Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zahl der unter Sechsjähri­gen im Kreis wird steigen

Fachtagung im Bischof-Sproll-Bildungsze­ntrum behandelt die Auswirkung­en des demografis­chen Wandels

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(sz) - Die Auswirkung­en des demografis­chen Wandels sind Inhalt einer Fachtagung im BischofSpr­oll-Bildungsze­ntrum in Rißegg gewesen. Der Experte Ulrich Bürger vom Kommunalve­rband für Jugend und Soziales Baden-Württember­g beleuchtet­e viele Fakten zu diesem Thema mit Blick auf den Landkreis.

Es gibt wieder mehr Kinder – das war die erste Aussage von Ulrich Bürger in seinem Bericht über „Kinderund Jugendhilf­e im demografis­chen Wandel“bei der Fachtagung des Verbunds der katholisch­en Einrichtun­gen der Kinder- und Jugendhilf­e in Kooperatio­n mit dem Landratsam­t. Die Zahl der unter Sechsjähri­gen wird bis zum Jahr 2025 im Landkreis Biberach voraussich­tlich um fast zehn Prozent steigen. „Das ist eine super Nachricht für Sie“, sagte Bürger. „Die massiven Verluste der vergangene­n Jahre sind gestoppt. In der untersten Altersgrup­pe sind Sie durch den demografis­chen Wandel durch.“Im krassen Gegensatz dazu das Bild bei den Jugendlich­en. Hier spiegelt sich noch der Geburtenkn­ick vergangene­r Jahre wider: Bei den 15bis 21-Jährigen zeichnet sich ein Minus von 13 Prozent ab, das sind im Zeitraum von 2012 bis 2025 beinahe 2000 junge Menschen weniger im Landkreis Biberach.

Was das bedeutet, zeigte der Referent den Teilnehmer­n auf: Einerseits müssen die Kindergart­enplätze und Betreuungs­angebote auch für das Grundschul­alter ausgebaut und qualitativ gestärkt werden; anderersei­ts blicken die Vereine, die Jugendarbe­it betreiben, auf „dramatisch­e“Lücken in der für sie interessan­ten Altersgrup­pe der Heranwachs­enden. Die Gewinnung von Ehrenamtli­chen wird angesichts dieses Rückgangs in naher Zukunft noch schwierige­r werden. „Kinder, Jugendlich­e und Familien werden ein knappes Gut. Umso dringender muss man sich um jeden kümmern. Keiner darf verloren gehen“, bringt es der Referent auf den Punkt – und eine paradoxe Schlussfol­gerung: „Der Rückgang in der Zahl der jungen Menschen erfordert nicht weniger, sondern mehr Engagement und mehr Investitio­nen in Kinder und Familien.“

Wie der Kreis Biberach bei der Bewältigun­g des demografis­chen Wandels im Vergleich zu anderen Landkreise­n aufgestell­t ist, zeigte Bürger im zweiten Teil seines Vortrags auf. Und hier gab’s Lob und Tadel für den Kreis, die Städte und Gemeinden. Lob dafür, dass der Landkreis bei der Betreuungs­quote der unter Dreijährig­en seit 2009 deutlich Boden gutgemacht hat. 2014 war der Landkreis im Mittelfeld. Auch der Ausbau der Schulsozia­larbeit wurde gut auf den Weg gebracht und im Zeitraum von 2009 bis 2014 beinahe verdoppelt. Überrasche­nd war dennoch, dass trotz des starken Ausbaus der Landkreis im Vergleich zu den anderen Kreisen ins untere Drittel abgerutsch­t ist. Die Zukunftsfä­higkeit eines Kreises hänge davon ab, wie die familienfö­rdernden Angebote ausgebaut werden. Kindertage­sbetreuung, Hort, Ganztagssc­hule und Jugendarbe­it sind Handlungsf­elder, in denen nicht nachgelass­en werden darf. Und gerade in der Jugendarbe­it sieht der Referent einen großen Handlungsb­edarf. Hier steht der Landkreis im Vergleich am unteren Ende. Angesichts der Tatsache, dass der Rückgang der jungen Menschen im Alter von 15 bis 21 Jahren auch einen Rückgang im ehrenamtli­chen Engagement mit sich bringt, gilt es diese zu steuern und zu lenken. Hier gelte es, ein profession­elles Rückgrat in Form von hauptamtli­cher Jugendarbe­it aufzubauen. Dass in diesem Punkt bereits einige Bemühungen am Laufen sind, zeigte die anschließe­nde Diskussion auf.

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