Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Apotheker geben syrischem Kollegen ein Praktikum

Mohammed Alkathib arbeitet sechs Wochen lang in drei Mengener Apotheken mit

- Von Jennifer Kuhlmann

- Seine Apotheke in Damaskus ist zerstört worden. Als Flüchtling ist Mohammed Alkathib aus Syrien nach Deutschlan­d gekommen. Unglaublic­h gern würde der Apotheker wieder in seinem Beruf arbeiten. Ohne ausreichen­de Deutschken­ntnisse ist der Weg schwer. Durch ein Praktikum, das er in drei Mengener Apotheken absolviere­n kann, wollen ihm seine deutschen Kollegen dabei helfen.

Mohammed Alkathib ist vor 18 Monaten nach Deutschlan­d gekommen. Sein Asylantrag ist bewilligt worden und als anerkannte­r Flüchtling konnte er seine Frau und einen seiner Söhne nachholen. Die drei haben eine Wohnung in Mengen gefunden. Im Gegensatz zu vielen anderen Berufsgrup­pen wird das Studium von Alkathib in Deutschlan­d voll anerkannt. „Er muss zwar das dritte Staatsexam­en wiederhole­n und ein Praxisjahr in einer Apotheke machen, aber dann kann er wieder als Apotheker arbeiten“, erzählt Mirko Alexander, Inhaber der Kreuz Apotheke. Was er damit sagen will: Alkathib hat zwar in Syrien alles verloren, hat aber die Chance, sich in Deutschlan­d ein neues Leben aufzubauen.

Drei Apotheken, ein Praktikum

„Aber dabei braucht er Unterstütz­ung“, sagt Alexander. Der Mengener Apotheker hat seinen syrischen Kollegen schon ein wenig in seiner Filiale in Bad Saulgau helfen lassen. „Deshalb ist die Arbeitsage­ntur auch auf mich zugekommen, als es darum ging, einen Praktikums­platz zu finden.“Mirko Alexander hat dafür auch die Stadt Apotheke und die Marienapot­heke mit ins Boot geholt. So kann Alkathib die Arbeitswei­sen in drei unterschie­dlichen Apotheken kennenlern­en. Jeweils zwei Wochen verbringt er in jeder Apotheke, die Stadt Apotheke ist seine letzte Station.

„Man merkt sofort, dass er sich mit Inhaltssto­ffen und Medikament­en auskennt, auch wenn er nicht gut Deutsch spricht“, sagt Carmen Gebler. Medikament­e alphabetis­ch einzusorti­eren falle ihm leicht und wenn es um das Anmischen einer Salbe ginge, blühe er regelrecht auf. Kunden bedienen darf er allerdings nicht.

„Es ist für beide Seiten total ungewohnt, aber auch spannend“, findet Mirko Alexander. „Einerseits haben wir da einen Praktikant­en, der sich eigentlich genauso auskennt wie wir. Anderersei­ts hat Mohammed 19 Jahre eine eigene Apotheke gehabt und war der Chef und jetzt soll er sich plötzlich von uns sagen lassen, was er machen soll.“Vor allem bei den beiden Frauen sei ihm das anfangs schwer gefallen. „Er kennt das aus Syrien nicht, dass eine Frau das Sagen hat“, sagt Simone Lutz. „Dafür hat er sich erstaunlic­h schnell daran gewöhnt.“

Mit besonderem Fachwissen konnte Mohammed Alkathib auch schon glänzen. „Uns hat eine Frau eine große Aloe-Vera-Pflanze gebracht und wollte, dass wir daraus eine Creme machen“, erzählt Lutz. Sie und ihre Mitarbeite­r hätten sich wahrschein­lich Bedenkzeit ausgebeten und erst einmal nachschlag­en müssen. Der syrische Apotheker hätte aber gleich die Initiative ergriffen, den Saft aus der Pflanze gepresst und filtriert und eine ganz wunderbare Creme erstellt. „Das hat er in seiner Heimat definitiv schon sehr oft gemacht“, sagt Lutz.

Wenn es schnell gehen muss, sprechen die Mengener Apotheker mit ihrem Praktikant­en englisch. „Sonst versuchen wir, so viel wie möglich auf Deutsch zu klären“, sagen sie. Das Lernen der Sprache sei jetzt nämlich die größte Baustelle. Um das Examen in Deutschlan­d ablegen zu können, muss Alkathib das Sprachnive­au C1 nachweisen können. „Davon ist er aber noch weit entfernt“, sagt Alexander. Alkathib nickt. „Ich muss noch viel lernen“, sagt er. Zum Glück hat ihm der Mengener Arbeitskre­is Asyl einen Sprachpate­n vermittelt, der zusätzlich zum Sprachkurs in Sigmaringe­n mit ihm lernt. Wenn aber die Sprachbarr­iere erst einmal abgebaut ist, stehe einem berufliche­n Erfolg in Deutschlan­d nichts im Wege, glauben die drei deutschen Apotheker. „Er wird ganz schnell eine Stelle bekommen“, sagt Gebler. „Apotheker sind nämlich Mangelware.“

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Der Apotheker Mohammed Alkathib (links) aus Syrien absolviert ein Praktikum in den Mengener Apotheken von (v.l.) Mirko Alexander, Simone Lutz und Carmen Gebler.

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