Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Das Publikum spielte begeistert mit
Peter Valance punktete mit seinen Freunden im Riedlinger Lichtspielhaus – Heute Zusatzvorstellung
- Gute Freunde sind immer ein Gewinn. Das weiß ein jeder. Von ihnen profitierte auch Peter Valance, alias Peter Münst, bei seiner Show am Montagabend im Riedlinger Lichtspielhaus. Sie brachten den Saal zum Toben, vorgestellt von ihm als Moderator, der seine Ansagen mit Zauberstückchen und Magie garnierte und das Publikum verblüffte.
Fingerfertigkeit ist das A und O, erfuhren die Besucher. Doch auch die Anrede ans Publikum und einzelne Zuschauer auf die Bühne zu bitten gehört zu einer guten Performance. Da möchte Valance Sabine partout überzeugen, dass sie statt dem PikAss ein Herz-Ass als Karte auswählt, das im Kartenspiel verkehrt rum eingelegt ist. Sie bleibt standhaft und der Magier erfolgreich.
Als Siebenjähriger schon hat er das Kunststück mit den kleinen Bällen beherrscht, die einmal mehr, einmal weniger werden, verrät Valance. Sebastian schaut ihm dabei genau auf die Finger. Schließlich hat er zu Weihnachten einen Zauberkasten geschenkt bekommen. Dass man mit Charme und bewusster Scharlatanerie sein Publikum gewinnt, stellt er unter Beweis, als ein Baby-Foto einen Prominenten zeigen soll. Charlie Chaplin hatte der Mann aus dem Publikum gewählt, Ähnlichkeit nicht ausgeschlossen.
Orkanartiger Applaus
Beifall gibt’s für Valance und Thea, als sie willkürlich ein Buch aufschlägt und er daraus zitiert. Obwohl er selbst das Buch mit dem gleichen Umschlag in der Hand hält, tobt das Publikum ob seiner – vermeintlichen – mentalen Fähigkeiten. Warum der Applaus danach auf Orkanhöhe anschwillt, sei hier nicht verraten, schließlich gibt’s heute noch Vorstellungen. Lena hat er auserkoren, schweben zu lassen. Valance arbeitet konzentriert. Und wahrhaftig: Nur mit einer Stuhllehne hat die junge Frau noch Kontakt! Wie aus einer zerrissenen Zeitung wieder ein lesbares Blatt wird, bleibt bei der Zugabe rätselhaft und nötigt Bewunderung ab.
Diese gilt auch seinen „Freunden“. Kaum zu bändigen ist das Publikum bei der Hula-Hoop-Nummer von Marina Skulditskaya. Zu flotten Charleston-Rhythmen drehen sich silberne Reifen um Hand- und Fußgelenke, den Hals, ihren Haardutt, Taille und Hüfte sowieso. In schnellem Tempo und grazilen Bewegungen wirbelt sie über die Bühne, erobert die Herzen der Zuschauer und Zuschauerinnen gleichermaßen und bietet ihnen mit einer Fülle von goldenen Reifen einen ganz besonderen Anblick, magisch eben.
Davor glänzt die Artistin mit ihrer Handstand-Akrobatik. Selbst auf nur einer Hand hält sie ihr Gewicht und begeistert mit Anmut, einem Schmetterling gleich oder gar vom Winde verweht.
Oohs und Aahs gibt’s auch für Yoolio Alvin Schindler, der mit Bällen, Ringen und Keulen jongliert, was das Zeug hält. Wenn Jürgen Matzner keinen Lichtstrahl auf ihn richtet und alles leuchtet, dann fühlt man sich wie an Silvester um Mitternacht, wenn glühende Lichtstreifen durch die Nacht flirren. Atemlose Stille herrscht, als er verspricht, die über den Rücken geworfene und mit den Lippen aufgefangene Zigarette mit einem Zündholz anzuzünden, das er brennend auf die gleiche Weise mit seinem Mund auffängt. „Das war super“, empfiehlt er der Presse, zu schreiben. Das war super. Wahrhaftig!
Das Fahrrad auf der Stirn
Raphael, der Bub in der ersten Reihe, gehört mit zu seinen größten Fans und scheut sich nicht, auf die Bühne zu gehen, um mit ihm Keulen zu schwingen. Als ein Fahrrad herein geschoben wird, das Yoolio auf der Stirn balancieren will, stockt nicht nur den Kindern der Atem. Der Jongleur schafft’s und das Publikum klatscht, stampft, jubelt.
Als Multitalent präsentiert sich Klaus Renzel, der musikalisch mit Gitarre, Olé und Hörnern zur Stierhatz auffordert und mit Brunos Hilfe und Haarschopf in Woodstock-Manier rockt oder mit Mini-Akkordeon und Nasenflöte sowie Rasseln an Saugnäpfen auf dem Kopf mit heißen Rhythmen zum Karneval nach Rio einlädt.
Seine Pantomime nimmt einen mit auf Gefühlsreisen, kritisch, angespannt, freundlich, locker, erstaunt. Er scheint zu laufen, zu rennen, stürzt in Zeitlupentempo, um gleich danach an einem Luftballon davon zu schweben… Selbst seine Geburt bringt er auf die Bühne, um mit der Saugglocke zum Comedian zu wechseln. Kleine Saugnäpfe lassen ihn zum Teufel oder Punker werden und sogar zur Freiheitsstatue von Amerika.
Dass seine pantomimische Autofahrt zu einem der Höhepunkte des Abends wird, ist nicht zuletzt Nina zu verdanken, die eine exzellente Partnerin bei Kurvenfahrten, Bremsund Lenkmanövern ist. „Absolut fantastisch“, urteilt Klaus Renzel. Die Zuschauer unterstreichen die Aussage mit frenetischem Beifall. Dass der Abend so gelingen konnte, war auch Verdienst des Publikums. Gut aufgelegt, spielte es mit. Applaus, Applaus!