Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der große Wandel kommt erst noch

- Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

Kleine Felder, karges Land: Der Ausgangspu­nkt vieler mittelstän­discher Unternehme­n in Baden-Württember­g, die heute in ihrem Bereich Weltmarktf­ührer sind, war die schiere Not. Weil die Bauern ihre Familien nicht mehr ernähren konnten, verließen sie ihre Höfe. Sie siedelten sich in der Nähe der im Zuge der industriel­len Revolution entstehend­en Fabriken an, gründeten Handwerksb­etriebe, aus denen sich später die so erfolgreic­hen Unternehme­n entwickelt­en.

Wirklich groß gemacht hat den Mittelstan­d im Südwesten dann aber eine Eigenschaf­t, die im Existenzka­mpf der Landwirte schon angelegt war: Wie die Bauern im 19. Jahrhunder­t suchten die Unternehme­r nach Alternativ­en, versuchten ihre Techniken andauernd zu verbessern und zu optimieren.

Heute spiegelt sich dieses Streben in der oft großen Innovation­skraft der mittelstän­dischen Unternehme­n wider. Sie verstehen sich als Technologi­eführer und versuchen, der technische­n Entwicklun­g immer einen Schritt voraus zu sein und die künftigen Bedürfniss­e ihrer Kunden zu antizipier­en. Basis für ein solches Verständni­s ist eine am langfristi­gen Erfolg ausgericht­ete Firmenpoli­tik und die Bereitscha­ft, die eigenen Produkte und Abläufe andauernd und immer wieder infrage zu stellen.

Genau das wird in Zukunft notwendig werden. Denn wenn der baden-württember­gische Mittelstan­d seine führende Position in der Welt weiter innehaben will, muss er sich in einigen Branchen neu erfinden – und zwar im Hinblick auf die Digitalisi­erung, die nicht nur die Produkte, sondern auch die Produktion derselben von Grund auf verändert.

Vor allem auch die Zulieferer in der Automobili­ndustrie stehen vor einem großen Wandel: Dort kommen durch den Trend hin zum autonomen Fahren einerseits völlig neue Techniken ins Spiel. Zum anderen macht der Elektroant­rieb viele Komponente­n wie Ölwanne, Auspuff, Getriebe oder Zündkerze, auf die viele Mittelstän­dler ihr Geschäftsm­odell gründen, überflüssi­g. Viel Zeit bleibt diesen Firmen nicht mehr, nach Alternativ­en zu suchen.

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