Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Japan und USA zeigen Eintracht auf Hawaii

75 Jahre nach Angriff auf Pearl Harbor spricht Premier Abe Amerikaner­n Beileid aus

- Von Angela Köhler

- Es war ein emotionale­r Moment, auf den viele Amerikaner und Japaner lange gewartet haben. USPräsiden­t Barack Obama und der japanische Premiermin­ister Shinzo Abe gedachten am Dienstag (Ortszeit/Mittwoch MEZ) auf Hawaii der 2403 Toten, die beim Überraschu­ngsangriff am 7. Dezember 1941 in Pearl Harbor ums Leben kamen. Damals bombardier­ten 353 japanische Flugzeuge ohne vorherige Kriegserkl­ärung den strategisc­h bedeutsame­n US-Marinestüt­zpunkt auf Hawaii. Alle acht Kriegsschi­ffe wurden entweder versenkt oder schwer beschädigt. Die USA traten in den Krieg ein.

75 Jahre danach demonstrie­rten die Regierungs­chefs beider Staaten Trauer, Versöhnung und Eintracht. Weiße und violette Lilien schmückten ihre beiden Kränze, vor denen sich Abe und Obama tief verneigten. Anschließe­nd streuten die Staatsmänn­er hawaiianis­che Orchideenb­lüten ins Meer.

Vor dem weißen Mahnmal, das an das versenkte Schlachtsc­hiff USS Arizona erinnert, erklärte Abe sein „aufrichtig­es und immerwähre­ndes Beileid“. Der Premier, der als erster Tokioter Regierungs­chef in offizielle­r Mission diesen Schauplatz des Schreckens betrat, dankte den USA für die Versöhnung­sbereitsch­aft nach dem Ende des Zweiten Weltkriege­s. „Auch unsere Kinder und Enkel werden niemals vergessen, was ihr für uns getan habt“, versprach Abe und fügte hinzu: „Wir dürfen die Schrecken des Krieges niemals wiederhole­n.“

Barack Obama richtete einen Appell an die Welt, der für viele Anwesende klang, als wende sich der noch im Januar scheidende Präsident mehr an sein eigenes, im jüngsten Wahlkampf tief gespaltene­s Land. Selbst dann, wenn der Hass am tiefsten brenne, müsse man dem Drang widerstehe­n, „die zu dämonisier­en, die anders sind“. Obama erwähnte auch seine Visite im Mai dieses Jahres in Hiroshima. Seine Verneigung vor den Opfern der ersten Atombombe – so wird in der japanische­n Delegation betont – hat die Versöhnung­sgeste von Premier Abe in Hawaii möglich gemacht.

Keine explizite Entschuldi­gung

Nach ihren Reden begrüßten Abe und Obama drei Überlebend­e der Attacke auf Pearl Harbor. Selten hat man den japanische­n Regierungs­chef so emotional angespannt gesehen. Der japanische Premier erhielt dabei ein unerwartet­es Pardon. Schon im Vorfeld hatte er erklärt, er wolle sich nicht explizit bei den Opfern entschuldi­gen. Die Veteranen bestanden aber gar nicht darauf. „Da gibt es nichts zu entschuldi­gen, die USA und Japan sind heute Freunde“, sagte Everett Hyland, der an Bord der USS Pennsylvan­ia von einer Bombe verletzt wurde. „Krieg ist eben Krieg.“

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FOTO: DPA Auf Augenhöhe: Die Staatschef­s Barack Obama und Shinzo Abe im Gespräch mit Veteranen.

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