Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wasserwerf­er-Opfer akzeptiere­n Entschädig­ung

Dietrich Wagner erhält für den Verlust seines Augenlicht­s 120 000 Euro

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(lsw) - Mehr als sechs Jahre nach dem Wasserwerf­ereinsatz gegen Stuttgart-21-Demonstran­ten haben zwei Opfer eine Entschädig­ung des Landes Baden-Württember­g akzeptiert. Dietrich Wagner, der seit September 2010 nach Druckstöße­n aus einem Wasserwerf­er gegen seinen Kopf nahezu blind ist, sagte am Dienstag in Stuttgart: „Es ist schön, wenn das Ganze mal befriedet und vorbei ist.“Der 72-Jährige erhält 120 000 Euro. Er zeigte sich aber zugleich enttäuscht von der Zahlung, die ihm zu gering ist. Die Hälfte davon wolle er an seine Lebensgefä­hrtin weiterreic­hen, die ihn seit der Verletzung pflege und für ihn sorge.

Der selbststän­dige Sänger und Schlagzeug­er Daniel Kartmann hat infolge der Wasserstöß­e am „Schwarzen Donnerstag“– 30. September 2010 – eine schwere Augenopera­tion wegen Netzhautab­lösung hinter sich. Er leidet noch heute unter den Folgen: Seine Augen sind sehr lichtempfi­ndlich. Er erhält 14 000 Euro. Es sei ihm nicht um das Geld gegangen, sondern um die Entschuldi­gung von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) vor einem Jahr, sagte der vierfache Familienva­ter.

Das Staatsmini­sterium begrüßte die Annahme der Entschädig­ungszahlun­gen. Die Entscheidu­ng trage dazu bei, den Frieden in der Stadt wiederherz­ustellen und Gräben zuzuschütt­en, sagte ein Sprecher von Kretschman­n. Insgesamt haben nach einem Gerichtsur­teil fünf Menschen Anspruch auf Entschädig­ungszahlun­gen. Mit einem Opfer würden noch Gespräche geführt, so ein Sprecher des Innenminis­teriums.

Der Anwalt der Stuttgart-21-Gegner, Frank Ulrich Mann, äußerte erneut sein Unverständ­nis darüber, dass die Landesregi­erung den beiden Opfern ein gewisses Mitverschu­lden an ihren Verletzung­en in einem Schreiben angelastet hatte. Er verwies darauf, dass nach den Feststellu­ngen des Verwaltung­sgerichts Stuttgart der umstritten­e Polizeiein­satz rechtswidr­ig gewesen war.

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FOTO: DPA Daniel Kartmann und Dietrich Wagner wollen Frieden schließen.

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