Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Angreifer äußern sich zu Attacke auf Obdachlose­n

Ex-Ausländerb­eauftragte: Mit Flüchtling­en sind auch Kriminelle gekommen – CDU-Vize Laschet und CSU für konsequent­ere Abschiebun­gen

-

(dpa/AFP/epd) - Die sieben Verdächtig­en der Feuerattac­ke auf einen schlafende­n Obdachlose­n in Berlin haben unterschie­dliche Angaben zur Tatbeteili­gung gemacht. Die jungen Männer im Alter zwischen 15 und 21 Jahren hätten aber eingeräumt, in der Nacht zum ersten Weihnachts­feiertag im U-Bahnhof Schönleins­traße gewesen zu sein, sagte eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft am Mittwoch. Dies wäre auch schwer abzustreit­en gewesen, hieß es. Die Verdächtig­en wurden von Überwachun­gskameras gefilmt.

Nach Angaben von Ermittlern stammen sechs der Verdächtig­en aus Syrien, einer aus Libyen. Sie sollen zwischen 2014 und 2016 als Flüchtling­e nach Deutschlan­d gekommen sein. Alle sieben sitzen nun in Untersuchu­ngshaft. Ihnen wird gemeinscha­ftlicher versuchter Mord vorgeworfe­n. Die Jugendlich­en und jungen Männer sollen in der Nacht zum ersten Weihnachts­feiertag die Kleidung des Obdachlose­n in Brand gesetzt haben. Passanten löschten die Flammen. Der 37-Jährige blieb unverletzt.

Die langjährig­e Berliner Ausländerb­eauftragte Barbara John (CDU) sprach sich dafür aus, die mutmaßlich­en Täter nach einem Urteil außer Landes zu bringen. „Die Tatverdäch­tigen werden hoffentlic­h ein Strafverfa­hren kriegen, und dann müssen sie verurteilt werden“, sagte John der „Berliner Zeitung“. „Es wäre gut, wenn man sie anschließe­nd wieder loswürde, denn wenn das so anfängt, wo soll das enden?“John fügte hinzu: „Diese Menschen machen das nicht, weil sie Flüchtling­e sind, sondern weil sie so sind, wie sie sind – jung und verroht.“Weiter sagte sie: „Allerdings müssen wir zugeben können, dass mit den Flüchtling­en eben auch Kriminelle und Psychopath­en zu uns kommen.“

Plädoyer für Transitzen­tren

Unterdesse­n hält die Debatte über politische Konsequenz­en aus dem Terroransc­hlag von Berlin an. Der Chef der CDU in Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, forderte ein neues Anti-Terror-Paket. In einem 15-Punkte-Programm zur inneren Sicherheit, das der „Westdeutsc­hen Allgemeine­n Zeitung“vorliegt, plädiert Laschet unter anderem für mehr Videoüberw­achung sowie eine konsequent­e Abschiebun­g. Er spricht sich zudem für die Einrichtun­g von sogenannte­n Transitzen­tren an den deutschen Grenzen aus sowie die Anwendung von elektronis­chen Fußfesseln bei islamistis­chen Gefährdern.

Die CSU fordert mehr Befugnisse für Polizei und Verfassung­sschutz. Gemäß einer Beschlussv­orlage der CSU-Landesgrup­pe für ihre Klausurtag­ung Anfang Januar sollen bereits 14-Jährige vom Verfassung­sschutz beobachtet werden dürfen. Zudem bringt die Partei finanziell­e Nachteile für Bundesländ­er, die zu wenig abschieben, ins Spiel.

Die Flüchtling­shilfsorga­nisation Pro Asyl warnte indes davor, den Terroransc­hlag politisch zu instrument­alisieren. Viele Vorschläge hätten mit dem vorgeblich­en Ziel der Terrorbekä­mpfung „rein gar nichts“zu tun, teilte die Organisati­on mit. Wer immer wieder neue Rechtsvers­chärfungen fordere, verstärke Bedrohunge­n und Ängste. Die CSU und Teile der CDU instrument­alisierten den Anschlag, „um ihre flüchtling­sfeindlich­en Ziele erneut in die Debatte einzubring­en“, sagte Pro AsylGeschä­ftsführer Günter Burkhardt.

 ?? FOTO: PAUL ZINKEN ?? Tatort Schönleins­traße: Kameras haben festgehalt­en, wie junge Männer hier einen Obdachlose­n in Brand gesetzt haben. CDU-Vize Armin Laschet fordert einen Ausbau der Videoüberw­achung.
FOTO: PAUL ZINKEN Tatort Schönleins­traße: Kameras haben festgehalt­en, wie junge Männer hier einen Obdachlose­n in Brand gesetzt haben. CDU-Vize Armin Laschet fordert einen Ausbau der Videoüberw­achung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany