Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Apotheker geben syrischem Kollegen ein Praktikum
Mohammed Alkathib arbeitet sechs Wochen lang in drei Mengener Apotheken mit
- Seine Apotheke in Damaskus ist zerstört worden. Als Flüchtling ist Mohammed Alkathib aus Syrien nach Deutschland gekommen. Unglaublich gern würde der Apotheker wieder in seinem Beruf arbeiten. Ohne ausreichende Deutschkenntnisse ist der Weg schwer. Durch ein Praktikum, das er in drei Mengener Apotheken absolvieren kann, wollen ihm seine deutschen Kollegen dabei helfen.
Mohammed Alkathib ist vor 18 Monaten nach Deutschland gekommen. Sein Asylantrag ist bewilligt worden und als anerkannter Flüchtling konnte er seine Frau und einen seiner Söhne nachholen. Die drei haben eine Wohnung in Mengen gefunden. Im Gegensatz zu vielen anderen Berufsgruppen wird das Studium von Alkathib in Deutschland voll anerkannt. „Er muss zwar das dritte Staatsexamen wiederholen und ein Praxisjahr in einer Apotheke machen, aber dann kann er wieder als Apotheker arbeiten“, erzählt Mirko Alexander, Inhaber der Kreuz Apotheke. Was er damit sagen will: Alkathib hat zwar in Syrien alles verloren, hat aber die Chance, sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen.
Drei Apotheken, ein Praktikum
„Aber dabei braucht er Unterstützung“, sagt Alexander. Der Mengener Apotheker hat seinen syrischen Kollegen schon ein wenig in seiner Filiale in Bad Saulgau helfen lassen. „Deshalb ist die Arbeitsagentur auch auf mich zugekommen, als es darum ging, einen Praktikumsplatz zu finden.“Mirko Alexander hat dafür auch die Stadt Apotheke und die Marienapotheke mit ins Boot geholt. So kann Alkathib die Arbeitsweisen in drei unterschiedlichen Apotheken kennenlernen. Jeweils zwei Wochen verbringt er in jeder Apotheke, die Stadt Apotheke ist seine letzte Station.
„Man merkt sofort, dass er sich mit Inhaltsstoffen und Medikamenten auskennt, auch wenn er nicht gut Deutsch spricht“, sagt Carmen Gebler. Medikamente alphabetisch einzusortieren falle ihm leicht und wenn es um das Anmischen einer Salbe ginge, blühe er regelrecht auf. Kunden bedienen darf er allerdings nicht.
„Es ist für beide Seiten total ungewohnt, aber auch spannend“, findet Mirko Alexander. „Einerseits haben wir da einen Praktikanten, der sich eigentlich genauso auskennt wie wir. Andererseits hat Mohammed 19 Jahre eine eigene Apotheke gehabt und war der Chef und jetzt soll er sich plötzlich von uns sagen lassen, was er machen soll.“Vor allem bei den beiden Frauen sei ihm das anfangs schwer gefallen. „Er kennt das aus Syrien nicht, dass eine Frau das Sagen hat“, sagt Simone Lutz. „Dafür hat er sich erstaunlich schnell daran gewöhnt.“
Mit besonderem Fachwissen konnte Mohammed Alkathib auch schon glänzen. „Uns hat eine Frau eine große Aloe-Vera-Pflanze gebracht und wollte, dass wir daraus eine Creme machen“, erzählt Lutz. Sie und ihre Mitarbeiter hätten sich wahrscheinlich Bedenkzeit ausgebeten und erst einmal nachschlagen müssen. Der syrische Apotheker hätte aber gleich die Initiative ergriffen, den Saft aus der Pflanze gepresst und filtriert und eine ganz wunderbare Creme erstellt. „Das hat er in seiner Heimat definitiv schon sehr oft gemacht“, sagt Lutz.
Wenn es schnell gehen muss, sprechen die Mengener Apotheker mit ihrem Praktikanten englisch. „Sonst versuchen wir, so viel wie möglich auf Deutsch zu klären“, sagen sie. Das Lernen der Sprache sei jetzt nämlich die größte Baustelle. Um das Examen in Deutschland ablegen zu können, muss Alkathib das Sprachniveau C1 nachweisen können. „Davon ist er aber noch weit entfernt“, sagt Alexander. Alkathib nickt. „Ich muss noch viel lernen“, sagt er. Zum Glück hat ihm der Mengener Arbeitskreis Asyl einen Sprachpaten vermittelt, der zusätzlich zum Sprachkurs in Sigmaringen mit ihm lernt. Wenn aber die Sprachbarriere erst einmal abgebaut ist, stehe einem beruflichen Erfolg in Deutschland nichts im Wege, glauben die drei deutschen Apotheker. „Er wird ganz schnell eine Stelle bekommen“, sagt Gebler. „Apotheker sind nämlich Mangelware.“