Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

CSU fordert härtere Strafen für Gefährder

Partei will Befugnisse von Behörden ausweiten – Streit um mehr Videoüberw­achung

- Von Tobias Schmidt und Agenturen

Teenager im Visier der Verfassung­sschützer, mehr Datenspeic­herung und Überwachun­g, härtere Strafen für Gefährder: Nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachts­markt mit zwölf Toten will die CSU im Kampf gegen Terror Stärke demonstrie­ren. „Wer unseren Staat bedroht, hat sein Gastrecht verwirkt“, heißt es in einem Papier für die Klausur der CSU-Landesgrup­pe Anfang Januar im Kloster Seeon, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t sagte: „Wir brauchen keinen Aktionismu­s. Aber die Politik darf sich auch nicht verstecken, sondern sie muss die Diskussion darüber führen, ob alles getan wird, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleis­ten.“Auch die Bundesregi­erung hat bereits einen Gesetzentw­urf zur Verschärfu­ng der Abschieber­egeln vorgelegt.

Für geringere Hürden, um ausländisc­he Gefährder in Ausreisege­wahrsam nehmen zu können, signalisie­rte am Dienstag auch der SPD-Vizevorsit­zende Ralf Stegner Unterstütz­ung. „Wer die allgemeine Sicherheit gefährdet, darf nicht auf freiem Fuß unterwegs sein.“

Auch über eine Ausweitung der Videoüberw­achung wird derzeit heftig diskutiert. Videoüberw­achung bringe mit relativ geringem Aufwand ein deutliches Plus an Sicherheit, sagte der baden-württember­gische Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) in Stuttgart. Sie helfe nicht nur Straftaten aufzukläre­n, „Videoüberw­achung schreckt auch ab und verhindert Straftaten“. Von Teilen der SPD wird dieser Vorschlag unterstütz­t.

Bei Juristen und Datenschüt­zern stößt eine Ausweitung der Videoüberw­achung dagegen auf Kritik. Der Richterbun­d warnte, die Überwachun­g könne die Freiheit von Bürgern einschränk­en, gegen Grundrecht­e verstoßen und Terroransc­hläge womöglich sogar begünstige­n. Täter könnten gezielt videoüberw­achte Plätze aufsuchen, „um ihre Taten für eine breite Öffentlich­keit sichtbar zu machen“, sagte der Verbandsvo­rsitzende Jens Gnisa am Dienstag.

„Selbstmord­attentäter legen es darauf an, Bilder zu produziere­n“, sagte auch der frühere Datenschut­zbeauftrag­te Peter Schaar im Inforadio des rbb.

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