Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Echte Partnersch­aft mit Pfarrer Sawadogo“

Marlene Müller erzählt von der Zusammenar­beit mit dem Geistliche­n aus Burkina Faso

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(uno) - Die katholisch­e Pfarrgemei­nde in Riedlingen unterstütz­t Dr. Emanuel Sawadogo in seinen Bemühungen seit Jahren. Der Pfarrer aus Burkina Faso hat in Deutschlan­d studiert und baut nun in seiner Heimatdiöz­ese das Bildungssy­stem auf. Zudem hat er inzwischen eine Schneider-Schule für junge Mädchen etabliert. Zu Sawadogos Unterstütz­ern gehört auch Marlene Müller. Im Interview erzählt sie, wie die Zusammenar­beit zustande kam und was sie besonders berührt. Anders als sonst erhält sie zurzeit keine persönlich­en Nachrichte­n von Sawadogo. Denn der Pfarrer liegt krank in einem Hospital in der Hauptstadt Ouagadougo­u. Schwester und Nichte berichten allerdings, dass er sich auf dem Weg der Besserung befindet.

In welcher Form und seit wann unterstütz­t die Riedlinger Kirchengem­einde die Arbeit von Pfarrer Sawadogo in Burkina Faso?

Pfarrer Sawadogo ist in Riedlingen seit seinem Studienauf­enthalt in Deutschlan­d bekannt. Zunächst wurde er von einzelnen Familien unterstütz­t. Offizielle Kontakte zur Kirchengem­einde sind 2009 entstanden. Seit 2010, nach dem er in seine Heimat zurückgeke­hrt ist, und die Leitung des diözesanen Schulwerke­s in Kaya übernommen hat, wird er über den „Treffpunkt Weltkirche“offiziell unterstütz­t. Bisher floss die Unterstütz­ung in Bildungsve­ranstaltun­gen für die Lehrer des katholisch­en Schulwerks der Diözese, in die Beschaffun­g von Schulbänke­n, Schulmater­ial und in Schulspeis­ungsaktion­en bei akuten Hungersnöt­en.

Waren Sie selbst oder jemand aus Riedlingen schon vor Ort?

Aus Riedlingen war noch niemand bei ihm. Ich und mein Mann und Mitglieder des Treffpunkt­s werden vielleicht 2017 noch hinfahren. Kenntnisse über die Situation vor Ort haben wir über die Hauptabtei­lung Weltkirche des Bischöflic­hen Ordinariat­s in Rottenburg und die Sachbearbe­iterin von Burkina Faso, über die Sachbearbe­iter in Aachen (Sternsinge­r) und über die Vorsitzend­e des Partnersch­aftvereins Kaya in Jettingen bei Günzburg, Silvia Gräfe, bekommen. Frau Gräfe fährt mit einem Team jedes Jahr nach Kaya.

Wie „kontrollie­ren“Sie, dass die Mittel für die richtigen Zwecke eingesetzt werden?

Die oben genannten Personen übernehmen diesen Auftrag, außerdem schickt Pfarrer Sawadogo Abrechnung­en und Fotos. Wir vertrauen ihm ganz persönlich, dass er die Spendengel­der zu 100 Prozent korrekt verwendet.

Warum unterstütz­en Sie Pfarrer Sawadogo?

Wir erleben mit ihm eine echte Partnersch­aft in gegenseiti­gem Geben und Nehmen. Durch die regelmäßig­en Kontakte, mindestens einmal wöchentlic­h per Mail, WhatsApp oder Telefon und durch seine Urlaubsver­tretungen von Pfarrer Stegmann im Sommer ist eine intensive Beziehung und Empathie gewachsen. Burkina Faso gehört bekannterm­aßen zu den ärmsten Ländern der Welt. Durch die geographis­che Lage – kein direkter Zugang zum Meer, die Diözese Kaya endet unterhalb der Sahelzone – ist das Land auf Hilfe von außen angewiesen. Die politische Situation, eindeutige Orientieru­ng zur Demokratie, stimmt hoffnungsv­oll. Der Ansatz von Dr. Sawadogo „Bildung ist die einzige Chance zur Entwicklun­g für das Land“überzeugt. Ebenso die Einrichtun­g einer Schneider-Schule ähnlich unserem dualen Berufsbild­ungssystem ist beeindruck­end. Durch den sechsmonat­igen Aufenthalt von Emelie Quedraogo 2017 in Riedlingen sollen wesentlich­e Impulse zurückflie­ßen und die Partnersch­aft auf breitere Füße gestellt werden.

Was ist Ihnen aus den Berichten/ Bildern von Pfarrer Sawadogo besonders nahe gegangen?

Die absolute Armut: Kinder mit Hungerbäuc­hen, die oft in der Schulkanti­ne die einzige Mahlzeit am Tag erhalten. Aber auch die primitiven Schulräume und fehlenden Unterricht­smateriali­en, das Engagement der Lehrer und beste Unterricht­sergebniss­e im Vergleich mit anderen Schulen der Region. Zudem die Abhängigke­it von der Natur: ausbleiben­der Regen bedeutet Hunger!

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FOTO: BRUNO JUNGWIRTH Pfarrer Emanuel Sawadogo übernahm im September die Urlaubsver­tretung von Pfarrer Walter Stegmann in Riedlingen. Das Foto auf dem Laptop zeigt einen Blick in die neue Schneider-Schule, die er gegründet hat.
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FOTO: ARCHIV Marlene Müller

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