Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kontaktmann Amris in Berlin festgesetzt
Attentäter verschickte Nachrichten – Lkw-Bremssystem verhinderte wohl noch mehr Tote
(dpa/AFP) Gut eine Woche nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt haben Ermittler einen möglichen Kontaktmann des mutmaßlichen Attentäters Anis Amri festgenommen. Die Telefonnummer des 40-jährigen Tunesiers hatte Amri in seinem Handy gespeichert, wie die Bundesanwaltschaft am Mittwoch mitteilte. „Die weiteren Ermittlungen deuten darauf hin, dass er in den Anschlag eingebunden gewesen sein könnte“, schrieb die Karlsruher Behörde. Es werde geprüft, ob Haftbefehl beantragt werde.
Nach einem „Focus“-Bericht hatte Amri zehn Minuten vor dem Anschlag in Berlin noch Sprachnachrichten und Fotos verschickt – möglicherweise an andere Islamisten. Das erfuhr das Magazin aus Berliner Sicherheitskreisen. Amri soll Nachrichten an Gesinnungsgenossen aus Berlin und dem Ruhrgebiet gesendet haben. Unter den Empfängern war auch der festgenommene Tunesier.
Dass der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt nicht noch schlimmere Folgen hatte, hat offenbar ein automatisches Lkw-Bremssystem verhindert. Dies berichteten „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR unter Berufung auf Ermittler. Nur deshalb sei der Lastwagen nach 70 bis 80 Metern zum Stehen gekommen. Das automatische Bremssystem reagierte danach auf den Aufprall und betätigte dann die Bremsen. Zuvor war spekuliert worden, der polnische Lastwagenfahrer könne dem Attentäter ins Lenkrad gegriffen und damit Schlimmeres verhindert haben.
Die Spurensuche nach den Aufenthaltsorten Amris führt auch nach Karlsruhe. Bei seiner Entlassung nach einem kurzen Aufenthalt in der JVA Ravensburg im Sommer habe Amri als Wohnanschrift eine Adresse in Karlsruhe angegeben, sagte am Mittwoch ein Sprecher des Justizministeriums. Sie stehe in den Entlassungsakten, sagte auch der Vizeleiter der JVA, Bernhard Locher. Es habe sich um die Anschrift des „Menschenrechtszentrums Karlsruhe“gehandelt.
Im Zuge der Ermittlungen zu möglichen Komplizen von Amri gab es auch in Italien mehrere Hausdurchsuchungen. Sie hätten sich auf Kontakte bezogen, die der Tunesier während seiner Zeit in Gefängnissen in Italien geknüpft hatte, meldete die Nachrichtenagentur Ansa.