Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zur Person Botschafter
hatte gerade sein Gouverneursamt in Iowa angetreten, als er Xi Jinping zum ersten Mal traf. Man schrieb das Jahr 1985, eine Delegation aus China besuchte den US-Bundesstaat, um von den Erfahrungen amerikanischer Landwirte zu lernen. Xi war ein unbekannter Apparatschik. Der Gouverneur Branstad legte Wert darauf, die Gäste persönlich zu empfangen, denn China war ein Markt, den Iowa mit seinen endlosen Maisfeldern erschließen wollte. Weshalb Xi, heute chinesischer Staatspräsident, den Mann einen Freund nennt.
Angesichts der Vorgeschichte liegt es auf der Hand, einen wie Branstad als Botschafter nach Peking zu entsenden. Überraschend kam es dann aber doch, als Donald Trump den 70-Jährigen berief. Im Wahlkampf hatte Trump damit gedroht, chinesische Exporte in die USA mit Zöllen von 45 Prozent zu belegen. Als designierter Präsident nahm er nicht nur einen Anruf der taiwanesischen Staatschefin entgegen, er machte auch deutlich, dass er die Ein-China-Politik, wonach die USA allein die Volksrepublik, nicht aber Taiwan anerkennen, auf den Prüfstand zu stellen gedenkt. Das wirft natürlich die Frage auf, was er mit der Personalie Branstad bezweckt.
Nach dem Studium diente Terry Edward Branstad zunächst als Militärpolizist bei der USArmee. 1973 wurde er erstmals ins Bundesstaatenparlament Iowas gewählt, zehn Jahre darauf zum Gouverneur des „Hawkeye State“. Bis 1999 hatte er das Amt inne, bevor er eine Pause einlegte, aber nur, um 2010 erneut anzutreten – und erneut zu gewinnen.
Als das republikanische Establishment Donald Trump noch die kalte Schulter zeigte, war Branstad einer der Wenigen, die den Immobilienmilliardär im Wahlkampf unterstützten, sich anfangs zumindest neutral verhielten. Sein Sohn Eric leitete das Kampagnenbüro Trumps in Iowa. Branstad senior, so viel lässt sich mit Gewissheit sagen, wird nach gewonnener Schlacht für seine Treue belohnt. Frank Herrmann