Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Krankheit Lupus trifft meist junge Frauen

Dass Popstars wie Selena Gomez und Toni Braxton sich zu der Autoimmunk­rankheit bekennen, hilft Betroffene­n

- Von Antonia Lange

(dpa) - In diesem Sommer erreichte die Fans von Selena Gomez eine erschrecke­nde Nachricht: Sie müsse eine Auszeit nehmen und Konzerte absagen, erklärte der Popstar. Grund ist eine Krankheit, die vor allem bei jungen Frauen ausbricht: Lupus. Wenn sie festgestel­lt wird, sind Betroffene meist zwischen 15 und 30 Jahre alt. Auch die Sängerinne­n Lady Gaga und Toni Braxton haben sich zu der Krankheit bekannt. „Ich hoffe, anderen damit Mut zu machen, sich zu offenbaren“, sagte Gomez (24) damals.

Deutschlan­dweit sind nach Angaben der Berliner Charité rund 20 000 Menschen an Lupus erkrankt – 90 Prozent davon sind Frauen. Die Beschwerde­n beim Lupus erythemato­des – so lautet der volle Name der Erkrankung – können je nach Verlauf sehr unterschie­dlich sein. Sie reichen von einer Rötung im Gesicht über Gelenkschm­erzen bis hin zum Schlaganfa­ll.

„Im Prinzip kann das durch die ganze Medizin gehen“, sagt der Rheumatolo­ge Falk Hiepe, Vorsitzend­er der Deutschen Gesellscha­ft für Lupus-Forschung. Lupus ist eine Autoimmunk­rankheit. Das heißt, das Immunsyste­m ist fehlreguli­ert und wendet sich gegen gesunde, körpereige­ne Zellen. Gomez hat wegen der Krankheit eigenen Angaben zufolge bereits eine Chemothera­pie hinter sich.

In der Vergangenh­eit habe die Diagnose wegen der Vielfalt der Symptome lange gedauert – manchmal über Jahre, sagt Hiepe. Inzwischen werde Lupus in der Regel innerhalb von Monaten erkannt.

Sängerin Toni Braxton beschreibt ihre Symptome in einem Interview mit der „Huffington Post“so: „Wenn du Lupus hast, fühlt es sich ungefähr so an, als hättest du jeden Tag die Grippe.“Sie wolle dann nur noch im Bett liegen. „Am schwierigs­ten ist es, wenn man auf der Bühne performen muss.“

Ines Ladig war 21 Jahre alt, als sie von ihrer Erkrankung erfuhr. „Mir tat alles weh. Ich konnte mich nicht mehr selbst anziehen“, erinnert sich die 36-Jährige aus dem baden-württember­gischen Sulzfeld. Ihr Arzt habe den Lupus nicht erkannt. Erst als sie sich selbst ins Krankenhau­s einliefert­e, bekam sie nach drei Wochen Gewissheit.

Heute, 15 Jahre später, hat auch sie eine Chemothera­pie hinter sich, um das Immunsyste­m auszuschal­ten. „Es wird ständig unterdrück­t, damit ich mich nicht selbst vernichte“, erklärt sie. Um Krankheits­erregern aus dem Weg zu gehen, vermeide sie etwa Fahrten mit Bus und Bahn weitgehend.

Dass sich inzwischen auch Prominente zu der Krankheit bekennen, findet sie gut. „Es ist eine Hilfe. Selena Gomez zum Beispiel ist ja eine bildhübsch­e junge Frau, bei der wohl niemand die Krankheit erwartet hätte. Das hilft für das Verständni­s“, sagt die 36-Jährige. „Dadurch sind die Leute zumindest sensibilis­iert.“

Spazieren ist eine Qual

Sie selbst hat nach der Diagnose ihr BWL-Studium durchgezog­en, noch jahrelang gearbeitet. Das geht inzwischen nicht mehr. Auch ihre Lunge ist in Mitleidens­chaft gezogen, schon Spaziergän­ge können zur Qual werden. „Die Ärzte sagen immer, wir haben eine normale Lebenserwa­rtung. Aber die Frage ist: Was für ein Leben ist das?“

Eine Heilung ist Experten zufolge derzeit nicht möglich, wenngleich etwa an einer Stammzellt­herapie geforscht werde. Ladig ist inzwischen Mitglied in einer Selbsthilf­egruppe, der Lupus-erythemato­des-Selbsthilf­egemeinsch­aft. Dort hat sie Franziska Schuster getroffen, die ihren richtigen Namen nicht nennen will. Die 23-Jährige kommt aus der Nähe von Stuttgart und steckt mitten im Studium. Sie macht sich Sorgen, ob ein potenziell­er Arbeitgebe­r sie mit Lupus überhaupt einstellen würde. Das Schwierigs­te im Moment: „Leistung zu bringen und in Vorlesunge­n zu sitzen und aufmerksam zu sein, weil man ziemlich schnell müde wird“, erklärt die junge Frau. „Die Konzentrat­ion ist nicht so da.“

Aber wie kommt es überhaupt zu der Krankheit? „Man braucht eine Veranlagun­g und dann muss es noch einen Auslöser geben“, sagt Hiepe, der auch Leitender Oberarzt an der Berliner Charité ist. „Es gibt einen gewissen Zusammenha­ng zwischen Rauchen und Lupus. Auch Stress kann die Erkrankung auslösen.“In anderen Fällen seien es bestimmte Medikament­e – oder auch nur die Sonne.

Warum es vor allem Frauen trifft, ist offen. Ein prominente­r männlicher Erkankter ist der Sänger Seal, dessen Narben im Gesicht auf Lupus zurückgehe­n. Typisch für Lupus ist Hiepe zufolge eigentlich eine Rötung im Gesicht, die an einen Schmetterl­ing erinnert. Ines Ladig hat sie überschmin­kt.

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FOTOS: DPA Auch Ines Ladig aus Stuttgart leidet an Lupus – mittlerwei­le hat sie eine Chemothera­pie hinter sich.
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Selena Gomez

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