitbringt und diesen über Facebook verkauft. Die Brezeln und das Vollkornbr­ot bestellen wir online bei einem Schweizer Bäcker, der die Produkte vorgebacke­n, tiefgefror­en anliefert.“

„Wir genießen es Weihnachte­n in Hong Kong zu feiern, wenn auch Familie und Freunde in der Heimat sicherlich sehr fehlen werden. Es ist aber schön zu sehen, wie unser Vierjährig­er unsere Traditione­n schon kennt und liebt und sich riesig auf Weihnachte­n freut. So steht er in der Adventszei­t eine Stunde früher auf, um das Türchen am Adventskal­ender zu öffnen, das bestmöglic­h immer ein Auto verbirgt. Er singt hauptsächl­ich englische Weihnachts­lieder und auch „Stille Nacht, heilige Nacht“auf Englisch, aufgrund des Weihnachts­konzertes im Kindergart­en, für das er schon seit Anfang November geübt hat.“

Im Dezember hat es noch angenehme 20 Grad in Hong Kong. Das wohlige Weihnachts­gefühl mit Schnee und Kälte bleibe somit leider aus, schreibt Doris Galster. Auch vermisst man die traditione­llen Weihnachts­märkte mit Glühwein, gebrannten Mandeln und all dem leckeren Essen und der vorweihnac­htlichen Atmosphäre. Die größte Herausford­erung im Ausland sei sicherlich, die festliche und besinnlich­e Stimmung der Weihnachts­feiertage zu kreieren. Hong Kong ist eine Metropole mit sieben Millionen Einwohnern, in der das geschäftig­e asiatische Treiben selten oder nie richtig aufhört.

„Die freien Tage zwischen Weihnachte­n und Silvester werden wir definitiv für einen Besuch im weihnachtl­ichen Disneyland Hong Kong nutzen. Auch wollen wir Eislaufen gehen und natürlich mit den neuen Spielsache­n spielen, die wir in England und China online bestellt haben“, verrät Doris Galster. Sowohl an Weihnachte­n als auch an Silvester gibt es ein imposantes Feuerwerk im Hafen von Hong Kong. „Unser Babysitter ist im Urlaub über Silvester. Entweder muss Bennett lange durchhalte­n und wir schauen uns das Feuerwerk gemeinsam an oder wir feiern gemütlich mit Freunden bei uns Zuhause.“

Die Brezeln und das Vollkornbr­ot bestellen wir online bei einem Schweizer Bäcker, der die Produkte vorgebacke­n, tiefgefror­en anliefert“Doris Galster

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FOTO: PRIVAT Doris Galster aus Hochberg feiert Weihnachte­n mit ihrer Familie in Hong Kong.

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