Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Tote Frau in Berg: Anklage wegen Mordes
Kreis Ravensburg: 45-Jähriger soll seine Ehefrau erwürgt und einen Selbstmord inszeniert haben
- Die Ermittlungen im Fall der im Juli des Jahres tot aufgefundenen Frau in Berg (Landkreis Ravensburg) sind abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft Ravensburg hat vor dem Landgericht Ravensburg Anklage wegen des Verdachts des Mordes erhoben. Das teilt Oberstaatsanwalt Karl-Josef Diehl auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit. Einen Termin für die Hauptverhandlung gibt es laut Landgericht noch nicht.
Zur Vorgeschichte: Im Juli wird die 43-jährige Mutter dreier Kinder in einem Wohnhaus im Berger Ortsteil Weiler tot aufgefunden. Die Umstände deuteten zuerst auf Selbstmord hin, auf was auch eine dementsprechende Traueranzeige in der „Schwäbischen Zeitung“schließen ließ. Doch dann traten Ungereimtheiten auf, weshalb die Polizei ermittelte und Zeugen bat, sich bei ihr zu melden. Man ging davon aus, dass der Selbstmord lediglich inszeniert worden war. Der Ehemann der Frau wurde verhaftet, der seither in Untersuchungshaft sitzt. Eine 25-köpfige Ermittlungsgruppe der Kriminalpolizei in Friedrichshafen ist seit diesem Zeitpunkt im Einsatz und untersuchte den Fall.
Ehefrau wurde erwürgt
Jetzt geht die Staatsanwaltschaft Ravensburg also von Mord aus. „Unseren Ermittlungen zufolge hat der Angeschuldigte, der seit Februar 2016 von seiner Frau und seinen drei Kindern getrennt lebte, seine Ehefrau im ehemals gemeinsam bewohnten Wohnhaus erwürgt und anschließend eine Situation nachgestellt, die den Anschein erwecken sollte, dass sie einen Suizid durch Erhängen begangen habe“, so Oberstaatsanwalt Karl-Josef Diehl. Als Motiv geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Angeschuldigte aufgrund der Trennungssituation einer schlechten finanziellen Perspektive entgegensah und sich durch die Tat in den Besitz des Wohnhauses beziehungsweise des Erbteils hieran bringen wollte. Außerdem habe er auch das Umgangsund Besuchsrecht betreffend der drei gemeinsamen Kinder durchsetzen wollen. „Wir gehen deshalb vom Vorliegen der Mordmerkmale Habgier und niedrige Beweggründe aus“, so Diehl.
Tatverdächtigter schweigt
Im Rahmen der Ermittlungen seien neben zahlreichen Zeugenvernehmungen äußerst umfangreiche kriminaltechnische und rechtsmedizinische Untersuchungen durchgeführt worden, die, so Diehl, den dringenden Tatverdacht nach der Bewertung der vorliegenden Indizien und Beweisanzeichen belegen. Der tatverdächtige Vater habe im Ermittlungsverfahren die Tatbegehung bestritten. Derzeit schweigt er sich aus.
Der 45-Jährige sitzt weiterhin in Untersuchungshaft. „Nach Anklageerhebung befindet sich das Verfahren somit im sogenannten Zwischenverfahren, in dem das Gericht nunmehr über die Eröffnung des Hauptverfahrens und über die Frage der Fortdauer der Untersuchungshaft zu entscheiden hat“, schreibt Oberstaatsanwalt Karl-Josef Diehl.
Laut Matthias Geiser, dem Pressesprecher des Landgerichts Ravensburg, steht noch kein Termin für den Prozessauftakt fest. Der wird wohl erst im kommenden Jahr feststehen. „Da es sich aber um eine Haftsache handelt, wird der Fall beschleunigt behandelt“, sagt Geiser.